Die feurige Braut des Highlanders: Roman (German Edition)
Ronans Zorn noch weiter anzustacheln.
Er presste die Lippen zusammen und wurde starr vor Anspannung. In jüngeren Jahren hätte er sein Schwert gezogen und auf den Nebel eingeschlagen, um dessen kalten, feuchten Brodem wie einen Schwarm sich windender Schlangen zu den Fenstern hinauszutreiben.
Aber heute wusste er es besser.
Nicht einmal alle Schwerter der Highlands konnten etwas gegen diese Teufelei bewirken.
Ronan unterdrückte einen Fluch und weigerte sich, der Dunkelheit den Sieg zu überlassen, auch wenn eine unbewegte Miene nur ein sehr kleiner Triumph war. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und war nicht überrascht, den Geruch von Regen wahrzunehmen. Der Gedanke, dass die Menschen an jedem anderen Ort in Kintail sich jetzt an einem schönen Herbstnachmittag erfreuten, krampfte ihm den Magen und das Herz zusammen.
Auch er würde es genießen, irgendwo im Hochland unter einem wolkenlosen blauen Himmel zu stehen und den frischen Wind zu spüren. Oder am Ufer eines Sees entlangzureiten, frei von Sorgen und Flüchen und geblendet von dem Licht, das auf dem Wasser glitzerte.
Licht, das er nach Castle Dare zurückbringen wollte - falls die Sonne die erdrückenden Mauern dieser Festung überhaupt schon jemals mit ihren Strahlen berührt hatte.
Er bezweifelte das.
Was er nicht bezweifelte, war die Zuversicht, dass er diesen Fluch brechen würde.
Mit grimmigem Blick schaute er auf die eisenbeschlagene Truhe auf der anderen Seite des Zimmers, in der seine Reisekleidung lag. Es war an der Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Doch noch ehe er zur Truhe hinübergehen konnte, wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgestoßen und sein Großvater stürmte herein, gefolgt von einer Magd mit einer Kanne Wein und Bechern.
»Ho, Junge! Ich bringe gute Neuigkeiten.« Der große, stämmige Mann, der trotz seines ergrauenden Haars noch immer wie ein grimmiger Kämpfer aussah, stürmte so schnell an Ronan vorbei, dass ihm sein Plaid um die Knie flatterte und das lange Schwert gegen das Bein schlug. Er ging geradewegs auf die Fenster zu, vor denen sich die Nebelschwaden bei seinem Näherkommen auflösten. »Pah! Siehst du? Selbst die wissen, wann sie sich geschlagen geben müssen.«
Ronan widerstand dem Impuls, eine Augenbraue hochzuziehen. Es kam in der Tat nur selten vor, dass der verdammte Nebel sich nicht zurückzog, wenn Valdar MacRuari einen Raum betrat.
Denn ob der Clan sein altes Oberhaupt liebte oder nicht, das Furchteinflößende, das er an sich hatte, vermochte selbst die Schatten des Mondes zu vertreiben.
»Nun?«, fragte er mit dröhnender Stimme.
»Ob Mensch oder Nebel, klug ist, wer den Moment erkennt, wann er sich zurückziehen muss.« Ronan sah die letzten dünnen Nebelfetzen über den Fenstersims ins Freie kriechen. »Ich habe auch Neuigkeiten ...«
»Bestimmt nicht so erfreuliche wie meine.« Sein Großvater stand mit stolzgeschwellter Brust vor ihm und blickte unter seinen buschigen Brauen das Dienstmädchen an, das neben ihm stand. »Und wenn Anice sich in Bewegung setzt und uns Wein einschenkt, können wir auf dein Glück trinken.«
Ronan runzelte die Stirn.
Das Mädchen starrte mit großen Augen auf das Fenster, und die Hände zitterten ihr so heftig, dass der Rotwein aus der Kanne überschwappte und ihren Rock befleckte.
Die Kleine war die Tochter eines Rinderhirten und sie würde noch vor Angst in Ohnmacht fallen, wenn man sie nicht bald zurück nach Hause schickte. Es war nur eine bescheidene, strohgedeckte Kate aus Stein und Torf, aber sie stand am äußersten Rand der Ländereien der MacRuaris und war damit weit genug entfernt, um von Castle Dares schlimmster Düsternis verschont zu bleiben.
Ronan nahm Anice den Krug und die Becher ab und entließ sie mit einem Nicken. Kaum war sie hinausgehuscht, schenkte er zwei Becher des starken Rotweins ein und reichte einen seinem Großvater. »Die Kleine wird froh sein, wenn du ihr sagst, dass ihre Dienste hier nicht mehr benötigt werden.« Den Blick auf Valdar gerichtet trank Ronan einen Schluck Wein. »Und sogar noch froher, zurückkehren zu dürfen, wenn ich wieder da bin ... falls alles nach Plan geht.«
»Wenn du wieder da bist?« Valdars Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Du liebe Güte, Junge, du kannst jetzt nicht hier weg! Nicht, wenn deine Braut schon morgen eintrifft.«
Ronan verschluckte sich fast an seinem Wein. »Meine was?«
»Deine Braut!«, wiederholte Valdar scharf und verengte seine Augen zu seinem durchdringendsten Blick.
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