Die feurige Braut des Highlanders: Roman (German Edition)
ihr voranging. Die Kleine verhielt abrupt den Schritt und zuckte zusammen, während sie Gelis aus großen Augen anstarrte, als hätte ein zweiköpfiger Wasserdrache sie gepackt.
Gelis dachte, dass sie noch nie ein solch furchtsames Geschöpf gesehen hatte.
»Anice«, begann sie und wünschte, ihre Unruhe würde sie nicht dazu bringen, die eine Frage zu stellen, die sie am brennendsten interessierte. »Bist du sicher, dass du mich in das Zimmer des Raben bringen sollst?«
Das Mädchen nickte. »Das war seine ausdrückliche Anweisung. Ich selbst habe das Zimmer hergerichtet, und Hector hat noch einen weiteren Korb mit Torf für das Kaminfeuer hinaufgebracht.«
Als Anice sie jedoch kurz darauf von der Turmtreppe bis zu der schweren Eichentür des Zimmers des Rabens führte, empfing sie dahinter nur noch mehr Kälte und Dunkelheit.
Das große und recht beeindruckende Schlafzimmer war alles andere als hergerichtet.
Auch von Körben mit Torfstücken war nichts zu sehen. Weder ein Stückchen Holz noch ein paar Zweige oder ein Bündel getrockneter Farne waren in der Kammer zu finden. Der Kamin war sauber ausgefegt, und nur ein wenig übrig gebliebene Asche erinnerte daran, dass hier überhaupt schon einmal ein Feuer gebrannt hatte.
Gelis spähte in die Düsternis und errötete bis unter die Haarwurzeln über diesen weiteren Affront. Die Fensterläden waren weit geöffnet und ließen kalte, feuchte Luft herein, während das fahle Licht des Mondes die furchtbare Unordnung des Raums beschien.
»Heilige Maria Mutter Gottes!« Anice stand wie erstarrt, eine Hand noch an der Türklinke, die andere an ihre Brust gepresst. »Das Zimmer war perfekter hergerichtet, das schwöre ich!«
Kopfschüttelnd starrte sie auf die am Boden verstreut liegenden Kleider und das zerknitterte und zerwühlte Bettzeug. »Wir hatten sogar einen Badezuber heraufgebracht«, sagte sie mit einem panischen Blick auf Gelis. »Speisen und Wein. Süßigkeiten ...«
»Mach dir nichts daraus«, unterbrach Gelis das Gejammer und betrat das Zimmer. »Irgendjemand ...«, und sie war überzeugt zu wissen, wer, »muss vergessen haben, die Fensterläden zu schließen, und der Wind hat dieses Durcheinander angerichtet.«
»Ach nein, das glaube ich nicht«, sagte Anice zweifelnd. »Der Wind ...«
»Es war nur der Wind«, wiederholte Gelis mit einem Blick auf den Regen, der schräg an den Fenstern vorbeitrieb. »Ein scharfer, kalter und im Moment sehr nasser Wind.«
Anice biss sich auf die Lippen und sah alles andere als überzeugt aus.
»Ich gebe zu, dass es ein ungewöhnlich starker Wind gewesen sein muss«, räumte Gelis ein. Ein böser Verdacht färbte ihre Wangen noch dunkler, als sie ein paar Schritte weiter in das Zimmer ging.
Ihre Brust verkrampfte sich vor Ärger, aber sie schwieg, weil sie nicht mehr sagen wollte, ohne sich ganz sicher zu sein.
Obwohl sie das im Grunde bereits war.
Der Wind war nicht nur ungewöhnlich stark gewesen, sondern er hatte auch etwas klar zutage treten lassen:
Ihre eigenen Truhen und Reisetaschen waren unberührt geblieben. Ihre sorgfältig ausgesuchten Brautsachen starrten sie von der anderen Seite des Zimmers an, wo auch all ihre anderen Schätze ordentlich aufgestapelt in einer Ecke standen.
Das Durcheinander war ein männliches.
Nicht nur die achtlos auf den Boden geworfenen Tuniken und Plaids, sondern vor allem ein dicker Geldbeutel und ein lederner Weinschlauch, die zwischen ihnen herumlagen, waren der eindeutige Beweis dafür. Ein feines schwarzes Reisecape, das auf dem Bärenfell lag, das den Boden bedeckte, beseitigte ihre letzten Zweifel. Ebenso wie die übrigen Dinge, die auf einem glitzernden Haufen neben der Tür lagen: eine Kettenrüstung und ein Schwertgehenk samt Schwert.
Der Rabe war beim Packen gewesen und dabei offensichtlich unterbrochen worden.
Vermutlich hatte er sie und Anice die Turmtreppe heraufkommen gehört.
Gelis war versucht, einen der derbsten Flüche ihres Vaters auszustoßen, nahm sich aber zusammen und stemmte die Hände in die Hüften. »War es dieser Tisch dort am Fenster«, wandte sie sich an Anice, »auf dem du das Essen angerichtet hast?«
Das Mädchen nickte bedrückt.
»Aye, Mylady.« Ihr Blick ging zu dem schweren Eichentisch. »Es war ein wahres Festessen. Hammelbraten, Lachspastetchen, Eier in Aspik und sogar ein Teller mit frischgebackenen Honigkuchen. Ein ganzer Berg davon, und dick bestreut mit Ingwer.«
»Ein Festmahl, in der Tat«, gab Gelis ihr recht.
Denn dass
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