Die Feurige Braut Des Highlanders
Mannes heimgesucht wurde, den man am besten der Vergessenheit anheimfallen ließ. Maldred der Schreckliche war sein Name, und obwohl er aus der Geschichte längst verschwunden war, hatte sein Clan der MacRuaris, noch immer die Schande seiner frevelhaften Taten zu ertragen.
Die Schande und das Leid.
Der verfluchte Clan blieb unter sich und lebte zurückgezogen und von den Menschen unbemerkt in Kintail, bis einer von ihnen die Düsternis leid war und dieses Schicksal nicht länger akzeptieren wollte. Ein Schicksal, das geschrieben worden war, lange bevor er oder sein Erbe, der Rabe, diese Berge überhaupt je betreten hatten.
Die Tage des alternden Clanoberhaupts der MacRuaris mochten gezählt sein und seine Lebensreise sich ihrem Ende nähern, aber der Rabe ist jung und stark, ein Mann von großer Tapferkeit und Leidenschaft, der es nicht verdient, allein zu sein.
Doch bevor der Rabe das Glück finden kann, müssen alte Schulden beglichen werden.
Muss die dunkle Vergangenheit aufgedeckt und ans Licht gebracht werden.
Eine Vergangenheit, die das Schicksal des Schwarzen Hirschen untrennbar mit dem des Mannes verbindet, den man den Raben nennt. Eine unerwünschte Wendung der Ereignisse, der nicht einmal der mächtige Duncan MacKenzie entkommen kann, weil seine einzige große Schwäche ihn zwingt, sich der Wahrheit zu stellen.
Seine Ehre.
1. Kapitel
Eilean Creag Castle
in den westlichen Highlands,
Herbst 1348
R eden wir doch ganz offen, Schwester. Was du vorhast, ist die pure Torheit.«
Lady Gelis MacKenzie tat den Einwand ihrer Schwester Arabella mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. Kaum noch in der Lage, ihre Aufregung zu zähmen, ignorierte sie die mangelnde Begeisterung Arabellas und trat noch näher an das bogenförmige Fenster ihrer Schlafkammer.
Einer Schlafkammer, die sie hoffentlich nicht länger mit ihrer älteren Schwester würde teilen müssen.
Nicht, dass sie ihre Schwester nicht liebte.
Das tat sie.
Ebenso, wie sie ihr schönes Zimmer liebte, das mit allen erdenklichen Bequemlichkeiten und mit allem Luxus ausgestattet war, mit dem ihr Vater, der Schwarze Hirsch von Kintail, sie förmlich überschüttete. Wohin das Auge blickte, entdeckte es Eleganz, und wer vertrauenswürdig genug war, dass ihm Zutritt zum Zimmer gewährt wurde, sah sogleich, dass dessen verschwenderische Pracht selbst der in den privaten Gemächern des Schwarzen Hirschen in nichts nachstand.
Aber weder die Pracht der überdachten Feuerstelle noch die beiden kunstvoll geschnitzten Eichenlehnstühle, weder die farbenfrohen Wandteppiche noch die extravaganten Bettvorhänge aus schwerem Brokat, von denen jeder einzelne kostbare Faden im Licht der feinen Wachskerzen schimmerte und glitzerte, interessierte Gelis.
Während sie ein Fädchen von ihrem Ärmel zupfte, warf sie einen Blick auf ihre Schwester. Auch wenn einige Sturköpfe es nicht zugeben wollten, wusste sie doch, dass das Leben größere Schätze bereithielt.
Wachskerzen und Öllampen mochten Schatten bannen und ein gut brennendes Holzfeuer dem kalten Highlandmorgen die schlimmste Schärfe nehmen, doch derlei Dinge trugen wenig dazu bei, das Herz einer Frau zu wärmen.
Ihre Leidenschaft zu entfachen und ihr vor Staunen den Atem stocken zu lassen.
Vor Staunen und Liebe.
Denn das war es, wovon Gelis träumte.
Und weder die ärgerlich geschürzten Lippen noch Proteste ihrer Schwester würden sie davon abhalten, ihre Träume wahrzumachen.
Offenbar fest entschlossen, genau das zu versuchen, trat Arabella zu ihr an das Fenster. »Dieser Unfug wird dir wenig Freude bringen«, beharrte sie. »Nur ein naives ...«
»Ich bin keineswegs naiv«, unterbrach Gelis sie heftig. »Selbst Vater würde die Weisheit Devorgilla von Doons nicht bestreiten.«
Arabella rümpfte die Nase. »Es ist etwas anderes, Zaubersprüche anzuwenden und über Heilkräfte zu verfügen, als ernsthaft zu behaupten, in mondbeschienenem Wasser das Gesicht seines zukünftigen Gemahls sehen zu können!«
»Seiner künftigen Liebe«, berichtigte Gelis sie und konnte nicht verhindern, dass ein erwartungsvoller kleiner Schauer sie durchlief. »Liebe wie die eines wahren Seelenverwandten einer Frau.«
Arabella, die immer noch nicht überzeugt aussah, trat näher an das Fenster und warf einen Blick in den Burghof. »Na klar«, sagte sie spöttisch. »Am besten laufen wir gleich hinunter, starren in die Schüssel, die du gestern Nacht an der Burgmauer versteckt hast, und werden die Gesichter unserer
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