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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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einigen Schwierigkeiten schluckte er. »A-ach ja?«
    »Ich will rein. «
    Er runzelte die Stirn. »Aber ...«
    »Wir brechen ein.«
    Ihre Lippen streiften seinen Hals und wanderten über seine Kehle. Mark drückte ihre Hände fester. »Einbrechen?«
    »M-hm.« Sie hob den Kopf und küsste einen Winkel seines Kinns. »Und wenn wir drinnen sind, können wir ... na ja ...«
    Er zwang sich, den Mund zu öffnen, und sog tief die Luft ein. »Ja?«
    »Ich will, dass du mich in dem Haus fickst, Mark.«
    »Gott ...«
    Sie zog an seiner Hand, drängte ihn stumm, sie zu begleiten.
    Er wehrte sich nicht dagegen.

6
    Ransom, Tennessee
    Hollis-Haus
    6. Dezember 1984
    Sie blutete.
    Herrgott, wie sie blutete. Unablässig spritzten kleine rote Fontänen aus der hässlichen Platzwunde an ihrem Kopf. Norman Campbell war kein Arzt, aber seiner Ansicht nach brauchte man auch keiner zu sein, um zu wissen, dass das kein gutes Ende nahm. Heilige Scheiße, sie lag bestimmt im Sterben und kratzte ab, falls er nichts dagegen unternahm – und zwar bald.
    Wie hatte es nur dermaßen schnell aus dem Ruder laufen können?
    Der Anruf war kurz nach Mittag eingegangen, vor kaum einer Stunde. Purer Zufall, dass er sich zu dieser Zeit überhaupt im Büro aufhielt. Norman war Präsident von Ransom Lumber & Supply. Der große Boss. Mehrere Dutzend Mitarbeiter arbeiteten für ihn in dem Unternehmen, das er vor neun Jahren von seinem Vater geerbt hatte. Damals biss der alte Mann nach einer verpfuschten Bypass-OP ins Gras. An einem gewöhnlichen Tag hielt er sich zwischen elf und 14 Uhr nicht mal in der Nähe des Büros auf. Das war die Zeit, in der er sich mit einigen der anderen örtlichen Bonzen zu »Geschäftsessen« im Jackson Steakhouse verabredete. Ihre »Geschäfte« bestanden in der Regel darin, Zigarren zu rauchen, Whiskey zu trinken und sich vulgäre Geschichten zu erzählen. Und ab und zu ein wenig mit einer der süßen Kellnerinnen zu flirten. Mit der einen oder anderen der kleinen Honigschnecken war Norman schon im Bett gelandet.
    Jedenfalls sollte er in diesem Moment eigentlich dort sein und mit den Jungs Spaß haben, zum Beispiel über die neuesten Lügengeschichten lachen, in denen es um nymphomane Weiber und Beinahe-Katastrophen mit gehörnten Ehemännern ging. Oder eine halbwegs ernsthafte Unterhaltung mit Bürgermeister Harper über Ideen zur örtlichen Grundstückserschließung führen. Auf jeden Fall hätte er inzwischen mindestens drei Whiskeys intus.
    Im Augenblick hätte er einen Drink gut vertragen können.
    Louella Hollis rollte sich auf den Rücken und streckte eine zitternde Hand nach ihm aus. Er beobachtete, wie ein dicker Strom Blut ihre Stirn hinunterkroch und sich am Nasenrücken in zwei dünnere rote Rinnsale gabelte. Die zähe Flüssigkeit sammelte sich in ihren Augenwinkeln. Langsam, fast schwerfällig blinzelte sie, aber es gelang ihr nicht, klar zu sehen, weil ihr Bewusstsein zunehmend schwand.
    »Scheiße.« Norman trat gegen einen auf dem Boden liegenden Stein. »Verfluchte Schifferscheiße! Du dämliche kleine Schlampe.«
    Auf die Arbeitsmoral gepfiffen. Sie war der einzige Grund, weshalb er ins Büro gegangen war, statt mit den Jungs im Steakhouse die Sau rauszulassen. Ransom Lumber & Supply hatte unlängst einen neuen Großkunden an Land gezogen, den vielleicht größten Fisch der Firma, und er hatte auf einen Anruf von deren oberstem Boss, Rich Winchester, gewartet, als das Telefon in seinem Büro klingelte.
    Allerdings hatte sich am anderen Ende der Leitung nicht Rich Winchester gemeldet.
    »Wir müssen reden«, begrüßte sie ihn.
    Ihr mürrischer, fast emotionsloser Tonfall ließ ihn auf Anhieb misstrauisch werden. Sie klang völlig anders als die aufgeweckte junge Sekretärin, die er vor erst neun Monaten eingestellt hatte. Damals war sie quirlig, fröhlich und attraktiv gewesen, genau wie er es mochte. Ein unbeschwertes Partygirl, das wusste, wie es sich zum richtigen Zeitpunkt gehen lassen musste, um dazuzugehören. Einen Monat lang nagelte er sie fast täglich. Anfangs genoss er es. Durch sie hatte er sich jung gefühlt, wie ein Hengst, wie J. R. Ewing in Dallas, ein echter Magnat, der Hahn im Korb.
    Drei Monate später änderte sich alles.
    Da schlug sie ihm zum ersten Mal vor, einen Auftragsmörder anzuheuern, um seine Frau umbringen zu lassen.
    Wie sich herausstellte, wollte sie sich nicht damit begnügen, als Seitensprung für den Boss herzuhalten, sondern die Ehefrau eines hohen Tiers werden. Norman

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