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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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alle gemeinsam mit donnernder Lautstärke: »ANDRAS!«
    Sie warteten.
    Nichts geschah.
    Anfangs.
    Dann begannen die gemalten Linien des Pentagramms, in mattem Rot zu leuchten.
    Mark wich einen Schritt zurück. »Wow.«
    Fiona legte beide Hände an den Mund und brüllte seinen Namen erneut. »ANDRAS! Wir warten im Keller auf dich. Dort, wo wir dir zum ersten Mal begegnet sind, du Schwanzlutscher. Komm her, Andras. SOFORT!«
    Die Luft im Keller erwärmte sich merklich. Die Linien des Pentagramms leuchteten in einem satteren Rot. In der Mitte tat sich eindeutig etwas.
    Die Luft flimmerte.
    Es war ein unstetes Flackern von Licht, das grell aufleuchtete, schwächer wurde und wieder aufleuchtete.
    Die Finsteren riefen den Namen des Dämons noch einmal.
    Natasha starrte voll gebannter Bewunderung in das Antlitz des Dämons. Er sah so wunderschön aus. So vollkommen. Sie liebte ihn. Und sie liebte die neue Existenz, zu der er ihr verholfen hatte. Sie wusste schon immer, dass die Welt der Menschen nicht dafür geschaffen war, die Hoffnungen und Begierden von jemandem wie ihr zu erfüllen. Natasha hatte in Angst vor einer Zukunft gelebt, in der man sie dazu zwang, alles aufzugeben, woran ihr wirklich etwas lag, um das zu tun, was notwendig war, um sich anzupassen und ein Leben als Erwachsene zu führen. Aber Andras hatte all das geändert. Zwar hatte sie ihre alten Träume aufgegeben, allerdings nur, weil der Dämon ihr einen besseren Weg aufzeigte, und nicht, weil sie sich mit einer tristen, eintönigen Existenz abfand, wie früher befürchtet. Ihr neues Leben empfand sie als herrliches Abenteuer. Eine Erkundung der äußersten Grenzen von Vergnügen und Genuss.
    Mit Andras lag ihr die Welt zu Füßen.
    Lächelnd streichelte sie sein Gesicht. »Ich liebe dich.«
    Er küsste ihre Hand. »Ich weiß.«
    Sie konnte die in der Ferne brennenden Feuer riechen. Eine dunkle Rauchwolke hing über dem gesamten Areal. Natasha hörte Geschrei und vereinzelt das Geheul einer Sirene, wenn verschiedene Einsatzfahrzeuge mit quietschenden Reifen in das Viertel rasten. Die Schreie empfand sie als schön. Natasha wurde davon feucht. Da draußen starben Menschen. Jede Menge Menschen. Aber ihr Tod diente Andras. Und durch dieses Wissen klangen die Geräusche ihrer Qualen herrlich.
    Der Dämon begann, in sie einzudringen.
    Natasha sog die Luft ein, bereitete sich darauf vor, zu schreien.
    Plötzlich erstarrte Andras.
    Er wandte sein Gesicht dem Himmel zu. Ein Teil des dämonischen Strahlens floss aus seinen Zügen ab. Er neigte den Kopf nach links. Dann nach rechts. Er sah aus wie ein Hund, der einem fernen, für menschliche Ohren unhörbaren Geräusch lauscht. Zuerst verriet seine Miene nichts als Verwirrung. Dann jedoch weiteten sich seine Augen und seine Gesichtszüge erschlafften. Er setzte sich auf und zog sich aus ihr zurück.
    Er wirkte ... verängstigt.
    Was Natasha selbst eine Heidenangst einjagte. Sie konnte sich nichts auf der Welt vorstellen, was es schaffte, ihren dämonischen Lover in Schrecken zu versetzen. Es sei denn ...
    Mark.
    Clayton.
    Gottverdammt. Sie wusste, sie hätte Andras überreden müssen, sie zu ihnen gehen zu lassen. Mark hatte ihr erzählt, dass Clayton etwas wusste, vielleicht eine Ahnung hatte, wie man den Dämon aufhalten konnte. Und nun waren sie dort draußen und probierten offenbar genau das.
    »Andras. Ich glaube ...«
    Natasha schrie auf, als heftige Zuckungen seinen gesamten Körper erfassten. Er fiel von ihr herunter und landete auf dem Rücken. Sein Kopf hing über dem Rand des Dachs. Unaufhörlich zitterte er. Arme und Beine klopften auf das Blech. Dann setzte er sich abrupt auf, sog scharf die Luft ein und starrte sie an. Er war immer noch Andras. Zumindest einen weiteren Moment lang.
    Gleich darauf verschwand er.
    Einen flüchtigen Augenblick lang verspürte sie herzzerreißenden Kummer. Und danach schrie sie weiter. Denn sie war wieder sie selbst, frei vom Einfluss des Dämons. Allerdings würde sie nie frei von den Erinnerungen an all das sein, was sie gesehen und getan hatte.
    Zum ersten Mal seit Wochen war auch Derek McGregor frei. Benommen und kaum noch bei Bewusstsein schob er sich von ihr weg und stürzte über den Rand des Dachs.
    Nachdem er auf den Boden geprallt war, stand er nicht mehr auf.
    Natasha schrie weiter.
    »Schändlicher Dämon, erhöre unseren Befehl. Durch die Macht des Blutes und den Willen Gottes binden wir dich an diesen Ort.«
    Für Mark hörten sich die Worte aus seinem Mund

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