Die Finsteren
schüttelte entschlossen den Kopf. »Du hast recht. Ich will euch nicht verletzen. Nicht mehr.« Eine einzelne Träne bahnte sich träge einen Weg über ihre Wange hinab. »Aber mit etwas anderem irrst du dich. Ihr könnt mir nicht helfen. Niemand kann das. Du weißt eine Menge Mist über mich noch nicht. Kevin kennt einen Teil davon. Vielleicht kann er dir dabei helfen, es zu verstehen.«
Sie holte tief Luft und stellte sich derart aufrecht hin, als hätte sie einen Stock verschluckt.
Dann setzte sie den Lauf des Revolvers unter ihrem Kinn an.
Marks Mund öffnete sich zu einem Schrei, als er auf sie zustürzte. »NEIIIN!«
BUMM!
Der laute Knall der Waffe ließ Mark jäh erstarren. Er beobachtete entsetzt und ungläubig, wie eine dunkle Blutfontäne aus Fionas Schädeldecke spritzte. Er sank auf die Knie und kroch zu ihr, als sie tot zu Boden sackte. Die anderen versammelten sich um ihn, als er ihren schlaffen, leblosen Körper in die Arme nahm. Seine Tränen brachten die Welt zum Verschwimmen, während er weinte und das tote Mädchen hin und her wiegte.
Die Eindringlichkeit des Verlusts, den er spürte, verblüffte ihn.
Eine von uns, dachte er.
Eine von uns .
Fort. Für immer .
Und er war mit seinem Kummer nicht allein. Mark hörte auch die anderen schluchzen. Er spürte tröstende Hände auf den Schultern. Einige Zeit verging. Als sie sich wieder dazu in der Lage fühlten, trugen sie das gefallene Mitglied ihres Klans aus dem Keller und aus dem Haus.
43
Nachdem Andras gebannt und sein magischer Einfluss gebrochen war, kam ein Großteil des Chaos, das in Wheaton Hills herrschte, abrupt zum Erliegen. Etliche Menschen hielten mitten im Vergewaltigen und Morden inne. Einige entsetzten die Grausamkeiten, die sie unter dem Einfluss des Dämons begangen hatten, dermaßen, dass sie sich sofort das Leben nahmen und die gewaltige Todesbilanz weiter in die Höhe schraubten.
Die Feuer brannten noch eine Zeit lang, weil die meisten Überlebenden in einem Dämmerzustand ziellos umherwanderten. Letzten Endes kamen einige Menschen zu sich und arbeiteten zusammen. Unter ihnen befand sich ein Feuerwehrmann, der anderen Anweisungen erteilte, wie man die Ausrüstung benutzte, welche die dahingemetzelte Feuerwehr von Ransom zurückgelassen hatte. Andere begriffen allmählich, dass die Einsatzkräfte in Ransom entweder hoffnungslos überlastet oder komplett aus dem Verkehr gezogen waren. Sie alarmierten die Staatspolizei und Behörden in anderen Städten. Es legte ein Zeugnis der menschlichen Fähigkeit ab, selbst aus tiefster Finsternis hervorzutreten und die Welt wieder in Ordnung zu bringen.
Natürlich gab es auch Ausnahmen von diesem kargen positiven Aspekt der Tragödie. Einige wenige machten einfach mit dem weiter, was sie gerade taten. In ihnen hatte der Dämon eine tief verborgene Abartigkeit geweckt, die sich nun, wo sie entfesselt war, nicht mehr bändigen ließ.
Greg Fox ließ das Messer in seiner Hand fallen und gab das Mädchen frei. Die Kleine sprang auf und rannte kreischend zu ihrer Mutter. Die Mutter zog das heulende Kind in eine zärtliche Umarmung und flüsterte ihm tröstliche, beruhigende Worte ins Ohr. Finster starrte sie dabei den Mann an, der kurz davor gestanden hatte, ihrer Tochter etwas Widerwärtiges anzutun.
Greg lächelte Carrie an. »Oh Gott, hast du das gespürt?« Er begann, trotz der Tränen zu lachen, als er seine Freundin zittrig umarmte. »Andras ist weg. Es ist vorbei, Schatz. Es ist vorbei.«
»Nein, das ist es nicht.«
Gregs Augen weiteten sich, als sie ihm ihr eigenes Messer in den Leib rammte und unter den Rippen nach oben zog. Sie lächelte, als sie die Schneide herausriss und noch einmal zustach. Und sie lächelte immer noch, als Greg von ihr wegsackte und vor Schmerzen keuchend auf die Knie fiel.
Sie trat ihm gegen den Schädel und er landete auf der Seite.
Dann drehte sie sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht um.
»Also, wo waren wir stehen geblieben?«
Als Suzie McGregor durch die Stadt wanderte, hörte sie immer noch vereinzelt Schreie, die sich mittlerweile mehr wie eine Folge tiefer emotionaler Schmerzen anhörten, weniger wie Angst. Sie sah Menschen, die sich auf den Straßen und in den Gärten umarmten und gegenseitig trösteten, während sie weinten oder stöhnten. Suzie empfand nichts als Verachtung für sie. Diese Leute trauerten lediglich um den Verlust anderer. Um Fleisch und Blut. Was war das schon im Vergleich zum Verlust von Andras?
Nichts. Rein gar
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