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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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meine Haare streichen. Als ich mich aufrichtete, öffnete Gabion erneut seinen Mund und ließ den Parasiten vor mir herumschlängeln, als wäre er seine Zunge. Ich wich ihm aus und versuchte damit nicht nur seinen Fausthieben, sondern vor allem dem Anblick seines Mundes zu entkommen.
    Im dämmrigen Licht wirkten die Zuschauer wie ein bunter Nebelschleier. Deshalb fiel mir der glänzende blaue Overall, der die zarte Farbwolke zerschnitt, sofort ins Auge. Revas stieß die Touristen zur Seite und trat an die Brüstung. Als sie mich entdeckte, erstarrte sie.
    Ich duckte mich erneut und Gabions Faust segelte über meinen Kopf hinweg. Ich sprang zur Seite und warf einen weiteren Blick zum Geländer, doch Revas war fort.
    Als ich sie wiederentdeckte, hielt sie Fife am Mantel gepackt und zeigte mit dem Finger auf mich. Auch wenn ich ihre Worte nicht verstehen konnte, war ganz deutlich, was sie sagte: »Beenden Sie den Kampf!«
    Während ich unter einem weiteren Hieb von Gabion wegtauchte, beobachtete ich, wie Revas ihre Gardisten zusammentrommelte und zu der Kurbel schickte, mit der das Floß eingeholt werden konnte.
    Ich wusste, dass mir nur wenige Sekunden blieben, um zu gewinnen, bevor der Kampf abgebrochen werden würde, also verharrte ich in der Hocke und ließ Gabion näher kommen. Seine Fingerknöchel traten wie Felsbrocken hervor und schon griff er nach mir, um mich in das Becken zu werfen. Ich ging noch tiefer in die Knie und zwang ihn damit, sich weit hinunterzubeugen. In diesem Moment schoss ich hoch und stieß meinen Schädel gegen sein Kinn, sodass er nach hinten taumelte.
    Wie ein fliegender Fisch sprang ich in die Luft und landete hart auf seiner Seite des Floßes. Schnell kauerte ich mich hin, um mich an der Kante festzuhalten. Unser Gewicht ließ das Floß ins Wasser sinken. Es ging in die Senkrechte, und während ich mich festklammern konnte, stürzte Gabion ins Becken. Das Floß kippte ganz um, doch ich ließ es nicht los. Ich hangelte mich Hand für Hand am Rand entlang und sorgte dafür, dass meine Finger die ganze Zeit zu sehen waren. Das Kentern des Floßes hatte die Neunaugen vorübergehend vertrieben. Doch als ich gerade die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, kamen sie schon wieder. Ich spürte, wie sie sich auf der Suche nach frischem Fleisch zwischen meinen Beinen schlängelten. Ich zog mich auf das Floß und streckte mich neben den Fässern aus, die in der Mitte festgemacht waren.
    Ich spuckte Meerwasser, schüttelte ein Neunauge aus meinem Hosenbein und kam langsam wieder auf die Beine. Ein Scheinwerfer leuchtete auf und blendete mich. Dann erfüllte ohrenbetäubender Lärm den Bohrschacht. Das Gebrüll und die Jubelrufe waren so laut, dass sie jemanden aus dem Koma hätten wecken können.
    Mit einem Ruck setzte sich das Floß in Bewegung, als es mit der Kurbel eingeholt wurde. Eine Hand griff aus dem Schatten nach mir. Sie gehörte Fife, der mir auf das Deck half. Dann hielt er meinen Arm in die Höhe und die Jubelschreie überfluteten uns, während unzählige Hüte in die Luft flogen. Ich blinzelte gegen das Scheinwerferlicht und wünschte, ich hätte mein Sonar auf Levee richten können – nur um zu sehen, ob er zufrieden war. Doch in diesem Chaos würde ich das Echo meiner Klicks niemals hören können.
    Fife führte mich bis zum Podest des Ringsprechers und gab Ratter ein Zeichen, ihm das Mikrofon herunterzureichen. Unter uns kletterten Männer auf das umgekippte Floß und zogen Gabion aus dem Becken. Das Wasser tropfte von seinem Körper, doch die glitschigen grauen Neunaugen blieben, wo sie waren. Mindestens ein Dutzend von ihnen wanden sich, wo auch immer sie sich festgesaugt hatten.
    Ratter hielt Fife das Mikrofon hin, doch Kommandantin Revas schnappte es ihm vor der Nase weg. Mit eiskalter Miene sagte sie: »Gut gemacht, Ty. Zu schade, dass du das Preisgeld nicht kassieren kannst.«
    Panik stieg in mir auf. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Ich ließ den Arm sinken und zog Fifes Hand mit nach unten.
    »Wovon reden Sie da?« Aufgebracht drängte sich Fife an mir vorbei und stieg auf das Podest. »Der Junge hat den Kampf ganz klar gewonnen.«
    »Der Junge hätte gar nicht in den Ring steigen dürfen«, schnappte Revas. »Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie das Gesetz nicht kennen, das Minderjährigen verbietet, an kommerziellen Sportwettkämpfen teilzunehmen.«
    »Das hatte auch niemand vor, bis Sie Shade festgenommen haben. Eine Ausnahmesituation. Seien Sie nachsichtig. Lassen

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