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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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wie du mitbekommen hast, gibt Fife den Touristen gern, was sie wollen.«
    Shade und Gabion stiegen gleichzeitig auf das Floß, das sofort stark zu schwanken begann. Offensichtlich waren die Fässer, die es über Wasser hielten, nur unter der Mitte befestigt. Das würde wohl eher ein Wettkampf im Gleichgewichthalten als ein Boxkampf werden.
    Die Blicke fest auf den jeweils anderen gerichtet, fanden Shade und Gabion langsam Halt auf dem Floß. Sowie ihre Bewegungen ruhiger geworden waren, läutete ein Gong den Beginn des Kampfes ein.

13
    »Jetzt geht’s los!«, rief Hatchet mit einem Grinsen, das seine verstörenden Zähne entblößte.
    Shade und sein Gegner nahmen ihre Angriffspositionen ein, während sie gleichzeitig versuchten, das Gleichgewicht zu halten. Ich hätte wetten können, dass es noch schwieriger war, als es aussah.
    Gabion holte zuerst aus, doch Shade wich dem Schlag gekonnt aus und ließ dabei intensive Farben über seinen Körper wandern – erst Rot, dann Neonweiß, genau wie der Tintenfisch Diablo Rojo . Die Menge tobte bei diesem Anblick. Sogar Gabion schien überrascht zu sein und senkte kurz die Fäuste. In diesem Moment wurde ich auf seine Hände aufmerksam. Ich lehnte mich über die Brüstung, um sie noch besser sehen zu können.
    »Irgendetwas stimmt mit seinen Fingerknöcheln nicht«, stellte ich fest und weckte damit augenblicklich die Aufmerksamkeit der Outlaws. Gabions Fingerknöchel waren nicht einfach nur ungewöhnlich groß, sie traten regelrecht hervor, als hätte er sich fünf Kieselsteine unter die Haut geschoben.
    »Seht euch das an!«, rief Eel entrüstet. »Er hat sich die Knöchel aufgespritzt.«
    »Womit denn?«, fragte Gemma.
    Kale runzelte völlig verärgert die Stirn. »Kalk.«
    »Das Zeug, aus dem Seepocken ihre Schalen machen?«, fragte ich.
    Eel nickte. »Die Haut dehnt sich über den vergrößerten Fingerknöcheln aus und man kann Boxhiebe austeilen, als würde man jemandem einen Sack voller Eisenkugeln überziehen.«
    »Aber das ist nicht fair«, rief Gemma wütend. »Wo ist Bürgermeister Fife? Das müssen wir ihm sagen.«
    »Es ist alles erlaubt«, erinnerte ich sie.
    »›Alles, was die Touristen und ihr Geld anlockt‹«, zitierte Pretty angewidert.
    Genau in diesem Moment traf Gabions Faust Shades Gesicht und schlitzte ihm die Wange auf. Eel stieß ein Zischen aus, während Gemma zusammenzuckte und die Hand vor den Mund schlug.
    Auf den Ebenen über uns riefen die Leute »erstes Blut« und Geld wechselte die Hände. Ich konnte sogar beobachten, wie Tupper Fife ein Bündel Geld übergab. Mein Herz sank, als ich begriff, dass es doch möglich war, dass Shade diesen Kampf nicht gewinnen würde. Dann würde Levee mir nicht erzählen, was er über die Drift wusste, und ich wäre nach wie vor völlig aufgeschmissen, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich meine Eltern aufspüren sollte.
    »Warum tut er das?«, wollte Gemma wissen. »Wegen des Preisgeldes?«
    »Warum sonst?«, fragte Eel.
    »Es gibt andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen«, sagte sie. »Die sicherer sind.«
    »Nicht, wenn ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt ist«, erwiderte Hatchet.
    »Und Kopfgeldjäger hinter dir her sind, die erst Ruhe geben, wenn sie bezahlt wurden«, fügte Kale gleichmütig hinzu.
    »Und die dir sagen, dass du keine einundzwanzig wirst«, sagte Eel und trat wieder an das Geländer.
    »Du musst dir das nicht ansehen«, flüsterte ich Gemma zu, die aussah, als müsste sie sich gleich übergeben. Sie schüttelte den Kopf und ließ Shade nicht aus den Augen, als könnte sie ihn durch reine Willenskraft beschützen.
    Die Boxer richteten sich auf und bemühten sich, ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen. In diesem Kampf gab es keine raffinierte Fußarbeit, kein Herumtänzeln. Ein falscher Schritt, und sie könnten ins Wasser stürzen. Shades Haut wurde immer dunkler, als würde er über Kohlen schmoren. Schließlich war er pechschwarz und nur noch schwer zu sehen.
    Als Gabions Faust erneut auf ihn zuschoss, wich Shade aus und landete stattdessen einen Treffer in Gabions Nierengegend. Gabion heulte auf vor Schmerzen und ich erhaschte einen kurzen Blick auf seine Zunge. Sie war nicht nur weißer als weiß, sie schien auch auf das dreifache Volumen angeschwollen zu sein. Kein Wunder, dass er nicht sprechen konnte.
    Shade hämmerte beide Fäuste in Gabions Bauch und versuchte dann, ihn ins Wasser zu werfen, doch Gabion packte ihn an den Beinen und brachte sie beide in der Mitte des Floßes zu

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