Die Firma
kämen vielleicht später noch einmal vo r bei.
»Ein netter Mann«, sagte Lamar, als sie die Bibliothek verließen. »Wir zahlen ihm vierzigtausend im Jahr, nur damit er sich um die Bücher kümmert. Kaum zu glauben.«
Wirklich kaum zu glauben, dachte Mitch.
Der zweite Stock war praktisch identisch mit dem ersten, dritten und vierten. Das Zentrum jedes Stockwerks war angefüllt mit Sekretärinnen, ihren Schreibtischen, Aktenschränken, Kopierern und den anderen erforderlichen Geräten. An einer Seite des offenen Areals lag die Bibliothek, an der anderen befanden sich kleinere Konferenzräume und Büros.
»Hübsche Sekretärinnen werden Sie hier nicht finden«, sagte Lamar leise, während sie ihnen bei der Arbeit zusahen. »Das scheint ein ungeschriebenes Gesetz der Firma zu sein. Oliver Lambert gibt sich alle Mühe, die ältesten und reizlosesten einzustellen, die er finden kann. Einige von ihnen sind natürlich schon seit mehr als zwanzig Jahren hier und haben von juristischen Dingen mehr vergessen, als wir an der Universität gelernt haben.«
»Sie wirken irgendwie hausbacken«, bemerkte Mitch, fast für sich.
»Ja, das ist Teil der Strategie und soll uns veranlassen, die Hände in den Taschen zu behalten. Affären sind streng verboten und meines Wissens auch nie vorgekommen.«
»Und wenn es doch passiert?«
»Wer weiß? Die Sekretärin würde natürlich fristlos entlassen.
Und ich vermute, der Anwalt würde streng bestraft werden. Es könnte ihn die Partnerschaft kosten. Niemandem liegt daran, das herauszufinden, schon gar nicht mit einem Haufen alter Kühe.«
»Sie ziehen sich hübsch an.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Wir stellen nur die besten Anwaltssekretärinnen ein, und wir zahlen mehr als jede andere Firma in der Stadt. Was Sie hier sehen, sind die besten, wenn auch nicht gerade die hübschesten. Wir verlangen Erfahrung und Reife. Lambert stellt keine unter Dreißig ein.«
»Eine für jeden Anwalt?«
»Ja, bis Sie Partner sind. Dann bekommen Sie eine zweite, und die werden Sie dann auch brauchen. Nathan Locke hat drei, alle mit zwanzig Jahren Erfahrung, und er hält sie auf Trab.«
»Wo ist sein Büro?«
»Im vierten Stock. Zutritt verboten.«
Mitch wollte fragen, ließ es dann jedoch.
Die Eckbüros hatten eine Größe von siebeneinhalb mal siebeneinhalb Metern, erklärte Lamar; sie gehörten den wichtigsten Partnern. Machtzentren nannte er sie, mit großen Erwartungen. Sie wurden ohne Rücksicht auf die Kosten nach dem Geschmack ihres jeweiligen Inhabers eingerichtet und nur geräumt, wenn er starb oder in den Ruhestand trat, wonach die jüngeren Partner um sie kämpften.
Lamar legte vor einem von ihnen einen Schalter um und trat ein, wobei er die Tür hinter sich zumachte. »Hübsche Aussicht, wie?« sagte er, während Mitch an die Fenster trat und hinausblickte auf den Fluß, der jenseits des Riverside Drive träge vorbeifloß.
»Wie kommt man an dieses Büro?« fragte Mitch. Er betrachtete einen Schleppkahn, der unter der nach Arkansas führenden Brücke hindurchmanövrierte.
»Das dauert eine Weile, und wenn Sie hier einziehen, sind Sie sehr reich und sehr beschäftigt und haben keine Zeit, die Aussicht zu genießen.«
»Wem gehört dieses Büro?«
»Victor Milligan. Er ist Chef der Steuerabteilung und ein sehr netter Mann. Stammt aus Neuengland, ist aber seit fünfundzwanzig Jahren hier und betrachtet Memphis als sein Zuhause.« Lamar steckte die Hände in die Taschen und wanderte im Raum herum. »Die Fußbodendielen und die Decken sind noch original, mehr als hundert Jahre alt. Der größte Teil des Gebäudes ist mit Teppichboden ausgelegt, aber an ein paar Stellen war das Holz noch unbeschädigt Wenn Sie herkommen, haben Sie die Wahl zwischen Teppichboden und Brücken.«
»Das Holz gefällt mir. Was ist mit der Brücke?«
»Irgendein altes persisches Stück. Ich kenne seine Geschichte nicht. Der Schreibtisch wurde schon von seinem Urgroßvater benutzt, der in Rhode Island eine Art Richter war, behauptet er jedenfalls. Er ist vollgestopft mit allem möglichen Kram, und man weiß nie, wann er zu qualmen a n fangt.«
»Wo ist er?«
»Im Urlaub, glaube ich. Habe ich Ihnen schon vom Urlaub erzählt?«
»Nein.«
»In den ersten fünf Jahren bekommen Sie zwei Wochen pro Jahr. Bezahlt natürlich. Dann drei Wochen, bis Sie Partner geworden sind, danach nehmen Sie so viel, wie Sie wollen. Die Firma hat ein Chalet in Vail, eine Hütte an einem See in Manitoba und zwei
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