Die Firma
die McDeeres verschwinden wollten, dann würden sie es in der Nacht tun. Eine stumme Armee wartete auf sie.
DeVashers dicke Unterarme lagen auf dem Geländer des Balkons vor seinem Zimmer im Best Western. Während die Sonne langsam am Horizont verschwand, beobachtete er den leeren Strand unter sich. Aaron Rimmer kam durch die Schiebetür und blieb hinter DeVasher stehen. »Wir haben Tolar gefunden«, sagte er.
DeVasher rührte sich nicht. »Wo?«
»In der Wohnung seiner Freundin in Memphis.«
»War er allein?«
»Ja. Sie haben ihn kaltgemacht. Und dafür gesorgt, daß es wie Raubmord aussieht.«
In Zimmer 39 untersuchte Ray zum hundertsten Mal die neuen Pässe, Visa, Führerscheine und Geburtsurkunden. Die Paßfotos von Mitch und Abby waren jüngsten Datums, mit Massen von dunklem Haar. Nach ihrer Flucht würde die blonde Tönung mit der Zeit verschwinden. Rays Foto war ein leicht retuschierter Schnappschuß von Mitch während seines Studiums in Harvard, mit langem Haar, Bartstoppeln und studentisch aggressiver Miene. Bei genauer Betrachtung wiesen Augen, Nase und Wangenknochen eine gewisse Ähnlichkeit auf, aber sonst nichts. Die Papiere lauteten auf die Namen Lee Stevens, Rachel James und Sam Fortune, alle mit Adressen in Murfreesboro, Tennessee. Doc hatte gute Arbeit geleistet, und Ray lächelte, als er eines nach dem anderen betrachtete.
Abby packte die Sony-Videokamera in ihren Karton. Das Stativ wurde zusammengeklappt und an die Wand gelehnt.
Vierzehn Videobänder mit Aufklebe-Etiketten waren säuberlich auf dem Fernseher gestapelt.
Nach sechzehn Stunden war die Video-Aussage abgeschlossen. Am Anfang des ersten Bandes hatte Mitch das Gesicht der Kamera zugewendet, die rechte Hand erhoben und geschworen, die Wahrheit zu sagen. Er stand neben der Kommode, und der Fußboden um ihn herum war mit Dokumenten bedeckt. Indem er von Tammys Notizen, Zusammenfassungen und Diagrammen Gebrauch machte, ging er methodisch zuerst die Bankauszüge durch. Er identifizierte mehr als zweihundertfünfzig Geheimkonten bei elf Banken auf den Caymans. Einige wurden unter Namen geführt, aber bei den meisten handelte es sich um Nummernkonten. Mit Hilfe von Kopien von Computerausdrucken rekonstruierte er die Geschichte der Konten. Bareinzahlungen, Überweisungen, Abhebungen. Auf jedes Dokument, auf das er in seiner Aussage Bezug genommen hatte, schrieb er mit schwarzem Filzstift die Initialen MM und dann die laufende Nummer: MM1, MM2, MM3 und so weiter. Nach Beweisstück MM1485 hatte er neunhundert Millionen Dollar nachgewiesen, die auf Banken auf den Caymans versteckt waren.
Nach den Bankunterlagen zeichnete er methodisch und detailliert die Struktur des Imperiums auf. Im Laufe von zwanzig Jahren hatten die Moroltos und ihre korrupten Anwälte auf den Caymans mehr als vierhundert Finnen gegründet. Viele dieser Firmen gehörten ganz oder teilweise anderen dieser Firmen, und sie benutzten die Banken als lizensierte Agenten und Briefkastenadressen. Mitch hatte sehr schnell erkannt, daß nur ein Bruchteil der Unterlagen in seinem Besitz war, und äußerte in die Kamera hinein seine Vermutung, daß die meisten Dokumente in Memphis im Keller zu finden waren.
Außerdem erklärte er zur Information der Jury, daß ein kleines Heer von Steuerfahndern ungefähr ein Jahr brauchen würde, um das Puzzle der Morolto-Firmen zusammenzufügen. Er erläuterte langsam jedes Dokument, kennzeichnete es sorgfältig und legte es ab. Abby bediente die Kamera.
Mitch sagte sechs Stunden lang aus über die verschiedenen Methoden, deren sich die Moroltos und ihre Anwälte bedienten, um schmutziges Geld in sauberes zu verwandeln. Die beliebteste Methode war offensichtlich, eine Ladung schmutziges Geld in ein Bendini-Flugzeug zu laden, gewöhnlich mit zwei oder drei Anwälten an Bord, um dem Flug einen legitimen Anstrich zu geben. Bei all dem Rauschgift, das zu Wasser, zu Lande und in der Luft ins Land strömt, kümmert sich der Zoll kaum um das, was aus dem Lande hinausgeht. Es war eine todsichere Methode. Die Flugzeuge verließen das Land schmutzig und kehrten sauber zurück. Sobald das Geld auf Grand Cayman eingetroffen war, überreichte einer der Anwälte den Zollbeamten und dem entsprechenden Banker das erforderliche Schmiergeld. Bei manchen Ladungen gingen bis zu fünfundzwanzig Prozent für Bestechung drauf.
Einmal eingezahlt, gewöhnlich auf namenlose Nummernkonten, war das Geld praktisch nicht mehr aufzuspüren. Aber zwischen vielen der
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