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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sagte er schwermütig. Sie starrte ihn an.
    »Warum hast du mich zurückgerufen?« fragte er.
    »Warum nur? Wenn du so genau wußtest, daß es zwischen uns aus war – warum konntest du mich dann nicht in Ruhe lassen?«
    Ihr Gesicht war bleich und ausdruckslos. »Dich zurückgerufen?« »Du weißt doch – das Flüsterjuwel.« »Ach so. Das ist in Larteyn.«
    »Natürlich ist es dort«, sagte er. »In meinem Gepäck. Du hast es mir geschickt.«
    »Nein«, sagte sie erstaunt. »Wie kommst du darauf?« »Du wolltest mich sehen!«
    »Du hast uns vom Schiff aus deine Ankunft gemeldet. Ich habe nie ... Du mußt mir glauben, das war das erste Mal, daß ich von deinem Kommen hörte. Ich wüßte nicht, was ich davon halten sollte. Ich hoffte, du würdest mir einige Erklärungen geben, obwohl ich dich nie dazu drängte.«
    Dirk sagte etwas, aber der Turm klagte seinen abgrundtiefen Ton und riß ihm das Wort von den Lippen. Er schüttelte den Kopf. »Du hast mich nicht gerufen?« »Nein.«
    »Aber ich habe das Flüsterjuwel bekommen. Auf Braque. Denselben Stein, den der Esper damals bearbeitete. So etwas kann man nicht fälschen. « In diesem Moment fiel ihm noch etwas ein. »Und selbst Arkin sagte ...«
    »Aha.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich verstehe zwar nicht, warum – aber er muß es dir geschickt haben. Seltsam, er war doch mein Freund. Ich brauchte jemand zum Reden ... Ich verstehe das nicht.« Sie wimmerte leise.
    »Ist etwas mit deinem Kopf?« fragte Dirk schnell. »Nein«, antwortete sie. »Der ist schon in Ordnung.«
    Er sah ihr ins Gesicht. »Arkin hat also das Juwel geschickt?« »Ja, nur er kann es gewesen sein. Er war der einzige, der davon wußte. Wir trafen uns auf Avalen, kurz nachdem du und ich ... na, du weißt schon. Es war eine schlimme Zeit. Arkin Ruark half mir. Er war dabei als dein Flüsterjuwel ankam – das Flüsterjuwel für Jenny. Ich weinte und erzählte ihm alles. Wir redeten lange darüber. Sogar später noch blieben wir Freunde, als ich Jaan schon lange kannte. Er war wie ein Bruder!« »Ein Bruder«, wiederholte Dirk. »Warum hat er dann ...« »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Dirk dachte lange nach. »Als wir uns auf dem Raumhafen trafen, Arkin auch dabei. Hast du ihn gebeten mitzukommen? Ich rechnete eigentlich damit, dich allein anzutreffen.«
    »Es war seine Idee«, sagte sie. »Na ja, ich sagte ihm, ich sei nervös, weil ich dich nach so langer Zeit wiedersehen würde. Er ... er machte den Vorschlag mitzukommen und mir moralische Unterstützung zu bieten, weißt du. Nach allem, was ich ihm auf Avalon erzählt hatte.« »Und an dem Tag, als ihr beide in die Wildnis aufgebrochen seid – du weißt schon, als ich zuerst mit Garse und dann mit Bretan Schwierigkeiten bekam –, was lief da ab?«
    »Arkin sagte etwas von einer Wanderung der Panzerkäfer. Es war nichts ungeheuer Wichtiges, aber wir wollten nachsehen. Also flogen wir ab.« »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich glaubte, Jaan und Garse hätten dich geschlagen und hielten dich unter Verschluß. In der Nacht zuvor sagtest du ...«
    »Ich weiß, aber Ruark versicherte mir, er würde dich informieren.« »Statt dessen überzeugte er mich davon, daß es besser wäre, mich aus dem Staub zu machen«, sagte Dirk. »Und dir, nehme ich an, erzählte er, du müßtest, um mich zu überzeugen ...« Sie nickte.
    Er wandte sich dem Fenster zu. Der letzte Lichtschein war von den Turmspitzen verschwunden. Über ihm funkelte eine Handvoll Sterne. Dirk zählte sie. Zwölf. Ein glattes Dutzend. Er fragte sich, ob einige davon in Wirklichkeit nicht Galaxien am anderen Ufer des Großen Schwarzen Meeres waren. »Gwen«, begann er. »Jaan ist heute morgen aufgebrochen. Mit dem Gleiter von hier bis Larteyn und zurück – wie lange dauert das?«
    Als sie nicht antwortete, wandte er sich ihr zu.
    Die Wände waren über und über mit Phantomen bedeckt, und Gwen zitterte in ihrem Licht.
    »Langsam müßte er doch wohl zurück sein, oder nicht?« Sie nickte und legte sich wieder auf die pastellfarbene Matratze zurück.
    Die Sirenenstadt sang ihr Wiegenlied, ihre Hymne auf den letzten, ewigen Schlaf.

11
     
     
    Dirk durchquerte das Zimmer.
    Das Lasergewehr lehnte an der Wand. Er hob es hoch und wunderte sich wieder über die ölige Oberflächenbeschaffenheit des schwarzen, glatten Plastikmaterials. Sein Daumen strich über den Wolfskopf. Er hob die Waffe an die Schulter, legte an und feuerte.
    Wenigstens eine volle Sekunde lang hing die

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