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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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verschränkte er die Arme wieder. »Und solltet Ihr die Absicht haben, unter ihnen jemand auswählen zu wollen, dann könnt Ihr auch gleich mich nehmen.«
    Janacek grinste. »Er ist ebensowenig ein Sportmensch wie die anderen«, sagte der hagere, rotbärtige Kavalare. »Das ist Dirk t'Larien, korariel von Eisenjade, ob Euch dies gefällt oder nicht.« Janacek wandte den Kopf ganz leicht in Dirks Richtung und deutete auf den Fremden in Weiß. »T'Larien, das ist Lorimaar Rein Winterfuchs Hoch-Braith Arkellor.« »Ein Nachbar von uns«, meldete sich Gwen von der Couch zum ersten Mal zu Wort. »Er wohnt ebenfalls in Larteyn.«
    »Weit von Euch fort, Ihr von Eisenjade«, fuhr der andere Kavalare dazwischen. Der Ärger hatte sich tief in sein Gesicht gegraben, und voll kalter Wut bewegten sich seine schwarzen Augen von einem zum anderen, bis sie auf Vikarys Antlitz zur Ruhe kamen. »Ihr seid jünger als ich, Jaantony Hoch-Eisenjade, und Euer teyn ist noch jünger. Freiwillig würde ich mich Euch im Duell nicht stellen. Trotzdem verlangt der Kodex die Einhaltung bestimmter Regeln, wie wohl jeder von uns weiß, und keiner von uns sollte zu weit gehen. Ihr jungen Hochleibeigenen kommt dieser Grenze aber oft gefährlich nahe und, wie ich glaube, die Hochleibeigenen von Eisenjade am häufigsten. Und ...« Und ich von allen Hochleibeigenen Eisenjades am allerhäufigsten«, vollendete Vikary die Aussage des anderen.
    Arkellor schüttelte den Kopf. »Damals, als ich noch ein verwöhntes Kind in den Festhalten von Braith war, duellierte man sich schon, wenn jemand beim Reden unterbrochen wurde – wie Ihr es gerade bei mir machtet.
    Wahrlich, man denkt heute nicht mehr so wie früher. Die Männer von Hoch Kavalaan sind in meinen Augen weich geworden.« Haltet Ihr mich für weich?« fragte Janacek ruhig. Ja und nein, Hoch-Eisenjade. Ihr seid merkwürdig. Ihr besitzt eine Härte, die Euch niemand bestreiten wird, und das ist gut so. Aber Avalon hat den Gestank der Spottmenschen über Euch gebracht, Euch mit Schwäche und Torheit berührt. Eure betheyn-Schlampe gefällt mir nicht, und Eure sogenannten Freunde gefallen mir auch nicht. Ich wünschte, ich wäre jünger. Dann würde ich im Zorn über Euch kommen und Euch die alte Weisheit des Festhalts wieder lehren, all jene Dinge, die Ihr so leicht vergeßt.«
    »Fordert Ihr uns zum Duell heraus?« fragte Janacek. »Ihr sprecht starke Worte.«
    Vikary machte eine beiläufige, abweisende Handbewegung. »Nein, Garse. Lorimaar Hoch-Braith fordert uns nicht zum Duell. Nicht wahr, Freund Hochleibeigener?« Arkellor wartete einige Herzschläge zu lang, bevor seine Antwort kam.
    »Nein«, sagte er. »Nein, Jaantony Hoch-Eisenjade, eine Beleidigung war nicht beabsichtigt.«
    »Und es wurde keine zur Kenntnis genommen«, sagte Vikary lächelnd.
    Der Hochleibeigene von Braith lächelte nicht. »Glückliches Geschick«, wünschte er mißgelaunt. Mit mächtigen Schritten ging er auf die Tür zu und hielt nur so lange inne, bis Dirk eiligst zur Seite getreten war. Dann war er hinaus und stieg die Treppe zum Dach hinauf. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloß.
    Dirk ging auf die anderen zu, aber die kleine Versammlung war schon in Auflösung begriffen. Kopfschüttelnd und mit finsterer Miene wandte sich Janacek um und ging in ein anderes Zimmer. Gwen erhob sich bleich und sichtlich mitgenommen, und Vikary ging auf Dirk zu. »Es war nicht gut für Sie, dieser Szene beizuwohnen«, sagte der Kavalare. »Aber vielleicht war es für Sie auch erheiternd. Dennoch bedauere ich Ihre Anwesenheit. Ich würde es nicht gern sehen, wenn Sie wie die Kimdissi über Hoch Kavalaan dächten.«
    »Ich habe nichts verstanden«, sagte Dirk. Vikary legte ihm den Arm um die Schulter und führte ihn zum Eßzimmer. Gwen folgte den beiden auf dem Fuße. »Wovon hat er geredet?«
    »Ach, über so manches. Ich werde Ihnen alles erklären. Aber vorher muß ich noch ein zweites Bedauern zum Ausdruck bringen. Das versprochene Frühstück ist noch nicht zubereitet und für Sie angerichtet.« Er lächelte.
    »Ich kann warten.« Sie betraten das Eßzimmer und setzten sich. Gwen war noch immer schweigsam und sah aus, als hätte sie Sorgen. »Wie hat mich Garse genannt?« fragte Dirk. »Kora... was? Was bedeutet das?« Vikary schien zu zögern. »Das Wort heißt korariel. Es ist ein altkavalarisches Wort. Seine Bedeutung hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. Heute, von Garse oder mir an diesem Ort benutzt, bedeutet es soviel wie

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