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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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den großen Datenbänken der Akademie versteckt, fand ich Aufzeichnungen der ursprünglichen Kolonisierung von Hoch Kavalaan.
    Es war schon gegen Ende des Doppelkrieges. Eine Gruppe von Siedlern brach von Tara auf und steuerte eine Welt jenseits von Templers Schleier an, wo sie Sicherheit vor den brutalen Hranganern und deren Sklavenrassen zu finden hofften. Das gelang ihnen auch einige Zeit lang, wie den Speichern der Computer zu entnehmen ist. Sie entdeckten einen urwüchsigen und fremdartigen Planeten, der reiche Bodenschätze versprach. Auf ihm entwickelte sich schnell eine Kolonie ersten Grades, die sich auf den Abbau von Rohstoffen stützte. Es gibt Aufzeichnungen über Handelsbeziehungen zwischen Tara und der Kolonie. Sie währten mehr als zwanzig Jahre, dann verschwand der Planet hinter dem Schleier urplötzlich aus den Annalen der menschlichen Geschichte. Auf Tara maß man dieser Tatsache nur wenig Gewicht bei, denn man befand sich mitten in den grausamsten Kriegsjahren.«
    »Und Sie denken, bei diesem Planeten handelte es sich um Hoch Kavalaan?« fragte Dirk.
    »Das darf man als Tatsache ansehen«, erwiderte Vikary. »Die Koordinaten stimmen in etwa überein, und auch andere faszinierende Einzelinformationen passen genau ins Bild. Die Kolonie hieß zum Beispiel Cavanaugh. Und was vielleicht noch nachdenklicher stimmt ist der Umstand, daß der Leiter der ersten Expedition ein Raumschiffkapitän namens Kay Schmied war. Eine Frau.« Gwen mußte lächeln.
    »Ich habe aber noch mehr herausgefunden«, fuhr Vikary fort, »und zwar rein zufällig. Sie dürfen nicht vergessen, daß die meisten Außenwelten niemals am Doppelkrieg teilnahmen. Die Randzivilisationen sind Kinder des Zusammenbruchs, manche stammen sogar aus der Zeit danach. Kein Kavalare hat je einen Hranganer gesehen, geschweige denn ein Individuum der verschiedenen Sklavenrassen. Bei mir war es dasselbe, bis ich nach Avalon ging und mich für die Menschheitsgeschichte im größeren Rahmen zu interessieren begann. Dann, als ich die Auseinandersetzungen im Wirrwarr in näheren Augenschein nahm, stieß ich glücklicherweise auf gezeichnete Darstellungen der verschiedenen halbintelligenten Sklaven. Die Hranganer setzten sie als Sturmtruppen auf solchen Welten ein, die ihnen nicht wichtig genug erschienen, um selbst einzugreifen. Als Mensch, der im Wirrwarr zu Hause ist, werden Sie diese Rassen sicherlich kennen, Dirk. Etwa die Hruun, Nachtwesen und überschwere Kämpfer von unglaublicher Brutalität und Wildheit, die mit ihren Augen einen erheblichen Teil des Infrarotbereichs erfassen können. Oder die geflügelten Dactyloiden, die ihren Namen wegen der zufälligen Ähnlichkeit mit einer Flugechse aus der menschlichen Frühzeit erhielten. Und am schlimmsten von allen dürften die Githyanki gewesen sein, Seelensauger, Wesen mit schrecklichen psionischen Kräften.«
    Dirk nickte. »Auf meinen Reisen habe ich ein oder zwei Hruun gesehen. Die anderen Rassen sind ausgestorben, soviel ich weiß.« »Das mag richtig sein«, sagte Vikary. »Die Zeichnungen, von denen ich sprach, habe ich mir lange angesehen und bin immer wieder auf sie zurückgekommen. Irgend etwas an ihnen ließ mir keine Ruhe. Schließlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Hruun, die Dactyloiden, die Githyanki – in mehr oder weniger deutlich hervortretenden charakteristischen Details glichen sie jenen Wasserspeiern, die vor den Türen eines jeden kavalarischen Festhalts angebracht sind. Sie waren die Dämonen unserer Mythen und Sagen, Dirk!«
    Vikary erhob sich und begann langsam im Zimmer auf und ab zu gehen. Währenddessen sprach er ruhig und gleichmäßig weiter, seine Erregung war nur aus seinem ruhelosen Gang abzulesen. »Als Gwen und ich nach Eisenjade zurückkehrten, veröffentlichte ich meine Theorie, die sich auf die alten Legenden, etwa den Dämonenlied-Zyklus des großen Dichters und Abenteurers Jamis-Löwe Taal, und die Datenbänke der Akademie stützte. Stellen Sie sich vor: Die Kolonie Cavanaugh ist errichtet. Auf dem ebenen Land sind Städte entstanden, und in ausgedehnten Bergwerksanlagen hat man mit der Förderung begonnen. Durch ein atomares Bombardement legen die Hranganer die Städte in Schutt und Asche. Überlebende gibt es nur in tiefen Kellern unter der Stadt, draußen in der Wildnis und in den Minen. Um den Planeten zu erobern, kommandieren die Hranganer Kontingente ihrer Sklavenrassen zur Invasion ab. Später verschwinden die Besatzer und tauchen erst ein

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