Die Flamme erlischt
Entscheidung mitteilen sollte oder nicht. Ich dachte, wir würden vielleicht darüber reden und dann zusammen hinaufgehen, um ihm gegenüberzutreten. Aber die Sache mit dem Duell hat alles verändert. Jetzt würden sie dich nicht mehr gehen lassen.« Ruark kletterte von seinem Sitz herunter. »Dann verschwindet«, sagte er. »Ich werde bleiben und aufpassen, ihr könnt anrufen und euch erzählen lassen, was passiert ist. Solange Garsey und Jaantony ihr Duell nicht verloren haben, bin ich sicher. Nötigenfalls komme ich schnell angerannt und schließe mich euch an, in Ordnung?« Dirk nahm Gwens Hände. »Ich liebe dich«, sagte er. »Noch immer.« Sie lächelte gerührt. »Ja, und ich freue mich so darüber, Dirk. Vielleicht können wir einen neuen Anfang machen. Aber wir müssen schnell handeln und verschwinden. Von jetzt an sind alle Kavalaren unsere Feinde.«
»In Ordnung«, sagte er. »Wohin?« »Geh hinunter und hole deine Sachen, du wirst warme Kleidung benötigen. Wir treffen uns auf dem Dach. Dann nehmen wir den Gleiter und überlegen uns unterwegs, wohin wir fliegen.« Dirk nickte und küßte sie rasch auf den Mund.
Sie befanden sich hoch über den dunklen Flüssen und sanften Hügeln des Freigeländes, als das erste zarte Rot der Morgendämmerung den Himmel zu überziehen begann. Wenig später erschien die erste gelbe Sonne, und die Dunkelheit unter ihnen wich einem grauen Morgennebel, der sich schnell auflöste. Gwen flog den Manta-Gleiter mit maximaler Geschwindigkeit, so daß der kühle Wind an der offenen Kabine laut vorbeirauschte und jede Verständigung unmöglich machte. Dirk hatte sich in einen braunen Patchwork-Überwurf, den er von Ruark bekommen hatte, gehüllt und schlief an ihrer Seite.
Als eine Stadt – Challenge – wie ein blitzender Speer am Horizont auftauchte, weckte sie ihn, indem sie sanft an seiner Schulter rüttelte. Er hatte leicht und unruhig geschlafen. Sofort setzte er sich auf und gähnte. »Wir sind da«, sagte er überflüssigerweise.
Gwen antwortete nicht. Während sie sich der Emerelistadt näherten, ging sie mit der Geschwindigkeit herunter.
Dirk sah dem Schauspiel der Morgendämmerung zu. »Zwei Sonnen stehen am Himmel«, sagte er, »und fast kann man den Fetten Satan erkennen. Ich glaube, jetzt wissen sie, daß wir weg sind.« Er dachte an Vikary und Janacek, die zusammen mit den Braiths am Todesquadrat auf ihn warteten. Bretan würde zweifellos ungeduldig auf und ab gegangen sein und dabei sein seltsames Geräusch gemacht haben. Am frühen Morgen war sein Auge sicherlich kraftlos und kalt, ein ausgeglühtes Stück Kohle in seinem Narbengesicht. Vielleicht war er jetzt auch schon tot ... oder Jaan ... oder Garse Janacek. Einen Augenblick lang wurde Dirk rot vor Scham. Er rückte näher an Gwen und legte den Arm um sie.
Vor ihnen schwoll Challenge an. Gwen zog den Gleiter steil nach oben und durchstieß eine diesige Wolkenbank. Der schwarze Schlund des Landedecks leuchtete auf, und als Gwen hineinflog, sah Dirk die Ziffern. Es war das 520. Stockwerk, eine große, unbenutzte und verlassene Schleuse.
»Willkommen«, ertönte es vertraut, als der Manta-Gleiter regungslos in der Luft verharrte und dann langsam auf die Bodenplatten hinabsank. »Ich bin die Stimme von Challenge. Darf ich Sie unterhalten?« Gwen schaltete den Antrieb ab und kletterte über den Flügel nach draußen. »Wir wollen für eine befristete Zeit Bewohner dieser Stadt werden.« »Der Preis dafür hält sich in Grenzen«, sagte die Stimme.
»Dann weise uns eine Wohngelegenheit zu.«
Eine Wand glitt zurück, und wieder rollte ein ballonbereifter Wagen auf sie zu. Bis auf die Farbe war er ein genaues Duplikat jenes Fahrzeugs, das sie bei ihrem letzten Besuch transportiert hatte. Gwen stieg ein, während Dirk ihr Gepäck vom Rücksitz des Gleiters auf den Wagen umlud: einen Sensorenkoffer, den Gwen mitgebracht hatte, drei Taschen mit Kleidern, ein Paket Geländeausrüstung für Unternehmungen in der Wildnis. Die beiden Himmelsflitzer, komplett mit Flugstiefeln, lagen ganz unten, aber Dirk ließ sie im Gleiter.
Das Fahrzeug startete, und die Stimme begann, ihnen die verschiedenen Wohnquartiere anzupreisen, die sie anzubieten hatte. In Challenge gab es Zimmer, die in hundert verschiedenen Stilen eingerichtet waren, damit Außenweltler sich wie zu Hause fühlen konnten. Der Geschmack von pi-Emerel herrschte allerdings vor.
»Etwas Einfaches und Billiges«, verlangte Dirk. »Doppelbett, Kochgelegenheit
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