Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
auch die Abrufnummer für planetarische Nachrichten enthalten. In der Hoffnung, daß das morgendliche Duell in Larteyn bemerkt worden war und sich vielleicht in einer Todesanzeige niederschlug, gab er die Kennzahl ein. Doch der Schirm vor ihm wurde grau. Weiße Großbuchstaben verkündeten »DIENST EINGESTELLT« und flackerten stroboskopartig, bis er sie löschte.
    Mißmutig wählte Dirk eine andere Ziffernfolge – die für Raumhafeninformation –, um Ruarks Angaben über das nächste Schiff zu überprüfen. Diesmal hatte er mehr Glück. Innerhalb der nächsten beiden Standardmonate standen drei Schiffe auf dem Flugplan. Das früheste würde, wie Ruark richtig gesagt hatte, in etwas mehr als zwei Wochen eintreffen. Es war eine Randfähre namens Teric neDahlir. Ruark hatte allerdings nicht erwähnt, daß das Schiff weiter zum Rand hinausflog. Es kam von Kimdiss und flog über Eshellin und die Welt des Schwarzweinozeans weiter bis pi-Emerel, seiner Ausgangswelt. Eine Woche später würde ein Versorgungsschiff von Hoch Kavalaan eintreffen. Und dann kam nichts mehr, bis die Schaudern der Vergessenen Feinde mit Kurs auf das Innere der Galaxis zurückkehrte.
    So lange jedoch konnten sie nicht warten, das stand außer Frage. Gwen und er würden einfach mit der Teric neDahlir fliegen und weiter draußen, auf einem anderen Planeten, umsteigen müssen. An Bord zu gelangen, würde das größte Risiko sein, darüber war sich Dirk im klaren. Die Kavalaren hatten praktisch keine Chance, sie hier in Challenge zu finden. Sie hätten den ganzen Planeten absuchen müssen. Aber Jaan Vikary würde sicherlich erraten, daß sie Worlorn so schnell wie möglich verlassen wollten. Das hieß, er konnte sie zu gegebener Zeit auf dem Raumhafen abfangen. Wie sie das verhindern sollten, wußte Dirk noch nicht. Er konnte nur hoffen, daß eine Konfrontation ausblieb. Dirk löschte die Schrift und probierte andere Zahlen aus. Er notierte sich, welche Funktionen bereits eingestellt, welche auf ein Minimum reduziert worden waren – zum Beispiel medizinischer Notdienst – und welche noch wie zur Zeit des Festivals bestanden. In anderen Städten funktionierte nicht mehr viel, Challenge dagegen hatte noch nicht kapituliert. Den Emereli lag daran zu beweisen, daß ihre Turmstadt unsterblieh war, und so hatten sie – ungeachtet der kommenden Dunkelheit und des Eises – nahezu alles zurückgelassen. Hier ließ es sich leicht leben. Die anderen Städte boten ein vergleichsweise trauriges Bild. In vier der vierzehn Enklaven war die Energieversorgung zusammengebrochen, und davon hatte eine so stark unter Wind und Wetter gelitten, daß man sie nur noch als Torso aus Ruinen und Staub bezeichnen konnte. Eine Zeitlang fuhr Dirk damit fort, Knöpfe zu drücken, aber schließlich wurde ihm dieses Spiel zu eintönig. Es war immer noch Morgen, und er durfte Ruark nicht anrufen. Er schaltete den Wandschirm ab, wusch sich kurz, ging ins Bett und löschte die Lichtfelder. Es dauerte noch eine Weile, bevor er einschlief. Er lag in der warmen Dunkelheit, starrte an die Decke und lauschte Gwens regelmäßigen Atemzügen, aber in Gedanken war er weit weg und voller Sorgen.
    Bald würde sich alles zum Guten wenden, sagte er sich, so wie es auf Avalon gewesen war. Und doch konnte er es nicht glauben. Er fühlte sich nicht wie der alte Dirk t'Larien, Gwens Dirk, der wieder zu werden er sich geschworen hatte. Statt dessen fühlte er sich, als hätte es keine Veränderung gegeben, er mühte sich müde und hoffnungslos weiter, wie es auf Braque und den Welten davor gewesen war. Seine Jenny war wieder bei ihm, und er hätte vor Freude an die Decke springen sollen -aber er nahm nur ein deprimierendes Gefühl wahr. Als hätte er sie schon wieder verloren.
    Dirk wischte die trüben Gedanken gewaltsam beiseite und schloß die Augen.
     
    Als er erwachte, war es später Nachmittag. Gwen war schon aufgestanden und geschäftig. Dirk duschte und kleidete sich in weiche, verwaschene Avalonsynthetik. Dann gingen sie beide auf die Gänge hinaus, um das 522. Stockwerk von Challenge auszukundschaften. Im Gehen hielten sie sich bei der Hand.
    Ihr Zimmer war eines von Tausenden im hiesigen Wohnsektor des Gebäudes. Überall befanden sich andere Zimmer, die bis auf die Zahlen an den schwarzen Türen mit ihrem identisch waren. Die Fußböden, Wände und Decken der Korridore, durch die sie gingen, waren in satten Kobaltschattierungen gehalten, und die Lampen, die in gleichen Abständen von der

Weitere Kostenlose Bücher