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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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davon teil. Sie haben für mich, für meinen Stolz und meine Ehre getötet. Ich habe es nicht verlangt, ebensowenig wie du um ihren Schutz gebeten hast. Es war ihre Auffassung von meiner Ehre, nicht meine. Dennoch bedeuteten diese Duelle für mich soviel wie dir jetzt dieses eine. Und doch – hast du mich nicht auch gebeten, sie zu verlassen, zu dir zurückzukehren, wieder dich zu lieben?«
    »Ja«, antwortete Dirk. »Aber ... ich weiß nicht. Hinter mir habe ich eine Spur gebrochener Versprechen zurückgelassen.« In seiner Stimme klang Schmerz mit. »Jaan hat mich zum keth gemacht.« »Und wenn er Sie Plätzchen nennt, hüpfen Sie in den Backofen, hm?« schnauzte Ruark.
    Gwen schüttelte nur traurig den Kopf. »Was fühlst du? Eine Pflicht? Eine Schuld?«
    »Ich glaube schon«, sagte er widerstrebend.
    »Dann hast du dir selbst geantwortet, Dirk. Du hast meine Antwort vorweggenommen. Wenn du dich so stark fühlst, die Pflichten eines keth auf Zeit zu erfüllen, eines Bundes, der auf Hoch Kavalaan nicht einmal existiert – wie kannst du mich dann bitten, Jade-und-Silber abzulegen? Betheyn bedeutet mehr als keth.« Ihre weichen Hände verließen sein Gesicht. Sie trat zurück. Dirks Hand schnellte vor und faßte sie am Handgelenk – am linken Handgelenk. Seine Finger umschlossen kaltes Metall und geschliffene Jade. »Nein«, sagte er. Gwen schwieg. Sie wartete.
    Für Dirk war Ruark vergessen, der Arbeitsraum hatte sich in Dunkelheit aufgelöst. Nur Gwen war noch da. Sie starrte ihn mit grünen, weitaufgerissenen Augen an, die angefüllt waren mit... Versprechungen? Drohungen? Unerfüllt gebliebenen Träumen? Sie wartete, ohne ein Wort zu sagen, während er über seine Sätze stolperte und nicht wußte, wie er seine Empfindungen formulieren sollte. Das Jade-und-Silber lag kalt in seiner Hand, und er erinnerte sich:
    Rote Tränen voller Liebe, eingebettet in Silber und Samt, brennend vor eisiger Kälte.
    Jaans Gesicht. Hohe Jochbeine, das kantige Kinn, das zurückgekämmte schwarze Haar und das oberflächliche Lächeln. Seine Stimme, wie Stahl, immer beherrscht: Aber ich existiere.
    Die heulenden, spottenden weißen Geistertürme von Kryne Lamiya, die zum monotonen Schlag einer entfernten Trommel schiere Verzweiflung hinaussangen.
    Inmitten von allem: Widerstand und Entschlußkraft. Einen Moment lang hatte er gewußt, was er sagen wollte.
    Das Gesicht von Garse Janacek: fern (die Augen wie blauer Rauch, der Kopf emporgereckt, der Mund geschlossen), feindselig (Eis in den Augenhöhlen, ein wildes Lächeln hinter seinem Bart versteckt), voll schwarzen Humors (die Augen zum Irrsinn verleitend, die Zähne entblößt wie das Grinsen von Gevatter Tod höchstpersönlich). Bretan Braith Lantry: zuckende Nervenstränge und ein Glühsteinauge, eine Schreckensund Mitleidsgestalt mit kaltem, furchteinflößendem Kuß.
    Roter Wein in Obsidianschwenkern, ein Bouquet, das in den Augen brannte, Umtrunk in einem Zimmer voll Zimtgeruch und fremdartiger Kameradschaft. Worte: Ein Festhaltbruder besonderer Art, sagte Jaan.
    Worte: Er wird falsches Spiel treiben, prophezeite Garse. Gwens Gesicht, eine jüngere Gwen, schlanker, mit etwas strahlenderen Augen. Gwen lachend. Gwen weinend. Gwen im Orgasmus. Ihn umarmend, ihre Brüste von leichtem Rot überzogen, das sich über den ganzen Körper ausbreitete. Ihr Flüstern: Ich liebe dich, ich liebe dich. Jenny! Ein einsamer schwarzer Schatten, der einen flachen Lastkahn den endlos dunklen Kanal entlangstakt. Erinnerungen ...
    Seine Hand, die ihr Gelenk umspannt hielt, begann zu zittern. »Wenn ich mich nicht duelliere – wirst du dann Jaan verlassen? Und mit mir kommen?«
    Ihr antwortendes Nicken kam schmerzhaft langsam. »Ja. Ich habe den ganzen Tag daran gedacht und mit Ruark darüber geredet. Wir haben es so geplant. Er sollte dich hier heraufbringen, während ich Jaan und Garse sagen wollte, daß ich noch zu arbeiten hätte.« Dirk streckte die Beine aus, sie waren ganz steif und eingeschlafen. Hunderte kleiner Nadeln und Messer peinigten ihn. Er stand entschlossen auf. »Du wolltest es also ohnehin tun? Es geht nicht allein um das Duell?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann werde ich gehen. Wann können wir Worlorn frühestens verlassen?«
    »In zwei Wochen und drei Tagen«, sagte Ruark. »Vorher startet kein Schiff.«
    »Wir müssen uns verstecken«, sagte Gwen. »Wenn man alles abwägt, dann ist dies der sicherste Weg. Heute nachmittag war ich mir nicht im klaren, ob ich Jaan meine

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