Die Flamme erlischt
voranzukommen, ohne dabei allzu laute Geräusche zu verursachen – und im nächsten Augenblick rannten sie beide los.
Hinter dem Boulevard – nackter Korridor, zwei Richtungswechsel, ein breites Tor, das ihren Öffnungsversuchen nicht nachgeben wollte. Schließlich warf sich Dirk mit seiner angeschlagenen Schulter dagegen. Das Tor und er ächzten protestierend, aber die Tür gab schließlich nach. Sie standen auf der Landeplattform des 520. Stocks. Die Nacht war kalt und dunkel. Sie konnten Worlorns unvermeidlichen Wind hören, wie er winselnd um den Emereliturm herumpfiff. Ein einziger heller Stern leuchtete in dem breiten flachen Rechteck, das die Schleuse aus dem Himmel dieser Außenwelt schnitt. Es war dunkel, draußen wie drinnen. Kein Licht flammte auf, als sie eintraten.
Aber der Gleiter war noch an Ort und Stelle. Zusammengekauert wie ein Lebewesen stand er in der Dunkelheit, ganz wie ein Banshee, dem er ähneln sollte. Und kein Braith bewachte ihn.
Gwen schnallte Sensorenkoffer und Geländeausrüstung ab und warf beides auf den Rücksitz, wo noch immer die Himmelsflitzer lagen. Dirk stand daneben und sah ihr frierend zu. Die Luft an diesem Abend war unangenehm kühl, Ruarks Überwurf hätte er jetzt gut gebrauchen können.
Gwen bediente ein Instrument am Armaturenbrett, und ein Teil der Karosserie des Manta öffnete sich. Dann ging sie um den Gleiter herum und knipste eine Lampe an, die sich an der Unterseite der Haube befand. In dem schwachen Lichtschein sah Dirk, daß sich dort auch Werkzeug in Stecktaschen befand.
Gwen stand im gelben Lichtkegel und studierte die komplizierte Maschinerie des kavalarischen Fahrzeugs. Dirk trat neben sie.
Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Nein«, sagte sie mit müder Stimme. »Es wird nicht gehen.«
»Vielleicht können wir vom Antischwerkraftgenerator Energie abzweigen«, schlug Dirk vor. »Werkzeug ist vorhanden.« »Ich verstehe nicht genug davon«, sagte sie. »Ein bißchen nur ... Ich hatte gehofft, herausfinden zu können ... Ach, ich kann es nicht. Es ist nicht nur eine Frage der Energie. Die Flügellaser sind noch nicht einmal angeschlossen. Viel mehr als ornamentale Zierstücke sind sie in diesem Zustand nicht.« Fragend sah sie Dirk an. »Ich nehme nicht an, daß du ... ?«
»Nein«, sagte er.
Sie nickte. »Dann haben wir keine Waffe.«
Dirk starrte an dem Manta vorbei auf Worlorns leeren Himmel. »Wir könnten von hier wegfliegen.«
Gwen klappte die Haube zu, und der dunkle Banshee sah wieder so wild aus wie zuvor. Ihre Stimme klang niedergeschlagen. »Nein! Denk daran, was du gesagt hast. Draußen werden die Braiths warten. Ihre Gleiter starren vor Waffen. Wir hätten keine Chance. Nein.« Sie ging um Dirk herum und stieg in den Gleiter ein.
Nach einer Weile folgte er ihr. Beim Hinsetzen achtete er darauf, daß er weiterhin den kalten Stern am einsamen Nachthimmel beobachten konnte. Er war sich seiner Müdigkeit bewußt und wußte auch, daß sie nicht allein körperlicher Art war. Als sie nach Challenge gekommen waren, hatten ihn seine Gefühle überschwemmt wie Wellen einen Strand. Aber plötzlich schien es ihm, als wäre der ganze Ozean verschwunden, der die .Wellen an den Strand geworfen hatte. »Ich glaube, du hattest vorhin im Korridor recht«, sagte er mit gedankenverlorener, introvertierter Stimme, ohne Gwen anzusehen. »Was meinst du?« fragte sie.
»Die Sache mit dem Egoismus ... du weißt schon ... wenn man kein weißer Ritter ist.« »Ein weißer Ritter?«
»Wie Jaan. Ich war vielleicht nie ein weißer Ritter, aber auf Avalon habe ich mich gern für einen gehalten. Ich habe an viele Dinge geglaubt. Jetzt kann ich mich nicht einmal mehr an sie erinnern. Außer an dich natürlich, Jenny. An dich habe ich immer gedacht. Und zwar, weil... nun, du weißt schon ... In den letzten Jahren habe ich viele Dinge getan ... Nichts Schlimmes, aber dennoch Dinge, die ich auf Avalon nicht getan hätte. Zynische Dinge, egoistische Sachen. Aber bis heute habe ich noch nie einen Menschen getötet.«
»Geißle dich nicht selbst, Dirk«, sagte sie. Auch in ihrer Stimme klang Müdigkeit mit. »Es führt zu nichts.«
»Ich will etwas tun«, sagte Dirk. »Ich muß. Ich kann nicht nur... weißt du? Du hattest recht!«
»Wir können nichts anderes tun als davonlaufen und sterben. Und dadurch ändert sich gar nichts. Wir haben keine Waffe.« Dirk lachte gequält. »Warten wir also, bis Jaan und Garse kommen und uns retten, und dann ... Unsere
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