Die Flamme erlischt
sagte Vikary. Eine seltsame, undeutbare Gefühlsregung zeigte sich auf seinem Gesicht. »Die Einwohner?« Dirk nickte. »Werden Sie kommen?«
Vikary lächelte schwach, beinahe ironisch. »Sie bitten mich um Hilfe, Dirk t'Larien?« Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich sollte mich nicht über Sie lustig machen. Sie bitten nicht für sich selbst. Sie bitten für die anderen, die Emereli. Garse und ich werden kommen.
Wir bringen unsere Anstecknadeln mit und machen jeden zum korariel von Eisenjade, den wir vor den Jägern finden können. Dennoch wird es seine Zeit dauern, vielleicht zu lange. Viele werden sterben. Ein Wesen, Mutter genannt, starb gestern in einer anderen Stadt, im sogenannten Sternenlosen Teich. Die Puddingkinder ... kennen Sie die Schwarzweiner Puddingkinder?«
»Ja, ich habe von ihnen gehört.«
»Sie brachen aus ihrer Mutter hervor, um sich eine andere zu suchen ... und konnten keine finden. Während sie Jahrzehnte in ihrem riesigen Wirtskörper lebten, fingen andere von ihrer Welt das Wesen und brachten es von der Welt des Schwarzweinozeans nach Worlorn. Dort ließen sie es im Stich. Zwischen den Puddingkindern und den anderen Schwarzweinern, die nicht ihrem Kult angehören, bestehen nicht die besten Beziehungen. Einhundert von ihnen taumelten herum, überrannten ihre Stadt, füllten sie über Nacht mit Leben und wußten nicht, wo sie sich befanden und warum man sie hergebracht hatte. Die meisten waren alt, sehr alt. Aus Furcht begannen sie ihre Totenstadt zu wecken -und so wurde Roseph Hoch-Braith auf sie aufmerksam. Ich tat, was ich konnte, und ich beschützte manche. Da dies aber Zeit in Anspruch nahm, wurden viele von den Braiths gefunden. In Challenge wird es ähnlich sein. Diejenigen, die auf die Korridore hinauslaufen und davonrennen, werden gejagt und zur Strecke gebracht, bevor mein teyn und ich helfen können. Verstehen Sie?« Dirk nickte.
»Es genügt nicht, mich anzurufen«, sagte Vikaty. »Sie müssen selbst eingreifen. Bretan Braith Lantry will Sie, Sie und keinen anderen. Er wird Ihnen sogar ein Duell zugestehen. Die anderen wollen Sie nur als Spottmenschen jagen, aber auch von ihnen werden Sie bedeutend höher als anderes Wild eingestuft. Gehen Sie hinaus, verlassen Sie Ihr Versteck, t'Larien. Für die sich versteckenden Emereli wird dieser Zeitgewinn sehr wichtig sein.«
»Ich verstehe«, sagte Dirk. »Sie wollen, daß Gwen und ich ...« Vikary zog sich sichtlich zurück. »Nein, nicht Gwen.«
»Dann ich allein. Sie wollen, daß ich die Aufmerksamkeit auf mich ziehe? Ohne Waffe?«
»Sie haben eine Waffe«, entgegnete Vikary. »Sie haben sie selbst gestohlen und dadurch Eisenjade beleidigt. Ob Sie diese Waffe anwenden wollen oder nicht, liegt einzig bei Ihnen. Ich verlasse mich nicht darauf, daß Sie die richtige Wahl treffen. Ich habe mich schon einmal auf Sie verlassen. Ich sage es Ihnen nur. Noch etwas anderes, t'Larien. Was Sie auch tun oder unterlassen werden, es ändert sich nichts zwischen uns. Dieser Anruf ändert nichts. Sie wissen, was wir tun müssen.«
»Das haben Sie schon einmal gesagt«, sagte Dirk. »Ich sage es ein zweites Mal. Ich will, daß Sie sich daran erinnern.« Vikary machte ein finsteres Gesicht. »Und jetzt werde ich gehen. Der Flug nach Challenge ist lang, lang und kalt.« Bevor Dirk eine Antwort finden konnte, wurde der Schirm dunkel. Draußen, neben der Tür, lehnte Gwen an der teppichüberzogenen Wand und wartete. Ihr Gesicht hatte sie in den Händen vergraben. Als Dirk heraustrat, richtete sie sich auf. »Kommen sie?« fragte sie. »Ja.«
»Es tut mir leid, daß ich hinausgerannt bin. Ich konnte ihm nicht gegenübertreten.« »Das macht nichts.« »Doch.«
»Nein«, sagte er scharf. Sein Magen schmerzte. Entfernte Schreie hallten in seinen Gedanken wider. »Es macht nichts. Du hast vorher zum Ausdruck gebracht... wie du fühlst.«
»So?« Sie lachte. »Wenn du weißt, wie ich mich fühle, weiß du mehr als ich, Dirk.«
»Gwen, ich habe ... Nein, hör mal, es spielt keine Rolle. Du hattest recht. Wir müssen ... Jaan sagte, wir hätten eine Waffe.« Sie runzelte die Stirn. »Tatsächlich? Denkt er, ich hätte mein Bolzengewehr mitgenommen? Oder was?«
»Nein, ich glaube nicht. Er sagte nur, wir seien im Besitz einer Waffe, die wir selbst entwendet hätten, wodurch Eisenjade eine Beleidigung zugefügt worden wäre.«
Sie schloß die Augen. »Was?« sagte sie. »Natürlich!« Ihre Augen öffneten sich wieder. »Der Gleiter! Er ist mit
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