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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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versuchen Sie hier zu täuschen, Recassin?«
    »Bitte glauben Sie mir … habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß … Gegenstand ist nicht mehr … in meinem Besitz.«
    »Wer hat ihn dann?«, wollte der Fremde wissen, und einmal mehr hatte Recassin den Eindruck, dass die Augen seines Peinigers gnadenlos blitzten.
    »Ein Freund.«
    »Wer?«
    »Sie kennen ihn nicht.«
    »Die Entscheidung darüber sollten Sie mir überlassen. Ich frage Sie also zum letzten Mal: Wem haben Sie den Gegenstand gegeben? Antworten Sie, Recassin, oder Ihr Schweigen wird der letzte Fehler sein, den Sie auf dieser Welt begehen.«
    Der Fremde verstärkte den Druck der Klinge. Recassin konnte spüren, wie sie tiefer durch seine Haut schnitt, der Halsschlagader nahe kam – und er wusste, dass dies das Ende war.
    So sehr seine Furcht ihn dazu drängte, den Namen dessen preiszugeben, dem er das Kleinod anvertraut hatte, so sehr wusste er, dass es sinnlos gewesen wäre. Der Tonfall seines Peinigers sagte ihm, dass dieser genoss, was er tat. Was immer Recassin auch unternahm, was immer er auch offenbarte, es würde nichts nützen. Am Ende würde der Fremde seiner Lust zu töten freien Lauf lassen. Recassin würde sterben, dessen wurde er sich in diesem Augenblick mit einer Klarheit und Nüchternheit bewusst, die ihn selbst überraschte.
    Sein Tod war unausweichlich.
    Also konnte er auch schweigen.
    »Fahren Sie zur Hölle«, stieß er hervor und starrte trotzig dorthin, wo er das Gesicht des Fremden vermutete.
    »Ist das Ihr letztes Wort?«
    »Mein letztes«, bestätigte Recassin flüsternd.
    »Wie recht Sie haben«, kam die zynische Antwort aus dem Dunkel. Der Fremde beugte sich vor, sodass der Lichtkreis der Lampe sein Gesicht erfasste – und mit Entsetzen erkannte Recassin, dass es nicht zwei Augen waren, sondern tatsächlich nur eines, das hasserfüllt auf ihn starrte.
    Der Schrei, den er ausstoßen wollte, verließ seine Kehle nie.
    Ohne zu zögern oder auch nur zu zittern, führte die Hand des Fremden die rasiermesserscharfe Sichel. Ein Blutschwall schoss aus Recassins Kehle und tränkte die Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch vor ihm.
    Einen Augenblick später schlug das Haupt des Kurators mit dumpfem Poltern zu Boden.

2
    P ERSÖNLICHES T AGEBUCH
S ARAH K INCAID
    Paris!
    Seit zwei Tagen weile ich nun in der Stadt an der Seine und bereite mich auf das Symposion vor, an dem ich an Vaters Stelle teilnehmen soll – und noch immer ist mir rätselhaft, was genau es mit der Regierungsdepesche auf sich hatte, die mich in London erreichte.
    Nachdem ich mehr als zwei Monate lang nichts von Vater gehört habe, wurde mir darin lapidar mitgeteilt, dass er wohlauf sei und an einem geheimen Ausgrabungsprojekt der Regierung teilnehme, über dessen Details allerdings nichts bekannt werden dürfe; dafür bat man mich, Vater beim Jahrestreffen des internationalen Forschungskreises für Archäologie an der Pariser Sorbonne zu vertreten.
    So sehr es mir einerseits schmeichelt, nach Frankreich reisen und vor solch gelehrten Häuptern sprechen zu dürfen, so verwundert bin ich andererseits. Den ganzen Winter über, während er sich in seinem Arbeitszimmer und der Bibliothek von Kincaid Manor vergrub, sprach Vater von kaum etwas anderem als davon, seine Theorien, die assyrische Geschichte betreffend, den Wissenschaftskollegen vorzustellen – und nun, da sich im Rahmen des Symposions eine willkommene Gelegenheit dazu bietet, nimmt er sie nicht wahr.
    Ich kann nur annehmen, dass es gute Gründe dafür gibt und dass diese Gründe in den »vielfältigen und weitreichenden Interessen« liegen, von denen in der Depesche die Rede war. Weder weiß ich, worum es dabei geht, noch kann ich mir vorstellen, dass eine archäologische Ausgrabung von solcher Wichtigkeit sein soll. Doch ich empfinde großen Stolz bei dem Gedanken, dass mein Vater diese Expedition leitet, und natürlich werde ich ihm jede Unterstützung zukommen lassen, zu der ich fähig bin. Deshalb habe ich keinen Augenblick gezögert, seiner Bitte nachzukommen und nach Paris zu reisen – noch lieber freilich hätte ich Vater wie in früheren Tagen begleitet.
    Ein geheimes Ausgrabungsprojekt der Regierung …
    Unablässig frage ich mich, was damit wohl gemeint sein mag. Damaskus, Kairo, Jerusalem – die Namen ferner und exotischer Orte gehen mir durch den Kopf. Alleine ihr Klang sorgt dafür, dass mein Herz schneller schlägt und ich mich zurücksehne nach jener Freiheit, die ich vor Jahren erfahren durfte. Nun

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