Die Flammen meiner Leidenschaft
ob er einen Fehler begangen hatte. Er war sich sicher, dass zwischen der rothaarigen Yankee und dem hitzköpfigen Rebellen die Fetzen fliegen würden. Zu schade, dass er nicht dabei sein würde, um dieses Schauspiel zu genießen.
»Wieder zurück, Miss Webster?«, fragte Captain Cramer, als Ashley ihm zwei Stunden später gegenübertrat. »Ich habe meine Meinung nicht geändert. Wenn Sie sich nicht plötzlich entweder einen Mann oder Eltern zugelegt haben, sind Sie hier nicht willkommen.«
Cramers Augenbrauen ruckten hoch, als Tanner hinter dem Wagen auftauchte und sich neben Ashley stellte. Er war glatt rasiert und trug ein blaues Baumwollhemd unter seiner Lederweste. Sein Haar war zwar immer noch lang, jedoch im Nacken mit einem Lederriemen zusammengebunden. Leider hatte er seine graue Armeehose nicht durch etwas Passenderes ersetzt, doch Ashley hatte sich eine Bemerkung darüber verkniffen, weil er zur vereinbarten Zeit beim Mietstall eingetroffen war.
»Dies ist mein Mann, Captain Cramer. Ich bin jetzt Mrs Tanner MacTavish. Sie haben also keinen Grund mehr, mich von Ihrem Treck auszuschließen.«
Tanner und Cramer schüttelten sich die Hände. »Ihr Mann? Bisschen plötzlich, oder?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte Ashley scharf. »Sie sagten, ich brauche einen Ehemann, und so habe ich einen. Welche Wagenposition haben wir?«
»Nicht so schnell, Miss ... äh ... Mrs MacTavish. Haben Sie eine Heiratsurkunde? Ich möchte sie sehen.«
Ashley wurde blass. Himmel, sie hätte nie gedacht, dass er danach fragen würde. »Natürlich haben wir die«, antwortete sie, bevor sie Zeit zum Denken hatte. »Wir holen sie später beim Haus des Predigers ab.«
»Zeigen Sie mir das Dokument morgen vor der Abreise, und Sie und Ihr ... Ehemann werden in unserer Gesellschaft willkommen sein.« An seinen Worten und seinem Tonfall war offenkundig, dass er sie für eine Lügnerin hielt.
Ashley schaute ihm nach, als er davonschlenderte. Was, in Gottes Namen, sollte sie jetzt tun?
Auf Tanners Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab. Das Schicksal hatte eingegriffen und ihn vor einem katastrophalen Fehler bewahrt. Sich mit der Yankee-Zicke einzulassen, war von Anfang an falsch gewesen. Er trat ohne sichtliches Bedauern zur Seite.
»Ich nehme an, Sie wollen Ihr Geld zurückhaben, Yankee«, sagte er und griff in seine Westentasche. »Ich habe etwas davon ausgegeben, aber ein bisschen Schwund ist ja wohl normal.«
»Erfreut Sie der Gedanke, zurück ins Gefängnis zu wandern, Rebell?«
Tanner blickte sie finster an. Es passte zu einer Yankee, Schadenfreude beim Unglück anderer Leute zu empfinden. »Ich bin schon in vielen Gefängnissen gewesen.«
»Und Sie werden noch in vielen anderen landen, in St. Joe und in anderen Städten.« Ein ungeheuerlicher Gedanke nahm in ihr Gestalt an. Sie musterte ihn genau. »Ich bin bereit, Captain Cramer unsere Heiratsurkunde zu zeigen; und Sie?
Zuerst hatte Tanner keine Ahnung, wovon sie sprach. Doch als er nach einem Sinn in ihren Worten suchte, wurde er ihm allmählich klar. Seine Augen weiteten sich, sein Mund klaffte auf, und ihm stockte der Atem. Als er schließlich die Sprache wiederfand, konnte er nur Unverständliches stammeln.
»Was ist los, Rebell, haben Sie Angst, eine Herausforderung anzunehmen?«
»Wenn Sie vorschlagen, was ich denke, müssen Sie irre sein, selbst für eine Yankee.«
Ashley schloss die Augen und wirkte schmerzlich zerbrechlich. »Ich bin verzweifelt. Die Heirat würde nur zum Schein abgeschlossen werden. Wenn wir unseren Zielort erreicht haben, können Sie sie annullieren. Oder ich mache das, wenn Sie das vorziehen.«
»Und ich wäre verrückter als Sie, wenn ich einem solch unglaublichen Vorschlag zustimmte. Ich kann den Anblick von Yankees nicht ertragen. Sie und ich sind Feinde. Wir würden einander zerfleischen. Wie lange würde es dauern, bis einer von uns dem anderen körperlichen Schaden zufügt?«
Ashley fragte sich das Gleiche, doch sie war entschlossen.
»Ich bin bereit, das Risiko einzugehen, wenn Sie das ebenfalls sind, Rebell. Es sind nur ein paar Monate Ihres Lebens.«
Er schwieg so lange, dass Ashley zu verzweifeln begann. Es war zu spät, um einen anderen Mann zu finden, selbst wenn sie das wollte, und sie war sich nicht sicher, ob sie den Mut aufbringen und einen anderen Mann bitten konnte, sie zu heiraten. Besser, sich der bekannten Gefahr stellen als der unbekannten.
Tanner forschte in ihrem Gesicht und sah mehr als das, was sich seinen
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