Die fliegenden Staedte von Antares
Fröhliches Schwingen.
»Fröhliches Schwingen auch für dich«, sagte ich und verbrannte den Zettel.
14
»Weißt du, mein Freund«, sagte Chido, »Rees war gestern abend noch ziemlich ungenießbar.«
»Hat er sich aufgeregt?«
»Und ob, bei Krun! Er hat gebrüllt wie ein Chunkrah mit einem entzündeten Huf!«
»Komm, wir nehmen ein neunfaches Bad.«
Wir suchten das beste Badehaus im Heiligen Viertel auf. Das neunfache Bad ist eine überaus dekadente und luxuriöse Einrichtung, wie Sie sich vorstellen können, und wir ließen uns ordentlich durchweichen und genossen die Dampfhitze. Schließlich fanden wir Rees ausgestreckt auf einem Steintisch liegen; ein Numim-Mädchen striegelte vorsichtig sein herrliches goldenes Fell.
»Ha!« rief er, als er uns erblickte. »Ihr Apims mit eurer glatten Haut! Barbarisch!«
Daraus schlossen wir, daß er wieder in Form war, was uns doch sehr erleichterte.
»He, Hamun!« bellte er. »Was war das gestern abend für ein havilvergessener Mann?«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Er hat sich heute morgen empfohlen, bevor ich aufgewacht war. Viel gesagt hat er nicht mehr.«
»Hätte ich dir gleich sagen können.«
Wir streckten uns neben Rees aus. Zwei Fristle-Mädchen machten sich mit Ölen, Duftstoffen und kräftigen Händen an uns zu schaffen. Ich rückte dicht an Rees heran.
Das neunfache Bad hatte mich auf eine Idee gebracht. Die Neun ist eine der heiligsten Ziffern auf Kregen, eine Zahl, mit der ich noch so manches Wunder vollbringen sollte; aber das soll einem späteren Bericht vorbehalten sein. Ich beugte mich zu Rees hinüber und flüsterte: »Die Neun haben herumgehorcht.«
Er sah mich verständnislos an.
»Weißt du überhaupt, wovon ich spreche?«
»Nein, bei Krun!«
Wenn er die Neun Gesichtslosen kannte, mochte er mir dennoch nichts darüber verraten; vielleicht war er durch ein Schweigegelübde gebunden.
»Sie sind gesichtslos, Rees«, fuhr ich fort.
»Gesichtslos! Körperlos! Gespenster! Ich brauche etwas zu trinken.«
Später saßen wir auf der Terrasse über dem größten Schwimmbecken und sahen den Badenden zu. Ich spielte wieder einmal den törichten Nichtsnutz und fragte lässig: »Kennst du jemanden, der mit Vollern zu tun hat, Rees?«
»Nur diesen Cramph Vad Garnath, und wenn der sein Gesicht noch einmal hier blicken läßt, bringe ich ihn um!«
Ich nahm nicht an, daß Garnath mit der Vollerherstellung zu tun hatte. Er hatte davon gesprochen, daß er vielleicht eine Himmelsschiffsflotte oder eine Vollerschwadron aufstellen würde – aber damit konnte ich nichts anfangen.
Ich versuchte es zum letztenmal.
»Das meine ich nicht, Rees. Ich meine die Herstellung.«
Mit halberhobenem Glas sah er mich an. »Alter Knabe – ich würde dir nicht raten, herumzustiefeln und über diese Dinge zu reden. Das ist nicht gesund.«
»So etwas wäre geradezu ungesund«, fiel Chido ein und grinste.
»Ich dachte mir nur, vielleicht könnte ich auch etwas zum Krieg beitragen.«
»Wenn man deine Hilfe will, wird man sich an dich wenden.« Er leerte sein Glas und brüllte: »Nachfüllen! Beeilung!« Und dann zu mir: »Du solltest meinem Regiment beitreten. Ich stelle es neu auf. Besser als je zuvor. Diesmal sollen uns die verdammten Ungeheuer nichts anhaben können ...«
»Zorcas?«
Er lachte leise und sah dem Fristlemädchen zu, das sein Glas füllte.
»Nein, Hamun. Totrixes! Verdammt halsstarrige Biester, unbequem zu reiten.«
Wie konnte ich es ablehnen, mit seinem neuen Regiment zu reiten?
Um zunächst etwas Zeit zu gewinnen, rief ich nach einem Sazz, einem erfrischenden Getränk, das Kohlensäure enthält. Ich leerte das Glas zur Hälfte, ehe ich schließlich weitersprach.
»Laß mich zuerst ins Paline-Tal reisen. Nulty würde sich über meinen Besuch freuen.«
Chido schnaubte. »Seit wann freut sich ein Crebent über den Besuch seines Herrn?«
»Ah«, sagte ich. »Nulty ist aber ein ganz besonderer Crebent!«
Es war richtig, daß meine Zeit in Ruathytu bemessen war; ich konnte mich nicht endlos hier aufhalten und mein früheres Leben wieder aufnehmen. Ebensowenig konnte ich Rees mit seinem neuen Regiment begleiten.
Armer Rees! Seine Totrixes hatten gegen unsere Nikvoves im Grunde keine Chance. Er liebte das Kämpfen, er liebte seinen Spaß. Der goldhaarige Löwenmensch hatte die Farben seiner Königin getragen und sich während der Rebellion, in deren Gefolge sie auf den Thron gekommen war, für sie eingesetzt. Jetzt aber stand er nicht
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