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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Kameraden wurde, interessierte Yorgst in diesem Moment nicht.
    Er hatte nur Augen für das Schwert, das der sich vor Schmerz windende Caer fallen gelassen hatte.
    Yorgst wusste, dass er diese Chance nur einmal erhielt. Er tat so, als erhielte er von hinten einen heftigen Stoß, und ließ sich auf das Schwert fallen, wobei er hart mit dem Kopf aufschlug. Er hielt den Atem an. Hatte der Priester ihn gesehen? Die anderen Krieger?
    Niemand kümmerte sich um ihn. Er hörte Schreie hinter sich. Offenbar versuchten auch die neu an Bord geschafften Gefangenen, ihre Bewacher zu überwältigen, vom Beispiel des Tobenden angesteckt und ermuntert durch die vorübergehende Unaufmerksamkeit der Caer.
    Niemand kümmerte sich um Yorgst. Niemand hatte gesehen, worauf er sich gestürzt hatte.
    Es war eine Frage von Sekunden, bis die Caer wieder Herren der Lage waren. Yorgst lag auf dem Bauch und spielte den Bewusstlosen. Er spürte den kalten Stahl der Klinge unter sich, brachte seine Hände daran, drehte sie so, dass die scharfe Seite oben war, und begann, seine Handfesseln daran zu reiben.
    Sie durften nicht sehen, dass er sich bewegte. Das war so gut wie unmöglich, und schon kam es ihm wie ein Wunder vor, dass keine Hände nach ihm griffen und ihn in die Höhe zerrten. Es wurde gekämpft. Die Tainnianer wussten, was ihnen bevorstand, und fürchteten den Tod nicht mehr - im Gegenteil.
    Die Hände waren frei!
    Jetzt setzte Yorgst alles auf eine Karte. Er hatte das Deck vor seinem geistigen Auge, so, wie er es gesehen hatte. Die hölzerne Reling war nur wenige Meter entfernt. Er sprang auf, sah sich nicht um. Wenn Caer direkt neben ihm standen, war es um ihn geschehen. Auf jeden Fall würde er sich das Schwert selbst in die Brust stoßen, bevor sie ihn wieder überwältigen konnten.
    Doch niemand stand vor ihm, und als die mit den tobenden Gefangenen Beschäftigten auf ihn aufmerksam wurden, war es zu spät.
    An den Füßen noch gefesselt, kam Yorgst mit einem Satz in die Höhe, das Schwert fest in der rechten Hand. Der linke Arm gehorchte ihm nicht mehr. Er ging in die Hocke, sprang mit seiner ganzen Kraft, landete wieder hart auf den Knien und sprang sofort wieder.
    Er landete auf der Reling. Die Caer waren heran. Er sah Hände, die sich nach ihm ausstreckten, und ließ sich mit einem letzten Ruck über die Reling ins kalte Wasser fallen.
    Es blieb ihm nicht einmal mehr Zeit, Luft zu holen, bevor er in die See klatschte - mitten zwischen den beiden Caer- Schiffen, treibenden Holzplanken, Wrackteilen und Leichen.
    Yorgst versank. Neben, vor und hinter ihm schossen Pfeile ins Wasser. Nur einer traf ihn - in die linke Schulter.
    Frei! Nur dieser Gedanke beherrschte den Seefahrer. So gut er das mit den Beinfesseln und dem tauben linken Arm vermochte, machte er heftige Schwimmbewegungen, um unter Wasser zu bleiben und unter den Rumpf des Schiffes zu kommen, von dem er gesprungen war. Seine Lungen schmerzten, doch sein Triumph war stärker. Unbändiger Wille zum Überleben verlieh ihm nie gekannte Kräfte.
    Yorgst schlug mit dem Rücken gegen etwas Hartes. Seine rechte Hand fühlte Holz. Schnell zog er die Beine an und durchtrennte die Fesseln mit dem Schwert. Helle Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen, und der Triumph wich aufkommender Panik. Er müsste nach oben und Luft holen.
    Am Rumpf des Schiffes tauchte er hoch, brachte den Kopf über Wasser und machte zwei, drei tiefe Atemzüge. Er sah einige Bogenschützen an der Reling des zweiten Schiffes, die an der falschen Stelle auf sein Auftauchen warteten.
    Yorgst sog die Lungen voll Luft und tauchte wieder. Zuerst einmal müsste er fort von hier. An anderer Stelle konnte er sich auf dem Wasser wie eine der vielen Leichen treiben lassen, und mit einiger Geschicklichkeit und etwas Glück konnte er dem Schlachtgetümmel lebend entkommen.
    Yorgst sah es als eine Fügung an, dass sich ihm die Möglichkeit zur Flucht geboten hatte. Wie viele der Caer-Schiffe mochten über diese Altäre mit den schrecklichen Priestern dahinter verfügen? Wusste Herzog Krude von dem, was sich an Bord dieser Schiffe tat?
    Er müsste es erfahren!
    Yorgst schwamm unter Wasser, den linken Arm schlaff nachziehend, bis zum Bug des schwarzen Altarschiffs, tauchte kurz auf, holte Luft und verschwand sofort wieder unter Wasser. Überall trieben die Leichen. Verwundete und geflüchtete Seefahrer klammerten sich an Wrackteile, bis sie von den Pfeilen der Caer getroffen wurden. Yorgst begriff dieses Massensterben

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