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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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nicht. Warum müsste es sein?
    Warum hatten sich die noch freien Herzogtümer des Tainnianischen Reiches nicht zusammen geschlossen, als Caer nach Ambor und Akinborg griff?
    Nein, dachte der Kapitän, als er sich vom schwarzen Schiff des Priesters entfernte, auf dem das Morden in diesen Augenblicken weiterging. Keine Armee der Welt kann gegen diese dämonische Macht bestehen, über die die Caer-Priester verfügen.
    Der Herzog müsste erfahren, was sich hier wirklich tat. Vielleicht war er, Samor Yorgst, der einzige, der Zeuge des Unfassbaren gewesen und dem schrecklichen Ende in letzter Sekunde entkommen war. Herzog Krude müsste den Befehl geben, gezielt die Schiffe mit den Priestern anzugreifen und zu zerstören!
    Yorgst müsste an Land, nicht direkt vor Elvinon, denn dorthin war ihm durch die Schiffe der Weg versperrt, und er wollte nicht von einem verirrten Pfeil getroffen oder von ins Wasser stürzenden Masten erschlagen werden.
    Um die Schiffe herum schwamm er zunächst nach Osten, wohin sich die Seeschlacht noch nicht verlagert hatte. Nur einzelne Wracks trieben dort, von niemandem mehr beachtet.
    Mit Unbehagen dachte Yorgst daran, dass nach Osten auch näher zum Meer der Spinnen bedeutete. In der kalten Jahreszeit trieb es die Seeungeheuer erfahrungsgemäß oft in die Straße der Nebel, und sie mochten wittern, welch reiche Beute sie hier erwartete.
    Der Gedanke daran ließ Yorgst noch schneller schwimmen, auftauchen, wieder unter Wasser, wieder Luft holen.
    Endlich war er so weit vom Priesterschiff entfernt, dass er glaubte, nun an der Wasseroberfläche bleiben und den toten Mann mimen zu können. Er ließ sich nach oben treiben und schaukelte mit dem Gesicht nach oben auf den hohen Wellen zwischen den Rümpfen kämpfender Schiffe, die Hand mit dem Schwert unter dem Rücken.
    Es war kein Ende zu erkennen. Überall um ihn herum brannten Segel, gingen Tote über Bord und wurde erbittert gekämpft. Ein Schiff des Herzogs war direkt vor ihm.
    Yorgst hätte versuchen können, sich zu erkennen zu geben, an Bord zu gehen und dort bis zum bitteren Ende mit den Verteidigern zu kämpfen.
    War er feige?
    Der Gedanke ließ ihn nicht los, und er müsste sich dazu zwingen, einen klaren Kopf zu behalten. Immer wieder führte er sich das Bild dessen, was er gesehen hatte, vor Augen. Nein, hier wäre er nur eine Leiche unter vielen. Lebend nützte er dem Herzog mehr.
    Immer weiter nach Osten. Nicht zu auffällig bewegen. Nur mit dem rechten Arm unter Wasser paddeln, dann und wann, wenn er sicher sein konnte, dass ihn niemand sah, einige Schwimmstöße mit den Beinen machen.
    Zwischen Schiffsleibern hindurch. Nur vermeiden, dass er zwischen sich gegenseitig rammende Schiffe geriet!
    Immer weiter, nach Osten, aus dem Kampfgetümmel heraus, zu einer Stelle der Küste, wo er unbemerkt an Land gehen und von dort aus auf schnellstem Weg die Stadt erreichen konnte.
    *
    Herzog Krude von Elvinon hatte den Wachturm nicht ein einziges Mal verlassen. Er stand noch so auf den Zinnen wie am frühen Morgen, als die Flotte der Caer am klaren Horizont erschienen war.
    Mittlerweile waren Stunden vergangen, ohne dass sich eine Entscheidung anbahnte. Die Sonne hatte ihren Höhepunkt am Himmel erreicht und wanderte weiter nach Westen. Die kompromisslose Entschlossenheit, der Mut und die Bereitschaft eines jeden Kriegers und Seefahrers, sein Leben für Elvinon, für die Freiheit ihrer Brüder und Schwestern zu geben, machten die zahlenmäßige Überlegenheit der Caer wett - zumindest jetzt noch. Aber der Augenblick war abzusehen, an dem das letzte Schiff der Verteidiger in Flammen aufgehen oder auseinanderbrechen würde.
    Die Caer hatten dann vielleicht tausend ihrer Schiffe verloren.
    Noch zögerte der Herzog, selbst in die Schlacht einzugreifen. Immer noch hoffte er, Nyala werde an seiner Seite erscheinen und es ihm leichter machen, an Bord der Tannahier zu gehen. Doch sie kam nicht.
    Dafür wurden ihm Männer gebracht, deren Schiffe gesunken und die mehr tot als lebend an Land gespült worden waren. Diejenigen, die noch die Kraft hatten zu reden, berichteten über merkwürdige Dinge. Caer-Krieger, die verwundet und völlig verausgabt von ihresgleichen aus dem tobenden Meer gefischt und an Bord ihrer Schiffe gebracht wurden, sollten plötzlich wieder kraftstrotzend in den Kampf eingegriffen haben, und des Herzogs eigene Männer wurden gefangengenommen und trieben wenig später als Leichen in der See.
    Es gab nur wenige, die von solchen

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