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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Beobachtungen zu berichten wussten, und ihre Worte waren wirr. Viele hatte der Wahnsinn gepackt. Die wenigen Berater, die der Herzog in diesen Stunden neben sich duldete, sprachen von den Zauberkräften der Caer-Priester, doch auch sie wussten nur mit phantastischen Vermutungen aufzuwarten.
    Mit brennenden Augen wartete der gebrochene alte Mann auf seinem Turm, spähte aufs Meer hinaus, oftmals überwältigt von Verbitterung und Schmerz über den Tod unzähliger tapferer Männer und voller Zorn auf die Nachbarherzogtümer, die ihn und Elvinon im Stich ließen.
    Die See zwischen Elvinon und Akinborg schien zu brennen.
    Sie war ein Flammenmeer mit schwarzen Schatten darin. Ununterbrochen hallten die Schreie der Kämpfenden und Sterbenden herüber.
    Und kein Nebel legte sich über die See.
    War auch dies das Werk der Priester? Konnten sie durch ihre Zauberkräfte die Nebel bannen, um den Bewohnern Elvinons die Seeschlacht in ihrem ganzen Schrecken zu zeigen und sie zu demoralisieren, bevor der Kampf das Festland erfasste?
    Herzog Krudes Hände waren zu Fäusten geballt.
    Er befahl, die Tannahier zum Auslaufen fertigzumachen. Er wollte mit seinen Männern kämpfen, an ihrer Seite sein. Doch noch siegte die Vernunft. Solange er auf dem Wachturm stand, für seine Krieger zu sehen und ihnen Mut und Zuversicht gebend, war Elvinon nicht gefallen.
    God! dachte der Herzog inbrünstig. Erain! Lasst nicht zu, dass sich diese Horden über unser Land ergießen! Lasst nicht zu, dass sie uns die Finsternis bringen!
    Und er ertappte sich dabei, wie er zu hoffen begann, dass seine Tochter recht habe, dass der fremde Jüngling der war, für den sie ihn hielt.
    Doch schon im nächsten Atemzug schalt er sich wegen solcher Hoffnungen einen Narren. Wenn Nyalas Schützling der Sohn des Kometen aus der Legende wäre, befände er sich jetzt hier, wo die Not am größten war.
    *
    Mit erhobener Fackel in der einen und dem Schwert in der anderen Hand stieg Mythor gemessenen Schrittes zum Ende der Treppe hinab. Der schwarze Stein schien das Licht seiner Fackel zu schlucken, aber er sah genug.
    Das Rauschen der fallenden Wasser war verstummt. Hinter sich vernahm er noch die Geräusche, die die beiden Bestien von sich gaben. Ihr hungriges Knurren, das Scharren ihrer Krallen auf dem Stein und das Klirren der Ketten, an die sie gefesselt waren.
    Aber die Laute klangen gedämpft, wie durch eine Wand, obwohl nur einige Stufen zwischen ihm und den tierischen Wächtern lagen.
    Die Skelette in ihrem Bereich ließen die Zahl der Wagemutigen erahnen, die im Streben nach Macht und Reichtum hier eingedrungen und Opfer der beiden Raubkatzen geworden waren. Nur ihn hatten sie vorbeigelassen.
    Wenn er Nyala glauben durfte, dann war das vor ihm noch niemandem gelungen. Verdankte er dies allein seiner furchtlosen Haltung, oder gab es einen bedeutenderen Grund?
    Nyala hatte einen genannt. Sie glaubte ganz fest daran, dass er der Berufene sei, der die Gruft betreten durfte und als Sohn des Kometen aus ihr hervorkommen werde. Und hätte sie mit ansehen können, wie sich die beiden schrecklichen Bestien trotz ihres rasenden Heißhungers winselnd vor ihm zurückgezogen hatten, sie wäre in ihrem Glauben an ihn nur noch bestärkt worden.
    Was hinter ihm lag, geriet in Vergessenheit. Seiner bemächtigte sich eine Reihe seltsamer Empfindungen, die er nicht auseinanderhalten und erklären konnte. Aber etwas sagte ihm, dass er sich einem Ort der Bestimmung nähere.
    Mythor überwand die letzten Stufen. Vor ihm lag ein schmaler Gang, dessen Boden und Wände aus dem gleichen schwarzen Stein bestanden wie die Treppe. Er wusste nicht, wie lang der Gang wirklich war, denn schon nach zehn Schritten verschwand er in einer Wand aus Nebel.
    Dieser seltsame Nebel war für das Auge undurchdringlich; dennoch bekam Mythor den Eindruck, dass dahinter ein weiter, lichter Raum liege. Und von dem Nebel ging ein Leuchten aus, als fange er den Fackelschein ein und werfe ihn verstärkt zurück.
    Eine Weile stand Mythor nur da und starrte in das verschwommene Nichts vor ihm.
    Erst als ihn ein Harztropfen der Fackel auf den Handrücken traf, fand er in die Wirklichkeit zurück. Er ließ vor Schmerz die Fackel fallen. Als er sich nach ihr bücken wollte, machte er die Entdeckung, dass die Nebelwand vor ihm immer noch unverändert strahlte.
    Kurz entschlossen trat er die Fackel aus und schritt in den Gang hinein. Dabei fasste er den Griff des Breitschwertes fester. Er mochte nicht unvorbereitet

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