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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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gestorben. Und sie hatte nicht die Absicht, es zu sagen. »Ich sehe, dass du mit den Gedanken woanders bist, Mythor«, flüsterte sie und blickte zur Tür. »Was immer du tun wirst, nimm mich mit.«
    »Ich habe nicht vor, tatenlos zu warten«, knirschte er.
    »Mythor, ich habe bis jetzt keine Frage danach gestellt. Was hast du in der Gruft gefunden?«
    Er zwang sich dazu, seine quälenden Fragen für einen Augenblick zu verscheuchen. Wieder trafen sich sein und Nyalas Blick, und er kam sich auf einmal gemein vor. Sie hatte Qualen auf sich genommen, um auf ihn zu warten, und nicht verdient, dass er sie nun wie Luft behandelte.
    Ihre flehenden Augen, ihre vollen, begehrenden Lippen.
    Mythor küsste sie leidenschaftlich. Dann zog er sie mit sich auf die primitive Liegestatt aus schmutzigen Decken, auf der sie ihn gepflegt hatte.
    Während er flüsternd berichtete, ohne Nyala alles zu enthüllen, erschien wieder das Bild der Kometenfee vor seinem geistigen Auge.
    Nyala hörte fasziniert zu. Unwillkürlich tasteten ihre Finger über Mythors Brust und Arme, berührten seine Wangen, noch während er sprach. Der Sohn des Kometen - konnte er ein Mensch sein wie alle anderen? Ein Mensch wie sie? Gab es für sie eine Zukunft an seiner Seite?
    Plötzlich schwieg Mythor. Er sah sie ernst an. »Xanadas Lichtburg«, sagte er. »Hast du den Namen schon einmal gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch nie, Mythor. Aber ich kenne Elvinon. Sie muss in einem anderen Herzogtum liegen, vielleicht in einem der angrenzenden Reiche.«
    Das waren Salamos, Ugalien und Dandamar. Mythor kannte nur das erstere, und auch dies nur flüchtig. Nie hatte er jemanden von Xanadas Lichtburg reden hören. Auch keiner der Marn hatte je davon gesprochen, und die Nomadenstadt Churkuuhl hatte große Teile der Lichtwelt durchwandert. Wissen war von Generation zu Generation weitergegeben worden.
    »Du wirst Xanadas Lichtburg finden, Mythor«, versuchte Nyala ihm Mut zu machen. »Gwasamee hätte dir Hinweise gegeben, wenn es nicht so wäre.«
    »Sie löste sich auf. Vielleicht wollte sie es tun und kam nur nicht mehr dazu.« Er glaubte nicht wirklich daran.
    Er sollte sie suchen, hatte Gwasamee gesagt, mit all seiner Kraft den steinigen Weg gehen, der von einem seiner Ziele zum nächsten führte.
    »Wir werden gar nichts finden, wenn wir nicht erfahren, wohin man uns bringt und was mit uns geschehen soll«, flüsterte er.
    »Wir können nicht von diesem Schiff fliehen, Mythor. In dieser Jahreszeit kommen die Meeresungeheuer aus dem Meer der Spinnen zu oft in die Straße der Nebel. Ich habe kein Boot gesehen.«
    »Nicht von hier, aber vielleicht haben wir eine Chance, wenn wir am Ziel angekommen sind. Drundyr bringt uns nicht nach Elvinon, sonst hätte er den Landweg nehmen können.« Er stand auf, ging vorsichtig zur Tür und lauschte. Nichts war zu hören. Er kehrte zu Nyala zurück und flüsterte: »Du musst die Wachen hereinlocken. Sage ihnen, ich liege im Sterben. Sage ihnen irgendetwas. Meine Wunden seien aufgeplatzt, ich wolle mich umbringen. Vielleicht können wir sie überwältigen und das Schiff in unsere Gewalt bringen.«
    Nyala sprang erschrocken auf. »Du bist noch viel zu schwach!« beschwor sie ihn. »Und du kennst die Macht des Priesters nicht!«
    »Dann werde ich sie kennenlernen! Tu, was ich dir gesagt habe!«
    Die Heftigkeit der eigenen Worte überraschte Mythor. Zweimal hatte er in Drundyrs wie von einer quellklaren Schicht aus Obsidian überzogenes Gesicht geblickt, in diese finsteren schwarzen Augen, die dunkle Fenster zu etwas anderem zu sein schienen, zu etwas Nichtmenschlichem, Dämonischem.
    Zweimal hatte ihn dieses hagere Gesicht in seinen Bann geschlagen, zuerst bei den Wasserfällen, als er es nur vage wahrzunehmen in der Lage war, dann auf diesem Schiff, als Drundyr hier unter Deck nach dem Rechten sah.
    Vielleicht wäre es besser, ihn nicht herauszufordern. Vielleicht sollten sie abwarten. Drundyr hatte bei den Wasserfällen gesagt, dass er lebend wertvoller für ihn sei als tot. Doch gerade das stachelte den schwarzhaarigen Krieger an. Was immer der Caer auch mit ihm vorhatte - es konnte nichts Gutes sein. Wenn er in ihm etwas Besonderes sah, dann etwas, das nicht nur interessant, sondern gefährlich für ihn war.
    Er hatte verhindert, dass Felzt ihn tötete. Der verräterische Hauptmann hätte ihm alle Sorgen abnehmen können. Aber er wollte ihn lebend. Wozu?
    Eine düstere Ahnung beschlich Mythor.
    Nyala von Elvinon hatte ihn

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