Die Flotte der Caer
ganz nahe an die Tannahier heran. Enterhaken wurden geschwungen und flogen durch die Luft, gingen auf dem Deck der Tannahier nieder und verfingen sich in der Reling. Dunkle Gestalten schwangen sich an Seilen vom Caer-Schiff herüber und landeten mit ihren Schwertern zwischen die Zähne geklemmt inmitten von Ruderern und Kriegern.
Ein erbitterter Kampf entbrannte. Belzor und der Steuermann hatten Schwerter in den Händen und stürzten sich ins Getümmel. Die Ruderer verließen ihre Bänke, griffen ebenfalls zu den Waffen und empfingen die Enterer. Stahl schlug aufeinander. Die Pfeilschützen knieten hinter der Reling und schossen auf die an den Seilen herüberschwingenden Caer.
Fast die Hälfte wurde getroffen und stürzte schreiend auf die harten Planken. Doch immer weitere tauchten auf. Der Abstand zwischen den beiden Schiffen war nun so gering, dass sie springen konnten. Achtern schob sich ein vierter Dreimaster aus dem Nebel.
Yorgst richtete sich auf. Er spürte die Schulterwunde wieder - zum erstenmal seit.
Die Erinnerung traf ihn mit voller Wucht. Er hatte das Gefühl, in abgrundtiefe Leere zu stürzen, in ein Meer aus Schuld und Schmerz und Finsternis. Was er getan hatte, konnte er nie wiedergutmachen. Alle Kraft drohte ihn zu verlassen, aber er wusste, dass es die Kraft des Dämons war, der in Drundyr steckte und auf ihn ausgestrahlt hatte. Er war frei! Er kämpfte gegen die Schwäche an. Nur wenige Augenblicke hatte er noch zu leben, und nun gab es nur noch eines für ihn zu tun.
Er sah den Herzog wie einen Baum inmitten von mehreren Caer-Kriegern stehen und mit starkem Arm das Schwert führen. Er blutete aus einigen tiefen Wunden. Seine Kleidung war von den Flammen der Fackeln, mit denen die Caer nach ihm schlugen, angesengt. Das ganze Deck schien vor Kämpfenden zu bersten. Die Krieger hatten alle Mühe, sich ihrer eigenen Haut zu wehren. Belzor kämpfte wie ein Berserker und versuchte, bis zum Herzog durchzukommen, um ihm beizustehen. Zu viele Caer waren zwischen den beiden Männern.
Yorgst wollte die Treppe zum Deck hinunterstürzen, als ihn ein Caer erblickte. Einen Moment lang sahen die beiden sich in die Augen, als ob der Caer wisse, wen er vor sich hatte. Yorgst kämpfte gegen die Schwärze an, die sich auf ihn herabsenken wollte. Er sah einen Enterhaken, der sich im Bugaufbau verfangen hatte. Im gleichen Augenblick, in dem der Caer brüllend die Treppe heraufstürmte, erreichte er ihn und riss ihn los.
Der Caer war vor ihm, das Schwert zum tödlichen Hieb erhoben. Yorgst trieb ihm den Haken in den Leib.
Er sprang zurück und sah den Caer stürzen. Unglauben stand in den dunklen Augen. Yorgst riss ihm das Schwert aus der Hand und stieß es ihm in die Brust.
Er sah sich gehetzt um. Noch trotzte der Herzog der Übermacht. Seine Krieger starben beim Versuch, sich zu ihm durchzuschlagen. Die Absicht der Caer war klar. Sie wollten Krude lebend. Und gerade das durfte nicht geschehen!
Yorgst kämpfte um seine Kraft. Er sah Drundyr vor sich, spürte wieder die furchtbare Ausstrahlung, die ihn zum Sklaven gemacht hatte. Das trieb ihn vorwärts. Weitere Caer waren an der Treppe. Yorgst blieb keine andere Wahl, als zu springen. Mit aller noch in seinen Beinen befindlichen Kraft stieß er sich ab und landete auf dem Deck, mitten zwischen den Kämpfenden. Den linken Arm schlaff herabhängend, kam er auf die Beine. Die Rechte mit dem Schwert bahnte ihm den Weg.
Er wusste nicht, wie er es geschafft hatte, plötzlich an der Seite des Herzogs zu stehen. Wie besessen schlug er auf die Caer ein.
»Zur Reling!« schrie er dem Herzog zu. »Frag nicht! Du musst von Bord, bevor sie dich lebend bekommen! Alles ist Drundyrs Plan!«
»Wer ist Drundyr?«
»Der Priester, der mich.«
Ein Schwert zuckte vor. Yorgst sah es zu spät, und auch der Herzog war durch ihn für einen Augenblick abgelenkt. Yorgst ließ die eigene Waffe fallen und packte die Klinge, die sich in seine Brust bohrte, mit der rechten Hand.
Yorgst brach zusammen. Vor den Füßen des Herzogs liegend, sah er noch verschwommen, wie dieser von den Caer- Kriegern entwaffnet und gepackt wurde.
Mit allerletzter Kraft versuchte er, sich an des Herzogs Beinen hochzuziehen. Plötzlich war es still. Die letzten Verteidiger hauchten ihr Leben aus. Dutzende von Caer bildeten einen undurchdringlichen Ring um Krude und den sterbenden Yorgst, der noch einmal den Blick des Herzogs suchte.
»Ich. ich wollte es nicht«, brachte er unter furchtbaren Schmerzen
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