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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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an. »Nur damit du nicht auf den Gedanken kommst, mir dein kostbares Leben zu entziehen.«
    Er trat zurück und beobachtete, wie Nyala und Mythor sich widerstandslos Arme und Beine fesseln ließen. Mit dicken Stricken wurden sie zusätzlich an metallene Ringe gebunden, die aus den Wänden hervorragten.
    »Was habt ihr mit uns vor?« schrie Nyala, die plötzlich allen Mut und allen bislang zur Schau getragenen Stolz verloren zu haben schien, als sie sehen müsste, dass Mythor sich nicht wehrte.
    »Dein Freund ist klüger als du«, sagte Drundyr spöttisch. »Frage ihn. Bis wir am Ziel sind, habt ihr Zeit genug, euch Gedanken zu machen.«
    Er wandte sich ab und schritt aus dem Raum. Diesmal blieben zwei Caer als Wachen darin zurück.
    Nyala sah Mythor an und erschrak heftig, als sie den Blick in dessen Augen sah.
    Nein! durchfuhr es sie, und Erleichterung und Angst stritten in ihr. Er hat nicht aufgegeben! Er wird kämpfen, und es wird furchtbar sein!
    *
    Gegen Mittag des zweiten Tages der Schlacht hatten die Caer mehr Krieger an Land gebracht, als Männer des Herzogs in der Stadt waren. Die Verteidiger mussten immer weiter zurückweichen, durch die Straßen der eigentlichen Stadt, wo die einfachen Familien wohnten - Fischer, Handwerker, Kaufleute und Dirnen -, dann weiter hinter die Mauern der Steinhäuser, die zusätzliche Bollwerke um den Hügel bildeten, auf dem der Palast stand. Der Palast, der nun vor Kriegern barst, hatte allen Angriffen bisher trotzen können, aber die Streitmächte der Ugalier und anderer Völker, die Elvinon in der Vergangenheit überfallen hatten, waren nicht zu vergleichen mit den schier unerschöpflich erscheinenden Horden aus Caer. Die Wehrtürme waren so hoch, dass keine Leiter lang genug war, um sie zu erstürmen. Eine gewaltige zweite Mauer war um die ganze Burg gezogen, und schon auf ihr standen die Bogenschützen und erwarteten den Ansturm der Caer.
    Hinter ihr waren mächtige Steinschleudern aufgefahren worden, Katapulte, die auch siedendes Öl und brennendes Pech verschleudern und so den Tod über die Angreifer bringen konnten, noch während sie den Hügel hinaufstürmten.
    Zwischen den Katapulten drängten sich die Schwertkämpfer und beobachteten, wie riesige Kessel mit siedendem Öl an den Ketten der Flaschenzüge an der Mauer hochgezogen wurden. Und immer wieder blickten sie zu den Türmen hoch, wo die Beobachter standen und durch Zeichen und Schreie meldeten, wie sich der Kampf in der Unterstadt entwickelte.
    Noch wehte das Banner Elvinons über dem Palast.
    Auf den Türmen der Hafenanlage standen andere Gestalten, in schwarze Mäntel gehüllt, die ihre Krieger voranpeitschten und dirigierten. Von einem Kampf in der Unterstadt konnte kaum noch die Rede sein. Die einfachen Holzhäuser brannten. Frauen wurden schreiend durch die Stadttore geschleust, um sie vor den Horden von der Insel in Sicherheit zu bringen.
    Aber sie wurden von den Caer erwartet. Schreckliche Szenen spielten sich ab, und mancher gestandene Mann stürzte sich in das eigene Schwert, bevor er in die Hände der Caer fiel.
    Im Lauf von Jahrhunderten angehäufter Reichtum ging in Flammen auf, Kostbarkeiten, die fleißige Hände gefertigt hatten, einfache, aber liebgewonnene Dinge. Mit jedem Brand, der gelegt wurde, starb ein Teil der Seele von Elvinon. Das Werk von großartigen Baumeistern wurde innerhalb von Stunden vernichtet.
    Die Schlacht wurde weiter in die Stadt hereingetragen.
    Die Mauern Elvinons wurden gestürmt. Von allen Seiten drangen die Caer nun ein, Schutt und Asche hinter sich zurücklassend.
    Es wurde Nachmittag. Die Verteidiger erhielten keine Hilfe mehr von der See aus. Wo in den frühen Morgenstunden die Krieger des Herzogs durch die Schwerter und Pfeile der landenden Caer gestorben waren, bildeten nun die schwarzen Schiffe ein unüberwindliches Bollwerk vor der Hafeneinfahrt und zu beiden Seiten die Küste entlang. Die Schiffe Elvinons konnten nicht zurück, selbst wenn die Kapitäne den Befehl dazu gegeben hätten.
    Diese aber kämpften verbissen weiter. Man sah die Tannahier nicht, aber jeder wusste, dass sie ausgelaufen und in der Nähe der Schiffe gesichtet worden war. Irgendwo im Schlachtgetümmel, in diesem sinnlosen Massensterben, müsste sich der Herzog befinden, vielleicht schon in der Gewalt der Caer. Jeder Mann, der noch auf seinen Beinen stehen konnte, kämpfte für ihn, den gestrengen, aber weisen alten Mann, der Elvinon zur Blüte geführt hatte.
    Alle Opfer waren umsonst.

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