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Die Flotte der Caer

Die Flotte der Caer

Titel: Die Flotte der Caer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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niemand anderer als Drundyr war. Yardin mochte ein tüchtiger Seefahrer sein, aber hier hatte er nur Drundyrs Befehle an andere weiterzugeben.
    Mythor und Nyala standen eine Weile wie unbeachtet auf den feuchten Decksplanken. Dann war plötzlich Drundyrs Stimme wieder ganz nah, befehlend und schneidend. Schlingen wurden um die Hälse der Gefangenen gelegt, dann packten Caer sie und führten sie ein Stück weiter. Sie blieben an Deck. Überall um sie herum herrschte Betriebsamkeit. Die bisher still im Wasser liegende Durduune nahm langsam Fahrt auf.
    Der Nebel legte sich feucht auf Mythors Gesicht, drang in seine Haare und seine Kleidung. Wenn es ein Zauber war, dann ein sehr realer, dachte er grimmig.
    Mythors Hände wurden gegen einen Mast gelegt, ebenso die von Nyala. Ihre Fesseln wurden ihnen abgenommen.
    »Ihr könnt euch setzen«, hörten die beiden die Stimme eines Caer. »Aber ich rate euch, am Mast zu bleiben.«
    Noch begriffen weder Mythor noch Nyala die Bedeutung der höhnisch hervorgestoßenen Worte. Sie drehten sich und ließen sich mit dem Rücken am Mast auf die feuchten Planken gleiten.
    »Was hat Drundyr zu verbergen, dass er uns die Augenbinden nicht abnehmen lässt?« fragte Nyala. »Dürfen wir die Durduune nicht sehen?«
    Sie sollte die Antwort schneller als erwartet bekommen.
    Füße scharrten über die Planken. Jemand wurde herangeschleppt, ein weiterer Gefangener. Und dieser Jemand schrie plötzlich, als säßen ihm tausend Dämonen im Nacken.
    Und dieser Jemand hatte eine Stimme, die Nyala von Elvinon einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Unbändiges Entsetzen erfasste sie. Sie nahm Mythors Hand und krallte ihre Finger so tief in sein Fleisch, dass blutende Wunden entstanden. Mythor nahm es kaum wahr. Auch er war wie gelähmt.
    Das war die Stimme des Herzogs! Und er schrie Nyalas Namen, unablässig.
    Jemand trat von hinten an die Gefangenen heran und riss ihnen die Binden von den Augen.
    Und sie sahen ihn. Nyala konnte nicht schreien. Mit aufgerissenen Augen und weit offenem Mund starrte sie ihren Vater an, der bebend vor ihr stand und nun ebenfalls eine Schlinge um den Hals gelegt bekam. Das andere Ende des Strickes war, wie auch bei ihnen, hoch über ihren Köpfen am Mast, dem Mittelmast des Schiffes, wie Mythor jetzt erkennen konnte, befestigt, unerreichbar für ihre Hände.
    Auch der Herzog war verstummt.
    Er bekam einen heftigen Stoß in den Rücken, taumelte und stürzte neben seiner Tochter auf die Planken.
    »Vater!« flüsterte Nyala endlich.
    Der Herzog drehte sich auf den Rücken und ließ sich von ihr helfen, sich aufzurichten. Sein Gesicht war entstellt. Blut klebte in seinem grauen Bart. Ein Teil seiner Kleidung war angesengt und rußgeschwärzt. Vor allem am Arm hatte er tiefe Wunden.
    »Nyala.« Der gebrochene alte Mann sah seine Tochter an, als habe er sie nie zuvor gesehen. Dann trat eine seltsame Wärme in seinen Blick. »Du lebst, Nyala.« Krude blickte zum erstenmal Mythor an. Und es war kein Vorwurf in seinem Blick, nur eine schreckliche Leere und maßlose Enttäuschung.
    »Vater!« Nyala warf sich halb auf ihn und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er stöhnte auf, und sofort ließ sie los. »Was haben sie mit dir gemacht? Diese Teufel sollen für jeden Schmerz bezahlen, den sie dir zugefügt haben!« Sie schwieg, und ihr Blick senkte sich. »Auch ich habe dir großen Schmerz zugefügt, Vater. Ich kann nicht verlangen, dass du mir verzeihst. Vielleicht wirst du mich verstehen können, eines Tages.«
    »Wie haben sie euch erwischt?« fragte der Herzog mit müder Stimme. Er fragte nicht nach der Gruft.
    Nyala berichtete.
    Während Mythor schweigend zuhörte, wobei es ihn verwunderte, dass sie alles aussparte, was mit der Gruft und seinem Erlebnis dort zusammenhing, versuchte er, Einzelheiten an Bord zu erkennen. Er saß mit dem Rücken zum Bug, so dass er die Heckaufbauten der Durduune sehen konnte, trotz des Nebels, der sich allmählich zu lichten schien.
    Es war Nacht, und im Schein von Fackeln zeichnete sich inmitten der fremdartigen Heckaufbauten ein großer schwarzer Altar ab. Vor diesem Altar stand Drundyr, mit dem Rücken zu Mythor.
    Er tat etwas, aus dem Mythor nicht schlau wurde. Die Klauenhände waren in Bewegung. Manchmal warf Drundyr den Kopf weit in den Nacken und streckte die Arme in die Höhe. Caer reichten ihm merkwürdige Dinge.
    Von alldem ging eine grauenvolle, finstere Aura aus. Mythor spürte, dass Drundyr in seinem Element war. Um ihn herum

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