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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und zahllose Zuschauer mit den Füßen stampften. Hinter Cayleb erkannte Sharleyan Graf Lock Island, Commodore Manthyr und Captain Athrawes, die sich ernstlich bemühen mussten, nicht zu grinsen wie Schuljungen, und das begeisterte Lachen der Zuschauer steigerte sich noch, als Sharleyan vorwurfsvoll den Finger auf ihren Ehemann richtete.
    »Jetzt hast du doch allen bewiesen, was für ein lüsterner, unkultivierter Flegel du bist!«, schalt sie ihn mit funkelnden Augen. »Ich kann einfach nicht fassen, dass du etwas derart Unziemliches im Beisein aller anderen machst! Ist dir eigentlich klar, wie sehr du gerade gegen jegliches Protokoll verstoßen hast?!«
    »Pfeif aufs Protokoll«, gab Cayleb gänzlich reuelos zurück und streichelte ihr mit der rechten Hand über die Wange, während er mit der linken den Stuhl des Bootsmanns für sie zurechtrückte. Sanft wie Federn strichen seine Finger über ihre Haut, mit unendlicher Zärtlichkeit, und seine Augen leuchteten. »Das hat Spaß gemacht, und ich habe die Absicht, es zu wiederholen … sehr, sehr oft. Aber wenn wir dich jetzt nicht in diesen Stuhl und von diesem Schiff schaffen, dann werden wir alle die Flut versäumen und es vermutlich bald mit einer ausgewachsenen Rebellion zu tun haben.«
    »Ich weiß.«
    Sie gestattete ihm, ihr in den Sessel zu helfen, auch wenn sie kaum so schwach war, wirklich Hilfe zu benötigen. Cayleb persönlich überprüfte, ob alle Taue vorschriftsmäßig und sicher angebracht waren, dann heulte die Pfeife des Bootsmannes auf, und die Marines nahmen Haltung an und präsentierten das Gewehr, während die Königin über die Bordwand gehoben wurde. Die Schiffsglocke läutete, und ihr tiefer, melodischer Klang übertönte sogar noch den erneut aufbrandenden Jubel. Vierundzwanzig Schläge waren zu hören, der formale Salut eines gekrönten Staatsoberhauptes.
    »Passt auf ihn auf, Merlin!«, hörte Sharleyan sich plötzlich rufen. »Bringt ihn mir zurück!«
    Sie hatte wirklich nichts derartig Rührseliges sagen wollen. Und gewiss schon gar nicht im Beisein all der anderen! Glücklicherweise war der Jubel, der rings um sie toste, laut genug, dass ohnehin niemand ihre Worte hatte verstehen können.
    Außer einem Mann.
    »Das werde ich, Eure Majestät.«
    Irgendwie hatte der Seijin sie doch gehört, und seine tiefe Stimme durchdrang selbst noch das Tosen all der anderen Rufer − als sei er in der Lage, seine Stimme gezielt in eine Richtung zu lenken. Sharleyan blickte ihn an, sah, wie er unmittelbar hinter Cayleb stand, ein Schutzschild für ihren Gemahl; seine widernatürlichen Saphiraugen glitzerten im Sonnenlicht, als er zum förmlichen Salut die rechte Faust an die linke Schulter führte.
    Sharleyan Ahrmahk war nun wahrlich nicht das, was man eine ›verhätschelte Prinzessin‹ hätte nennen können. Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass das Leben eben keine Heldenballade war, in der die Guten stets wie von Zauberhand über die Bösen triumphierten. Sie war gerade einmal zwölf Jahre alt gewesen, als der Tod ihres Vaters sie genau das gelehrt hatte, und dieser Augenblick hatte ihre Kindheit schlagartig beendet.
    Doch in diesem Moment nun, als sie Merlin Athrawes in die leuchtend blauen Augen blickte, verspürte sie eine plötzliche, völlig irrationale und doch alles überwältigende Zuversicht. Sie hielt den Blick auf den Seijin gerichtet, während der Stuhl des Bootsmannes höher und höher gezogen und dann langsam auf den bereitstehenden Kutter herabgelassen wurde. Sharleyan spürte die Selbstsicherheit und die Kraft, die von ihm ausging und sie schützend umhüllte, und plötzlich brannten ihr die Augen; sie musste ernstlich gegen die Tränen ankämpfen.
    Der Blick eines jeden hier galt gänzlich ihr, jedes Fernglas war alleine auf sie gerichtet, und das wusste Sharleyan auch genau. Und sie wusste auch, dass ein jeder nun mit ansehen konnte, wie sie gegen die Tränen ankämpfte, einem kleinen Schulmädchen gleich.
    Es war ihr egal. Sollten sie doch denken, was sie mochten, sollten sie doch glauben, was sie wollten. Sie würde sich an diesem letzten Blick auf ihren Gemahl festhalten, den sie so unerwartet zu lieben gelernt hatte, und an einem saphirblauen Versprechen, ihn wieder zu ihr zurückzubringen.

Charaktere
    Ahbaht, Lywys − Edmynd Walkers Schwager, Erster Offizier der Handelsgaleone Wind.
    Ahbaht, Zhefry − Privatsekretär im Dienste Graf Gray Harbors. Er übernimmt zahlreiche der Aufgaben eines Unterstaatssekretärs

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