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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schenken darf. Nicht einmal unter Kleidern versteckt ist sie erlaubt. Aber unsere protosimianischen Kollegen haben sich dankenswerterweise der Behandlung unterzogen und sind nun bereit, uns zu begleiten.“
    Der Weitsprecher ignorierte dies und sagte: „Unser Kontakt ist fest, Dravash, aber falls du getötet oder gefangen wirst, dürfen wir uns nicht allein auf diesen Kontakt verlassen. Ich muß diese beiden nacheinander anrühren, so daß ich sie im Fall von Bedrängnis erreichen kann.“
    Dane versteifte sich. Das war nicht Teil ihres Abkommens gewesen. Er hatte von der telepathischen Verbindung zwischen Dravash und dem Weitsprecher gewußt, doch der Gedanke, selbst eine solche Verbindung herzustellen – mit einem so ekelerregenden Wesen wie dem Weitsprecher –, drehte ihm den Magen um. Ein Blick auf Rianna verriet ihm, daß sie ebensowenig dazu bereit war.
    „Warum ist das notwendig?“ wandte sie sich an den Prrzetz. „Wir haben im Fall von Schwierigkeiten die Kommunikatoren …“ Sie berührte den winzigen, aufs äußerste verkleinerten Transmitter an ihrem Hals, der als ein aufwendiges Schmuckstück getarnt war. Man hatte es wie die Schmuckstücke von Belsar IV gestaltet, die von früheren Wissenschaftlern herausgeschmuggelt worden waren.
    Der Weitsprecher schnalzte mit der Zunge. „Mechanische Kommunikationsgeräte sind unzuverlässig. Sie können gestohlen werden. Kann sein, daß ihr eure Hände verliert, eure Sprechorgane oder euren Verstand. Das verschwundene Team war mit solchen Geräten ausgestattet, und man hat nichts mehr von ihnen gehört. Auf meine Art kann ich kontrollieren, was mit euch geschieht, und die Ergebnisse an eure Vorgesetzten weiterleiten. Was protestiert ihr, wenn ich einem so ekelhaften Kontakt zugestimmt habe?“ Die Ablehnung in seiner Stimme war das erste echte Gefühl, das er zeigte.
    „Geweihter, unsere ehrenwerte Kollegin wollte nicht respektlos sein – Rianna versichere ihm, daß du nicht respektlos sein wolltest!“
    „Ich wollte nicht unhöflich sein“, sagte Rianna tonlos für die Translatorscheibe. Verhalten flüsterte sie in der Sprache, die Dane und sie mittlerweile gemeinsam benutzten: „Nicht unhöflich – angeekelt.“
    Dane flüsterte zurück, wohl wissend, daß die Saurier ihnen keine Beachtung schenkten: „Es ist wahrscheinlich gegenseitig, Schätzchen.“
    Dravashs gelbe Augen blitzten Rianna an, doch er blieb stumm und stand ruhig abwartend vor seinem Albinopartner.
    „Aratak.“ Der Weitsprecher lenkte seine stumpfroten Augen auf den riesigen Eidechsenmann. Nach einem Augenblick sagte er angeekelt: „Deine Gedanken sind so langweilig wie die eines Insekts über einem Sumpf, das auf die Kröte wartet, die es verschluckt.“
    Arataks Stimme blieb ruhig. „Das Göttliche Ei sagt uns in seiner Weisheit, daß friedliche Gedanken ein Juwel sind, so wertvoll wie die Krone des Lebens.“
    „Dein Göttliches Ei war ein ebensolcher Dummkopf wie du“, sagte der Weitsprecher mit einem Tonfall zwischen Spott und Verachtung, und Dane riß die Augen auf – würde Aratak diese Blasphemie gegenüber dem großen Philosophen seiner Rasse unwidersprochen hinnehmen? Doch Aratak, dessen Augen funkelten, bemerkte lediglich: „Das Göttliche Ei ist, was es ist, Weitsprecher, jetzt und für alle Ewigkeit.“
    Er bewegte sich von seinem Befrager fort. „Ich danke Euch, Weitsprecher, für eine vollständige neuartige Erfahrung. Kein Philosoph würde sich freiwillig einem solchen Geschehen unterziehen.“
    Weitsprecher blickte Rianna und Dane an. Nach einem Augenblick fühlte Dane etwas Merkwürdiges. Eine Sekunde lang konnte er es nicht bestimmen, dann drängte sich ihm langsam die Überzeugung auf, daß das Universum ein krank machender, feindseliger Ort, daß jedes seiner vielen Wesen häßlicher als das andere war, daß ein jedes von ihnen verschiedene Grade von Ablehnung und Ekel hervorrief und sie alle ihn wiederum mit ähnlichen Gefühlen belegten. In den Wellen dieses üblen Selbsthasses befangen merkte Dane, daß er auf ein lächerliches, affenartiges, aufrecht stehendes Wesen von ekelhafter, braungoldener Farbe blickte, dessen Haar flüchtig dunkel gefärbt war, an seiner Seite ein Weibchen der gleichen abscheuerregenden Spezies, der Körper entstellt mit den abstoßenden sekundären Geschlechtsmerkmalen eines protosimianischen Weibchens. Er spürte den hassenswerten, entsetzten Blick auf seinem Gesicht und Wellen von Emotionen, Ekel, Ablehnung …
    Der Kontakt

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