Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
brach ab. Schwitzend realisierte Dane, daß er einen Moment lang in totalem geistigen Kontakt mit dem Albinotelepathen gestanden hatte, sich selber durch die Augen des Protosauriers gesehen hatte. Ihm schoß eine Zeile eines terranischen Dichters durch den Kopf: Oh, würde uns die Hexe die Macht verleihen, uns selbst zu sehn wie die andren uns … Wie viele Wesen konnten es wohl häufiger als einmal ertragen? Wenn die Welt dieser armen Kreatur so erscheint – kein Wunder, daß es alles und jeden haßt!
    „Dein Mitleid ist ebenso abstoßend wie dein Äußeres“, sagte der Weitsprecher grob, „doch jetzt kann ich ausmachen, was euch passieren würde, wenn die unzureichenden Kommunikatoren vollständig versagen oder eure Dummheit es euch verbietet, angemessene Informationen weiterzugeben.“ Erschöpft schwankte er in dem Gehgerät. „Ich muß mich jetzt zurückziehen, um mich von eurer vergiftenden Anwesenheit wieder zu reinigen.“
    Keiner sagte ein Wort, während sich die zitternde Kreatur mühselig und unter Schmerzen aus der Kabine schleppte. Doch Rianna trat näher zu Dane, streckte ihm ihre Hand entgegen, und seine Finger umschlossen die ihren. Die Berührung, das rasche, mitfühlende Lächeln verminderten irgendwie den abstoßenden Selbsthaß, den der Kontakt mit dem Weitsprecher bei ihm ausgelöst hatte.
    Dravashs Stimme war noch sanfter als gewöhnlich. „Der arme Bursche ist nicht so schlimm wie es scheint. Eigentlich ist er sehr gutmütig. Er würde keiner Fliege etwas zuleide tun, ehrlich.“
    Aratak sagte rätselhaft: „Ich bin glücklich, daß Intelligenz so viele Formen kennt. Ohne Zweifel ist es gut für euch beide, den Weitsprecher und dich, daß zwischen euch Kontakt möglich ist. Ich bin ebenso froh, daß der Bund kein ebensolches Band zwischen ihm und mir fordert.“ Er schüttelte sich wie ein großer Hund, der aus einem Sumpf auftaucht, und sagte zu dem Prrzetz-Kapitän, der die ganze Zeit über starr auf die Bildschirme und Computerausdrucke geblickt hatte: „Zeigt uns bitte, wo wir landen werden.“
    Der katzenhafte Prrzetz drückte ein paar Knöpfe, und die verschwommenen Bilder des unter ihnen liegenden Landes vergrößerten sich um das Zehnfache, das Hundertfache, das Tausendfache, schienen aus dem Bildschirm zu springen, als fielen sie mit hoher Geschwindigkeit auf den unter ihnen liegenden Planeten herab: eine Illusion, das wußte Dane, aber eine so vollständige, daß er und selbst Rianna nach Luft schnappten.
    „Hier“, sagte der Kapitän, „in der Nähe des Nordostrandes des großen Hauptkontinents. Wenn ihr Glück habt, wird euch die Fähre nur ein paar Meter von der kleinen Station entfernt absetzen, die man für das verlorengegangene Beobachterteam erbaut hat. Dort werdet ihr bis zum Tagesanbruch sicher und ungesehen sein.“
    „Und Ihr glaubt, wir können unbemerkt dort niedergehen?“ fragte Dane.
    „Ich glaube schon“, sagt Dravash. „Wenn wir dann weiterziehen wollen, werden wir uns als Reisende ausgeben, die von Raife kommen, das, wie Ihr wißt, weit weg an der Westküste liegt.“
    Das stimmte, dachte Dane, als ihn eine Erinnerungswelle aus dem Intensivkurs mit Lerneinheiten und Hypnoprogrammen überspülte. Den Eingeborenen von Kharam dort unten würden Reisende aus Raife so exotisch und seltsam vorkommen wie – er suchte nach einem passenden Vergleich für die Erde – ein Chinese in Venedig zur Zeit Marco Polos. Raife liegt für sie so weit entfernt und ist außerdem durch eine gewaltige Schlucht abgetrennt, die den Kontinent fast in zwei Hälften spaltet, daß kleinere Fehler in Sprache und Verhalten der Entfernung zugeschrieben werden.
    Rianna dachte ähnlich, doch sie gelangte zu anderen Schlußfolgerungen. „Macht uns das nicht noch verdächtiger als wir ohnehin schon sind, Dane – mit Aratak dabei?“
    Dravash sagte scharf: „Wir können uns einfach nicht so perfekt verkleiden oder die Sprache so exakt sprechen, um nicht irgendwie fremd zu wirken. Es gibt keine Möglichkeit, wie die Eingeborenen des Regenwaldes von Kharam auszusehen. Da wir nicht unverdächtig sein und uns nicht in die Landschaft einpassen können wie eine Tarnkatze …“ – Dane erschauderte bei dem Gedanken, was die Translatorscheibe aus dem wildesten Raubtier des Regenwaldes von Kharam machte – „… können wir uns auch so verdächtig geben wie irgend möglich, und niemand wird glauben, wir hätten etwas zu verbergen.“
    Dane hielt das für einen wichtigen psychologischen

Weitere Kostenlose Bücher