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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Punkt, doch es verschaffte ihm immer noch eine Gänsehaut. Plötzlich erkannte er das Gefühl. Es war ungefähr das gleiche wie am Abend vor ihrer Landung auf der Welt der Jäger: Aufregung und eine sonderbar angespannte Furcht, die ihn überwältigten, ihn für die kleinen Dinge sehr empfänglich werden ließen. Es war keineswegs unangenehm, eher im Gegenteil.
    Er fragte sich: Bin ich adrenalinsüchtig? Werde ich durch Gefahren irgendwie high? Rianna hat mir das vorgeworfen … Ungeduldig schob er den Gedanken beiseite, während ihn Dravash in einen kleinen Nebenraum des Übergangs zur Fähre wies, die sie absetzen würde. Er sagte: „Hier sind unsere Waffen und Rucksäcke, schon bereit für die Landung.“
    Still streifte sich Dane seine Sachen über und beobachtete dabei Rianna, die das gleiche tat. An ihrer Hüfte hing in einer Scheide ein kurzes, schweres Messer. Ihr Oberkörper war mit einem enganliegenden Strickanzug bedeckt – ähnlich einem Skianzug. Daneben trug sie einen gewickelten Umhang, der zweimal um sie herumreichte. Man konnte damit, wenn man wollte, den Kopf bedecken oder ihn wie ein Cape von den Schultern herabhängen lassen, wenn es zu warm wurde. Ihr lockiges, schwarz gefärbtes Haar – Dane vermißte die fröhlichen Flammen ihres normalerweise roten Schopfes – war zu einer kurzen Pagenkopffrisur zurechtgeschnitten. Ein leuchtend blaues Tuch war darum herum gewunden. Um ihren Hals baumelten eine Unzahl Schmuckstücke und Amulette wie bei einer Zigeunerin und verbargen den kleinen Mikrokommunikator.
    Danes Kleidung war ähnlich. Sein Lederkilt war etwas länger, reichte aber nur bis zum Knie. Das Klappern und Klirren der Amulette und Steine um seinen Hals regte ihn auf, aber wahrscheinlich würde er sich bald daran gewöhnen. Er holte tief Luft, gürtete sein Samuraischwert und schnallte den Gürtel zu der von ihm bevorzugten Höhe, wo er den Schwertknauf leicht erreichen konnte. Wiederholt berührte er ihn, ohne seine Kameraden anzusehen.
    Aratak trug ein langes, dünnes Messer, das in der gleichen schmalen Umhüllung getragen wurde wie seine Eßinstrumente und die Bürste für seine langen Zähne. Dravash hatte ein langes, häßliches Messer, fast wie eine Machete.
    „Scheint mir nicht die beste Vorbereitung“, sagte Aratak gedankenvoll, „nur ein einziges Team zu schicken. Man könnte meinen, wenn eine Mannschaft schon spurlos verschwunden ist, wäre es klüger, zwei oder drei Untersuchungsabteilungen zu senden, um herauszufinden, was dort vor sich geht.“
    Dravash sagte beunruhigt: „Natürlich wäre das besser gewesen! Aber wir konnten nicht genügend Leute finden – zumindest nicht genügend Leute, die entsprechend in den Überlebenstechniken unter derart primitiven Bedingungen ausgebildet sind. Wenn man noch bedenkt, daß wir auf Protosaurier und Protosimianer beschränkt sind und uns nicht unter den abenteuerlustigen Rassen umsehen konnten …“ fügte er mit einem Blick auf den Prrzetz-Kapitän hinzu. „Glaubst du wirklich …?“
    Er brach ab, aber Dane war sich sicher, er hatte eine taktlose Bemerkung im Sinn gehabt, etwa wie: Glaubst du wirklich, wir hätten sonst eine so wichtige Mission den Protosimianern anvertraut?
    Dane fragte sich, wie eine Galaktische Zivilisation jeglichen Abenteuersinn verloren haben konnte.
    Es lag an der Zivilisation selbst, dachte er. Vielleicht war das die Antwort. Die Leute waren von Anfang an Komfort und Bequemlichkeit gewöhnt. Jetzt, da jeder hatte, was er brauchte, um sich das Leben zu erleichtern, gab es einfach zuviel zu riskieren. Wenn das Leben ausschließlich aus Gefahr besteht und sowieso schwer zu ertragen ist, stellt das Todesrisiko nur eine weitere Art dar zu sterben, da der Tod ohnehin immer in der Luft liegt. Aber in einer Gesellschaft wie der jetzigen war das Leben einfach zu wertvoll, um es zu riskieren.
    Dieser Gedanke erschien Dane unendlich deprimierend. Wenn das Leben besser, glücklicher, sicherer wurde – verlor es dann nicht gleichzeitig an der Schärfe, die es erst lebenswert machte?
    Oder kennen die meisten Menschen diesen Grat einfach nicht? Ist es etwas, was den primitiven Nostalgikern wie mir vorbehalten bleibt? Sicher, auch auf der Erde mußte ich mich immer weiter von der Zivilisation entfernen, um etwas so Aufregendes zu finden, daß ich überhaupt das Gefühl bekam, am Leben zu sein …
    Nun, jedenfalls befand er sich im Moment an der Schwelle zu einem Abenteuer. Wieder berührte er die Scheide des

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