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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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über ihn und kehrte zum Bett zurück.
    Eine Geburt zu beschleunigen war nicht nach seinem Geschmack. Er war gegen solche Voreiligkeiten. Es gefiel ihm auch nicht, daß Tara seine einzige Hilfe sein sollte. Die verschlossenen, unbewachten Türen sagten ihm ebenfalls nicht zu. Die Wehen begannen rhythmisch einzusetzen. Die Gemahlin des Regenten lag in ihrem Bett, war blaß und hatte weiße Lippen. Tara befolgte alle Anweisungen Harts genau. Trotz des heiseren Atmens glaubte Hart irgendwie die tierischen Laute des Regenten zu vernehmen. Spider murmelte etwas im Schlaf.
    Zwei Stunden später war es dann endlich soweit. Tara ersetzte die Bettlaken durch neue. Die Gemahlin nippte Wasser aus einem kristallenen Glas. Der Regent bellte irgendwo.
    Fünf Stunden nach dem Beginn seiner Bemühungen zog Tara der Gemahlin die Beine auseinander, und Hart holte das Baby. Der Säugling gähnte und lag still in seinen Händen. Dann öffnete er die Augen. Sie waren klar und tiefblau. Sein Gesicht wirkte wie Alabaster.
    „Ist mit ihm alles in Ordnung?“ fragte die Gemahlin.
    „Ausgezeichnet“, sagte Hart. Er verknotete die Nabelschnur und schnitt sie ab. Tara trocknete das Kind ab und säuberte es, während Hart sich mit der Plazenta abgab. Die Gemahlin schlief ein.
    „Er hat deine Augen“, sagte Tara.
    „Das wird sich ändern“, erwiderte er. „Er hat mein Bewußtsein.“
    Tara schenkte ihm einen Blick und schüttelte den Kopf. Dann legte sie das Baby aufs Bett. Die Gemahlin des Regenten legte beschützend einen Arm um ihr Kind und schlief weiter. Hart und Tara räumten das Zimmer auf.
    „Mein Wagen“, sagte Hart.
    „Am Gartentor. Einfach den Korridor entlang, am Irrgarten vorbei und dann links vom Wasserbecken. Du kannst es nicht verfehlen. Sag dem Fahrer nur ‚Anselm\ Ich habe dafür gesorgt, daß dir deine Sachen nachgeschickt werden.“
    Hart nickte und hob Spider hoch. Tara zog sich unterdessen um. Eine plötzliche Bewegung auf dem Korridor ließ Hart erstarren. Jemand donnerte mit den Fäusten gegen die geschlossenen Flügeltüren.
    „Madame! Aufwachen! Es ist schrecklich! Madame! Lassen Sie mich hinein!“
    Der Erzbischof. Tara schüttelte die Gemahlin, legte Decken über den Säugling und ließ Hart hinter einem Wandschirm verschwinden. Der Erzbischof klopfte mit unverminderter Lautstärke. Spider wachte auf und Hart legte eine Hand über den Mund des Jungen. Spider nickte und schob sie wieder weg. Tara öffnete die Tür.
    „Leise“, sagte sie. „Sie hat eine schwere Nacht hinter sich.“
    Hart lugte durch einen Spalt und sah Stonesh und die Leibärzte eintreten. Der Erzbischof blieb am Bett der Gemahlin stehen und nahm ihre Hand.
    „Was ist?“ fragte sie schläfrig.
    „Madame, es gibt schreckliche Nachrichten. Es tut mir leid, sie Ihnen in Ihrem Zustand überbringen zu müssen, aber die Notwendigkeit zwingt mich dazu. Bitte, versuchen Sie Ihren Kummer zu dämpfen.“ Der Erzbischof machte eine Pause. „Der Regent … Ihr Gemahl … Er ist tot.“
    Die Gemahlin riß sich die Bettdecke bis zum Hals hinauf.
    „Wie?“
    „Er ist gestürzt, Madame. Aber Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen. Denken Sie an das Kind.“
    Die Gemahlin setzte sich hin und hielt die Decken weiterhin fest. „Oh, armes Saltena“, sagte sie dann langsam. „Zuerst stirbt der Regent. Und dann folgt ihm seine junge Frau vor Kummer im Kindbett. Welch ein Verlust! Außer, daß es mir gut geht – und meinem Kind ebenfalls, wie Sie sehen können.“ Sie schob die Decken beiseite und hob das Baby an ihre Brust.
    Der Erzbischof und die Leibärzte umringten das Bett. Tara drängte sie zurück, erklärte die unverhofft frühe Geburt und dankte dem Himmel, daß Menet Kennerin, der allseits bekannte Arzt von den Außenwelten, gerade zur Stelle gewesen sei, weshalb man keine Hilfe von den anderen Ärzten benötigt habe. Stonesh wandte sich ihr zu, und sie sah ihn triumphierend an. Die Lippen des Erzbischofs wurden schmaler. Mit wachsender Verblüffung beobachtete Hart ihn und die anderen von seinem Wandschirm aus. Die Leute kamen ihm vor wie Bühnenschauspieler.
    Als Tara fertig war, schritt er ins Bild und hatte Spider dabei auf dem Arm.
    „Es war mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten zu sein“, sagte er und fragte sich, wer das wohl geschrieben hatte.
    Lakaien und Höflinge versammelten sich auf dem Korridor, um einen Blick auf die ruhig lächelnde Gemahlin des toten Regenten und ihren neugeborenen Sohn zu werfen. Zeugen, dachte Hart. Jetzt

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