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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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recht energische junge Dame erklärte mir das ausführlich, während wir im Krankenhaus warteten.«
    »Gut, also: Wie haben Sie den Sehgeschädigten gerettet?«
    »Ich wünschte, ich könnte mir das als Verdienst zuschreiben«, antwortete Nightingale. »Tatsächlich war es aber sein Blindenhund, denn sobald die Sequestration begann   …«
    »Die was?«, fragte ich.
    Das war offenbar ein Begriff, den Dr.   Walid eingeführt hatte. Er bezeichnete das, was einem normalen Menschen geschah, wenn unser Wiedergänger von ihm Besitz ergriff. An sich handelt es sich um einen Rechtsbegriff, der sich auf die Beschlagnahmung des Besitzes einer Person bezieht, um deren Schulden abzuzahlen oder weil der Besitz aufgrund eines Verbrechens erlangt wurde. In unserem Fall war der beschlagnahmte Besitz eben der Körper eines Menschen.
    »Kaum hatte die Sequestration begonnen«, fuhr Nightingale fort, »als der Blindenhund, der übrigens, wenn ich mich recht entsinne, Malcolm heißt, zu toben begann und das potentielle Opfer wegzerrte. Inspector Seawoll hatte in der Umgebung bereits seine Leute als Spendensammler postiert und einer von ihnen griff ein, bevor unser Punch den Blinden verfolgen konnte.«
    »Ein weiterer Triumph nachrichtendienstlich gestützter Polizeiarbeit«, bemerkte ich.
    »Ganz recht«, sagte Nightingale. »Übrigens war es Ihre Freundin Constable May, die als Erste am Tatort erschien.«
    »Lesley? Ich wette, sie war darüber nicht gerade glücklich.«
    »Sie drückte es so aus: ›Warum muss dieser verdammte Scheiß immer mir passieren?‹«
    »Und das andere Opfer? Der Mann, der tatsächlich sequestriert wurde? Wer war er, als er noch lebte?«
    »Wer sagt denn, dass er tot ist?« Nightingale führte mich den Korridor entlang in einen Raum, den man als mobile Intensivstation ausgestattet hatte, was, wenn man genauer darüber nachdenkt, in einem Leichenschauhaus eine eher beunruhigende Einrichtung ist. Lesley saß zusammengesunken auf einem Stuhl in einer Ecke und hob grüßend die Hand, als wir eintraten. Das Bett war auf beiden Seiten von Geräten umgeben, die schnauften, piepten oder einfach still vor sich hin blinkten. Im Bett lag Terrence Pottsley, 27, aus Sedgefield in der Grafschaft Durham, Lagerverwalter beim Supermarkt Tesco, die Anverwandten waren definitiv noch nicht informiert worden. Ein Dickicht aus Edelstahlröhren ragte aus seinem Gesicht   – eine Art medizinisches Gerüst. Dr.   Walid hoffte, dass eine operative Wiederherstellung von Pottsleys Gesicht möglich sein würde, sobald das Problem seiner Sequestration gelöst war.
    »Und ich hab mich immer über meine Zahnspangen beklagt«, sagte Lesley.
    »Ist er bei Bewusstsein?«, fragte ich.
    »Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt«, sagte Nightingale. »Wusste Oxley, mit wem wir es zu tun haben?«
    »Isis wusste es«, antwortete ich. »Sie erinnert sich an Henry Pyke als einen ziemlich erfolglosen Schauspieler, der möglicherweise von Charles Macklin   – einem viel erfolgreicheren Schauspieler   – ermordet wurde.«
    »Wurde er verhaftet?«, fragte Lesley.
    »Die Aufzeichnungen sind dürftig«, erklärte ich. »Vielleicht wurde Pyke verhaftet, als   …«
    »Nicht Pyke«, sagte Lesley, »sondern Macklin. Mit einemMord davonzukommen, kann noch als Zufall durchgehen, aber bei zwei Morden scheint mir das doch ein bisschen unwahrscheinlich. Und außerdem unfair.«
    »Macklin erreichte ein reifes Alter«, sagte Nightingale. »Er war sozusagen fester Bestandteil des Lebens in Covent Garden. Über den ersten Mord wusste ich Bescheid, aber von Henry Pyke hatte ich noch nie gehört.«
    »Können wir unser Gespräch nicht anderswo fortsetzen?«, fragte Lesley. »Der Bursche hier macht mich ganz nervös.«
    Da wir mehrheitlich Polizisten waren, bedeutete das Pub oder die Kantine   – die Kantine lag näher. Ich wartete, bis Dr.   Walid zu uns gestoßen war, bevor ich meine Strategie umriss.
    »Ich habe eine Idee«, begann ich.
    »Oh Gott. Bitte nicht schon wieder einer von deinen schlauen Plänen«, sagte Lesley.
    Nightingales Miene blieb ausdruckslos, Dr.   Walid kicherte.
    »Es ist aber nun mal«, sagte ich, »ein schlauer Plan.«
    Nightingale hatte eine Kopie des Piccini-Manuskripts dabei. Ich legte es auf den Tisch und suchte die Stelle, an der Punch den blinden Bettler beseitigt. In der folgenden Szene tritt der Schutzmann auf, um Punch wegen der Ermordung seiner Frau und seines Kindes zu verhaften.
    »Ich spiele die Rolle des

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