Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
diesem Zustand niemals kalten Reis zuzumuten. Nightingale bestellte Tee und erkundigte sich, ob es mir etwas ausmache, wenn er weiteraß.
    Artig verneinte ich und schaute zu, wie er geschickt mit den Essstäbchen hantierte.
    »Ist er zurückgekommen?«, fragte Nightingale.
    »Wer?«
    »Ihr Geist. Nicholas Wallpenny: Schnüffler, Kammerjäger, Gelegenheitsdieb. Bis zu seinem Tod wohnhaft in der Gemeinde St. Giles. Haben Sie eine Ahnung, wo er beerdigt sein könnte?«
    »Auf dem Friedhof der Schauspielerkirche?«
    »Sehr gut«, nickte Nightingale und holte mit den Stäbchen schnell und geübt ein kleines Stück Ente aus der Schachtel. »Also: Ist er zurückgekommen?«
    »Nein, ist er nicht«, gab ich zu.
    »Geister sind kapriziös«, sagte er. »Als Zeugen sind sie ziemlich unzuverlässig.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es wirklich Geister gibt?«
    Nightingale wischte sich die Lippen sorgfältig mit derServiette ab. »Sie haben doch mit einem gesprochen. Was glauben Sie?«
    »Ich warte auf eine Bestätigung durch einen Vorgesetzten«, antwortete ich. »Sir.«
    Er legte die Serviette weg und griff gelassen nach der Teetasse. »Geister gibt es wirklich.« Er trank einen Schluck.
    Ich starrte ihn sprachlos an. Ich persönlich glaube nicht an Geister, auch nicht an Feen oder Götter, und während der letzten paar Tage hatte ich mich wie ein Zuschauer einer Zaubershow gefühlt   – eigentlich hatte ich nur darauf gewartet, dass der Zauberer vor den Vorhang treten und mich auffordern würde, eine Karte auszuwählen, irgendeine Karte. Ich war nicht bereit, an Geister zu glauben, aber so ist das mit empirischen Erfahrungen   – sie sind
real
.
    Und wenn es also wirklich Geister gab?
    »Lassen Sie mich raten, Sir: Gleich werden Sie mir erzählen, dass es eine geheime Einheit der Met gibt, deren Aufgabe darin besteht, Geistern nachzuspüren, oder Gespenstern, Dämonen, Feen, Hexen, Hexenmeistern, Elfen, Trollen   …« Ich hob beide Hände. »Sie dürfen mich ruhig unterbrechen, mir fallen sowieso gerade keine übernatürlichen Wesen mehr ein.«
    »Sie haben nicht mal einen Bruchteil von dem aufgezählt, was es gibt«, sagte Nightingale gelassen.
    »Außerirdische?« Das musste ich einfach fragen.
    »Noch nicht.«
    »Und die geheime Einheit der Met?«
    »Besteht nur aus mir, fürchte ich.«
    »Und Sie wollen, dass ich in   … äh   … in Ihre Einheit eintrete?«
    »Dass Sie mich unterstützen«, sagte Nightingale, »bei dieser Ermittlung.«
    »Sie glauben also, dass sich bei diesem Mord etwas Übernatürliches ereignete?«
    »Warum schildern Sie mir nicht zuerst einmal, was Ihr Zeuge zu erzählen hatte?«, schlug er vor. »Dann sehen wir vielleicht ein wenig klarer, wohin das alles führt.«
    Also schilderte ich ihm mein Gespräch mit Nicholas und die Sache mit dem Kleiderwechsel des mörderischen Gentleman. Und die Aufzeichnungen der Überwachungskamera und die Annahme der Mordkommission, dass zwei verschiedene Personen auf dem Video zu sehen waren. Als ich geendet hatte, winkte er die Kellnerin herbei, um zu zahlen.
    »Ich wünschte, ich hätte das alles schon gestern erfahren«, murmelte er. »Aber vielleicht finden wir trotzdem noch eine Spur.«
    »Eine Spur wovon, Sir?«, fragte ich.
    »Vom Unheimlichen«, sagte Nightingale. »Es hinterlässt immer eine Spur.«
     
    Nightingales Wagen war ein Jaguar, ein echter Mark II mit dem XK 6-Motor und 3,8   Litern Hubraum. In den Sechzigern hätte mein Dad glatt seine Trompete verkauft, wenn er dafür ein solches Auto hätte besitzen dürfen, und das hieß damals eine Menge. Der Wagen war nicht in makellosem Zustand, sondern hatte ein paar kleine Dellen in der Karosserie und die Ledersitze zeigten erste Risse, aber als Nightingale den Zündschlüssel drehte und der Sechszylinder zu brummen anfing, war alles perfekt, worauf es wirklich ankam.
    »Sie haben die Oberstufe in naturwissenschaftlichen Fächern abgeschlossen«, sagte Nightingale, als er den Wagen in den Verkehr einfädelte. »Warum haben Sie dann nicht ein Studium in einem davon aufgenommen?«
    »Ich habe mich ablenken lassen, Sir«, antwortete ich. »Meine Abschlussnoten waren nicht gerade berauschend, es reichte nicht für die Studiengänge, die ich wollte.«
    »Aha. Und worin bestand die Ablenkung? Musik vielleicht? Haben Sie eine Band gegründet?«
    »Nein, Sir. Nichts, was so interessant gewesen wäre.«
    Wir fuhren über den Trafalgar Square und nutzten das diskrete Blaulicht der Metropolitan Police an der

Weitere Kostenlose Bücher