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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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aufspüren konnten. Bei unseren Ermittlungen dort waren wir dann von Unbekannten angegriffen worden.
    »Deputy Assistant Commissioner Folsom ist besonders besorgt wegen einer möglichen Gefährdung des Royal Opera House«, sagte Seawoll. Offenbar hatte Folsom kurz nach seiner Beförderung in den Rang eines Commander nähere Bekanntschaft mit Verdi geschlossen und war zum Opernfreund geworden. Unter Polizisten eines gewissen Ranges und Alters sind plötzliche Anfälle von kulturellem Snobismus keine Seltenheit, es ist eigentlich eine normale Midlife-Crisis, nur aufgepeppt mit jeder Menge Kronleuchter und fremden Sprachen.
    »Wir glauben zwar, dass der Fokus der Aktivitäten in der Bow Street liegt«, erklärte ich. »Aber bisher haben unsere Ermittlungen keine Anhaltspunkte für eine greifbare Verbindung zur Oper erbracht.«
    Um sechs Uhr hatten wir uns auf eine Darstellung der Ereignisse geeinigt, die Seawoll Folsom verkaufen konnte, und ich schlief fast in meinem Stuhl ein. Ich erwartete, suspendiert oder doch jedenfalls darauf hingewiesen zu werden, dass mir irgendein Disziplinarverfahren oder eine interne Ermittlung bevorstehe, aber gegen sieben Uhr morgens ließen sie mich ohne irgendetwas dergleichen endlich laufen.
    Seawolls Angebot, mich im Auto mitzunehmen, lehnte ich ab und ging stattdessen zu Fuß, etwas zittrig vor Anspannung und Schlafmangel, die St. Martin’s Lane entlang. Im Laufe der Nacht war das Wetter umgeschlagen. Ein kalter Wind blies über den schmutzigblauen Himmel. An Samstagen setzt der Hauptverkehr später ein; die Straßen lagen daher noch in der Stille des frühen Morgens, als ich die New Oxford Street überquerte und mich dem Folly näherte. Ich rechnete mit dem Schlimmsten und wurde nicht enttäuscht. Auf der Straßenseite gegenüber war zumindest ein ziviles Polizeifahrzeug geparkt. Ich konnte niemanden im Auto sehen, aber ich winkte trotzdem freundlich.
    Ich betrat das Haus durch die Vordertür, weil es besser ist, den Ereignissen direkt ins Auge zu blicken, außerdem war ich zu geschafft, um den Weg um das Haus herum durch den Garten zum Hintereingang zu nehmen. Ich hatte Polizisten erwartet; zu tun bekam ich es mit ein paar Soldaten in voller Kampfmontur und Gewehren. Sie trugen Tarnkleidung und weinrote Baretts mit dem Abzeichen eines Fallschirmjägerregiments. Zwei traten mir an der Garderobe in den Weg, zwei weitere standen verborgen zu beiden Seiten der Haustür, bereit, jeden vonden Flanken her auszuschalten, der blöd genug war, zwei voll bewaffnete Paras anzugreifen. Offenbar sorgte sich jemand ernsthaft um die physische Sicherheit des Folly.
    Sie hoben zwar nicht die Gewehre, um mir den Weg zu versperren, aber sie begegneten mir mit jener Art bedrohlicher Nonchalance, die das Leben in den Straßen von Belfast in der Zeit vor dem Friedensabkommen sehr abwechslungsreich gemacht haben musste. Einer nickte in Richtung der Nische, in der in den besseren Tagen des Folly der Türsteher gewartet hatte, bis er gebraucht wurde. Die Nische war jetzt von einem weiteren Fallschirmjäger besetzt, der die Abzeichen eines Sergeant auf der Schulter und einen Becher Tee in der einen Hand und eine Ausgabe der
Daily Mail
in der anderen hatte. Ihn kannte ich bereits, es war Frank Caffrey, Nightingales Verbindungsmann zur Feuerwehr. Frank nickte mir freundlich zu und winkte mich zu sich. Ich schaute mir die Streifen auf Franks Schulter genauer an: Das hier war das 4.   Bataillon des Fallschirmjägerregiments, das, wie ich wusste, zur Territorial Army gehörte. Frank musste wohl Reservist dort sein, was zumindest erklären würde, wie er sich die Phosphorgranaten hatte beschaffen können. Ich vermutete, dass auch der Auftritt hier zum Kameradennetzwerk gehörte. Zumindest konnte ich ziemlich sicher sein, dass Frank einer von Nightingales Jungs war. Außer ihm sah ich keine Offiziere. Wahrscheinlich saßen sie in ihrer Kaserne und drückten fest beide Augen zu, während die Unteroffiziere die Angelegenheit regelten.
    »Ich darf Sie nicht reinlassen«, erklärte Frank. »Nicht solange es Ihrem Boss nicht besser geht oder ein offizieller Vertreter benannt wurde.«
    »Auf wessen Befehl?«, fragte ich.
    »Ach, das gehört alles zur Abmachung«, sagte Frank. »Nightingale und das Regiment haben schon lange miteinander zu tun, man könnte sagen, es gibt da ein paar alte Schulden.«
    »Ettersberg?«, riet ich.
    »Manche Schulden kann man niemals zurückzahlen«, sagte Frank. »Und manche Jobs müssen

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