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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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bewaffneter Polizist Wache. Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis, und er forderte mich auf, meine Taschen im Flur abzustellen. In einer modernen Intensivstation kann es erstaunlich still sein; die Überwachungsgeräte geben nur Geräusche von sich, wenn etwas nicht in Ordnung ist, und da Nightingale selbst atmen konnte, gab es auch kein Beatmungsgerät, das Darth-Vader-artig vor sich hin keuchte.
    In dem sauberen, pflegeleichten, pastellfarbenen Polyester-Bettzeug sah er alt aus und fehl am Platz. Ein Arm lag schlaff auf der Bettdecke, daran waren ein halbes Dutzend Schläuche und Kabel angeschlossen. Sein Gesicht wirkte abgehärmt und grau; er hielt die Augen geschlossen. Aber sein Atem ging kräftig und regelmäßig und musste nicht unterstützt werden. Auf dem Betttisch stand eine Schale mit Trauben; ein Strauß blauer Wildblumen war, meiner Meinung nach ziemlich unordentlich, in eine Vase gesteckt worden.
    Ich stand eine Weile neben dem Bett und fand, dass ich etwas sagen sollte, aber es fiel mir nichts ein. Ich überprüfte kurz, ob ich beobachtet wurde, dann nahm ich seine Hand und drückte sie sanft   – sie fühlte sich erstaunlich warm an. Ich glaubte etwas zu spüren, eine vage Ahnung von feuchten Tannen, Holzrauch und Leinen, aber es war so schwach, dass ich nicht hätte sagen können, ob es ein
Vestigium
gewesen war oder nicht. Dann merkte ich, dass ich vor lauter Müdigkeit buchstäblich hin undher schwankte. In einer Zimmerecke stand ein Stuhl mit Armlehnen, hergestellt aus laminierter Spanplatte und mit feuerresistentem Hartschaum überzogenem Polyester, viel zu unbequem, um darauf schlafen zu können. Ich setzte mich, ließ den Kopf zur Seite sinken und war in weniger als dreißig Sekunden eingeschlafen.
    Einmal wachte ich kurz auf, als Dr.   Walid und ein paar Krankenschwestern um Nightingales Bett herumwuselten. Ich starrte sie verständnislos an, und als Dr.   Walid sah, dass ich wach war, befahl er mir weiterzuschlafen, jedenfalls glaube ich, dass er das sagte.
    Später wurde ich vom Kaffeeduft geweckt. Dr.   Walid brachte mir einen großen Pappbecher Latte und so viele Zuckerbeutel, wie ich sonst ungefähr in einem Monat verbrauchte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich.
    »Er wurde in die Brust geschossen«, sagte Dr.   Walid. »Diese Art von Verletzung macht einem naturgemäß eine Weile zu schaffen.«
    »Wird er wieder gesund?«
    »Er wird am Leben bleiben«, antwortete er. »Aber ich kann nicht sagen, ob er sich ganz erholen wird. Auf jeden Fall ist es ein gutes Zeichen, dass er selbstständig atmen kann.«
    Ich nippte am Kaffee und verbrannte mir die Zunge.
    »Sie haben mich aus dem Folly ausgesperrt«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    »Können Sie mich wieder ins Haus bringen?«
    Er lachte. »Ich doch nicht. Ich bin nur ein ziviler Berater mit ein wenig esoterischer Erfahrung. Solange Nightingale außer Gefecht ist, liegt die Entscheidung, werZugang zum Folly bekommt, beim Commissioner, wenn nicht sogar noch höher oben.«
    »Beim Innenminister?«, fragte ich.
    Dr.   Walid zuckte die Schultern. »Mindestens. Wissen Sie schon, was Sie jetzt tun wollen?«
    »Haben Sie hier einen Internetzugang?«, fragte ich.
     
    Wenn man in einem Lehrkrankenhaus wie dem UCH durch die richtigen Türen geht, hört es auf, ein Krankenhaus zu sein und wird zu einem medizinischen Forschungs- und Verwaltungszentrum. Dort hatte Dr.   Walid sein Büro und auch Studenten, wie ich ein wenig schockiert zur Kenntnis nahm. »Ich bringe ihnen kein esoterisches Zeug bei«, erklärte er, sondern er sei, ohne sich selbst beweihräuchern zu wollen, ein weltbekannter Gastroenterologe. »Jeder braucht eben ein Hobby«, meinte er.
    »Meins wird ab sofort Jobsuche sein«, sagte ich düster.
    »Dann würde ich zuerst mal eine Dusche nehmen«, empfahl Dr.   Walid, »sofern Sie Vorstellungsgespräche planen.«
    Dr.   Walids Arbeitszimmer war ein schmaler Raum mit einem Fenster am hinteren Ende; die beiden langen Wände waren von Bücherregalen bedeckt. Auf sämtlichen waagerechten Flächen lagen Akten, medizinische Fachzeitschriften und Nachschlagewerke aufgestapelt. An einem Ende eines schmalen Regals, das als Schreibtisch diente, ragte ein Computer schüchtern aus einem Meer von Papier heraus. Ich stellte meine Taschen in einer Ecke ab und schloss meinen Laptop ans Stromnetz an, um die Akkus aufzuladen. Den Modem-Anschluss entdeckte ich hinter einem Stapel von
GUT   – Internationales Journal
für Gastroenterologie und

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