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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Himmel allein mochte wissen, was er dort roch. »Bist du sicher, dass es Coopertown war?«
    Lesley reichte mir ein paar Ausdrucke. Die Sicherheitskamera im Bus war so angebracht, dass sie jeden, der die Treppe heraufkam, voll erfasste. Das Gesicht war klar zu erkennen   – er war es.
    »Sind das Blutergüsse?«, fragte ich. Auf Coopertowns Wangen und Hals waren dunkle Flecken zu sehen. Lesley wusste es nicht, meinte aber, dass es eine kalte Nacht gewesen sei; die Flecken könnten deshalb auch vom konsumierten Alkohol stammen.
    Der Verkehr an diesem Samstag war nicht grauenhaft, sondern nur schrecklich, wir brauchten gerade mal eine halbe Stunde nach Hampstead. Als wir in Downshire Hill einbogen, entdeckte ich leider die vertraute silberne Form des Jaguar, der zwischen den Range Rovers und BMWs geparkt war. Toby begann zu kläffen.
    »Schläft der eigentlich nie?«, wollte Lesley wissen.
    »Ich vermute, er hat das Haus die ganze Nacht observiert.«
    »Jedenfalls ist er nicht mein Boss«, erklärte Lesley. »Deshalb ziehe ich den Job hier durch. Kommst du mit?«
    Wir ließen Toby im Auto und gingen auf das Gartentor zu. Inspector Nightingale stieg aus dem Jaguar und trat uns kurz vor dem Tor in den Weg. Ich stellte fest, dass er denselben Anzug trug wie gestern Abend.
    »Peter«, sagte er und nickte Lesley zu, »und Constable May. Darf ich daraus folgern, dass Ihre Suche erfolgreich war?«
    Selbst die kesseste aller kessen Frauen wagte es nicht, einem ranghohen Polizeibeamten die Auskunft zu verweigern. Lesley erzählte ihm von den Aufzeichnungen der Überwachungskamera im Bus und dass wir zu neunzig Prozent sicher seien, dass Brendon Coopertown zumindest Zeuge A, wenn nicht sogar der Mörder sei, worauf auch das Verhalten unseres Geisterjagdhundes hindeutete.
    »Haben Sie seine Flugdaten überprüft?«, fragte Nightingale.
    Ich schaute Lesley an, die nur die Schultern zuckte. »Nein, Sir«, sagte ich.
    »Er hätte also in Los Angeles sein können, als der Mord geschah?«
    »Wir wollten ihn gerade befragen, Sir«, sagte ich.
    Toby begann zu bellen, nicht sein gewöhnliches enervierendes Kläffen, sondern ein richtiges wütendes Bellen. Einen Augenblick lang glaubte ich etwas zu spüren, eine Welle von Emotion, so ungefähr wie die Aufregung, wenn man im Stadion in einer dichten Menschenmenge steht und ein Tor fällt.
    Nightingales Kopf fuhr herum, und er starrte zum Haus der Coopertowns hinüber.
    Im selben Augenblick hörten wir eine Fensterscheibe zersplittern und eine Frau schreien.
    »Constable! Warten Sie!«, brüllte Nightingale, aber Lesley war bereits durch das Gartentor gestürmt und rannte durch den Vorgarten. Dann blieb sie so abrupt stehen, dass Nightingale und ich beinahe gegen sie geprallt wären. Sie blickte auf etwas hinunter, das auf dem Rasen lag.
    »Mein Gott«, flüsterte sie.
    Ich blickte genauer hin. Mein Hirn scheute vor dem Gedanken zurück, dass jemand ein Baby aus dem Fenster im Obergeschoss geworfen haben könnte. Es versuchte mich zu überzeugen, dass das, was ich sah, nur ein Stoffbündel oder eine Puppe war, aber es war nicht so.
    »Rufen Sie den Notarzt!«, bellte Nightingale und rannte die Stufen zur Haustür hinauf. Ich griff nach dem Handy, während sich Lesley neben dem Baby auf die Knie fallen ließ. Sie drehte den kleinen Körper um und tastete nach dem Puls. Ich gab die Notrufnummer ein und meldete die Adresse. Lesley beugte sich dicht über das Kind und begann die Mund-zu-Mund-Beatmung. Ihr Mund bedeckte vorschriftsmäßig Mund und Nase des Babys.
    »Grant, hierher!«, rief Nightingale. Seine Stimme klang fest und sachlich, aber ihr Ton trieb mich sofort die Treppe hoch. Nightingale hatte anscheinend die Haustür eingetreten, denn ich musste über ihre Bruchstücke springen, um in den Flur zu gelangen. Dort blieb ich stehen, da ich nicht sicher war, woher der Lärm kam.
    Die Frau schrie noch einmal   – es kam von oben. Gleichzeitig ein dumpfes Geräusch, als ob jemand einen Teppich ausklopfte. Eine Stimme, ich hielt sie für eine Männerstimme, aber sehr schrill, kreischte: »Hast du jetzt immer noch Kopfweh?«
    An die Treppe kann ich mich nicht erinnern, aber plötzlich stand ich hinter Nightingale oben am Treppenabsatz. Augusta Coopertown lag mit dem Gesicht nach unten am hinteren Ende des Flurs, ein Arm hing ausgestreckt zwischen den Geländerstäben hinunter. Ihr Haar war nass von Blut, unter einer Wange bildete sich eine Blutlache. Ein Mann stand leicht über sie

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