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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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gebeugt, einen mindestens eineinhalb Meter langen Schlagstock in der Hand. Er keuchte vor Anstrengung.
    Nightingale zögerte keine Sekunde. Er stürmte einfach vorwärts, die Schultern gesenkt, offensichtlich wollte er den Mann mit einem Rugby-Angriff zu Fall bringen. Ich stürmte ebenfalls los, mit dem vagen Plan, ihn an den Armen festzuhalten, wenn Nightingale ihn zu Fall gebracht hatte. Der Mann wirbelte herum und stieß Nightingale geradezu lässig, aber so kraftvoll zurück, dass der Inspector gegen das Geländer krachte.
    Ich starrte sein Gesicht an. Vermutlich war er Brandon Coopertown, aber eigentlich war das nicht mehr festzustellen. Ich sah eines seiner Augen, aber ein großer Hautlappen war über die Nase weggerissen worden und bedeckte das andere Auge. Wo der Mund gewesen war, befand sich jetzt nur noch ein blutiger Schlund, gesprenkelt mit weißen Flecken, vielleicht Knochensplitter und zertrümmerte Zähne. Ich war so geschockt, dass ich stolperte und hinfiel, was mir das Leben rettete, denn Coopertown hatte den Prügel blitzschnell herumgeschwungen. Der Schlag zischte knapp über meinen Kopf hinweg.
    Ich stürzte zu Boden und der Mistkerl rannte einfach über mich drüber, ein Fuß presste sich auf meinen Rücken und drückte mir den Atem aus der Lunge. Er lief polternddie Treppe hinunter, während ich mich herumrollte und mühsam wieder auf Hände und Knie hochrappelte. An den Händen spürte ich etwas Nasses und merkte, dass sich eine dicke Blutspur über den Flur und die Stufen zog.
    Im unteren Flur krachte es, dann war ein schwerer Aufschlag zu hören.
    »Stehen Sie auf, Constable!«, befahl Nightingale.
    »Was   … zum Teufel   … war das?«, fragte ich, als er mir auf die Füße half. Ich schaute die Treppe hinunter   – Coopertown, oder wer immer der Mann war, lag zu meiner Erleichterung mit dem Gesicht nach unten im Flur.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung«, sagte Nightingale. »Achten Sie darauf, nicht in die Blutspur zu treten.«
    Ich lief so schnell es ging die Treppe hinunter. Das frische Blut war hellrot, arterielles Blut. Ich vermutete, dass es aus dem Loch im Gesicht förmlich herausgeschossen war. Unten beugte ich mich über den Körper und fühlte vorsichtig nach dem Puls. Ich fand keinen.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Peter«, sagte Inspector Nightingale, »ich möchte, dass Sie jetzt von der Leiche zurücktreten und vorsichtig aus dem Haus gehen. Wir dürfen den Tatort nicht noch mehr verunreinigen, als es ohnehin schon der Fall ist.«
    Aus diesem Grund gibt es Verfahrensregeln, Ausbildung, Drill: Damit man weiter funktioniert, auch wenn das Gehirn zu geschockt ist, um selbstständig denken zu können   – fragen Sie nur mal irgendeinen Soldaten.
    Ich trat aus dem Haus ins helle Tageslicht.
    Aus der Ferne hörte ich Sirenen.

3
Das Folly
    Inspector Nightingale befahl Lesley und mir, im Garten zu warten, und verschwand wieder im Haus, um zu überprüfen, ob sich noch jemand anders darin aufhielt. Lesley hatte ihren Mantel ausgezogen und über das Kind gelegt; sie zitterte vor Kälte. Ich wollte meine Jacke ausziehen und sie ihr anbieten, aber sie winkte ab.
    »Ist voller Blut«, sagte sie.
    Richtig   – Blutspuren waren auf den Ärmeln und am Saum entlang zu sehen. Und noch mehr Blut an der Hose, besonders an den Knien. Die Stellen, an denen es durch den Stoff gedrungen war, fühlten sich klebrig an. Auch in Lesleys Gesicht waren Blutspuren, vor allem um den Mund von ihrem Versuch, das Baby wieder zu beleben. Sie bemerkte, dass ich sie anstarrte.
    »Ich weiß«, sagte sie, »hab den Geschmack immer noch im Mund.«
    Wir zitterten beide. Am liebsten hätte ich laut geschrien, aber ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste, schon um Lesleys willen. Ich versuchte, nicht daran zu denken, aber die blutrote Ruine, die einmal Brandon Coopertowns Gesicht gewesen war, schob sich immer wieder vor meine Augen.
    »He«, sagte Lesley, »krieg dich wieder ein, Mann.«
    Sie betrachtete mich besorgt, und noch besorgter, als ich plötzlich zu kichern anfing. Konnte einfach nicht anders.
    »Peter   …?«
    »Sorry«, sagte ich. »Aber du bist stark meinetwegen, und ich bin stark deinetwegen, und kapierst du nicht? Nur so kann man so eine Sache überstehen.« Endlich hatte ich mein Gekicher wieder unter Kontrolle. Sogar Lesley grinste ein wenig.
    »Okay«, sagte sie, »ich raste nicht aus, solange du nicht ausrastest.« Sie nahm meine Hand, drückte sie kurz und ließ sie

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