Die Fluesse von London - Roman
Magie lernen und auf einem Besen reiten.«
»Ich glaub nicht, dass echte Zauberer auf einem Besen reiten«, sagte ich.
»Würdest du mal kurz über das nachdenken, was du da eben gesagt hast? Und überhaupt, woher willst du das wissen? Er könnte ja genau in diesem Moment irgendwo durch die Lüfte fegen.«
»Weil, wenn du ein Auto wie seinen Jaguar besitzt, du ganz bestimmt nicht auf einem Besen durch die Lüfte dümpeln willst.«
»Okay, überzeugendes Argument«, nickte Lesley und wir stießen mit den Flaschen an.
Covent Garden, nachts, wieder mal. Dieses Mal mit Hund.
Außerdem war es Freitagnacht, was bedeutete, dass Unmengen junger Menschen sturzbesoffen und in zwanzig Sprachen grölend durch die Straßen zogen. Ich musste Toby tragen, um ihn in dem dichten Gedränge nicht zu verlieren. Er genoss den Transport auf seine Weise – abwechselnd knurrte er die Touristen an, leckte mein Gesicht oder versuchte, die Nase unter die Achseln irgendwelcher Passanten zu stecken.
Ich hatte Lesley die Chance geboten, ein paar unbezahlte Überstunden zu machen, doch seltsamerweisehatte sie abgelehnt. Aber ich hatte ihr das Foto von Brandon Coopertown gemailt, und sie hatte versprochen, die Angaben über ihn in HOLMES einzugeben. Kurz nach elf kamen Toby und ich auf die Piazza und entdeckten Nightingales Jaguar, der so dicht neben der Schauspielerkirche geparkt war, wie man es gerade noch riskieren konnte, wenn man nicht abgeschleppt werden wollte.
Nightingale stieg aus, als ich näher kam. Er hielt denselben Stock mit Silberknauf in der Hand, den ich schon beim ersten Zusammentreffen bemerkt hatte. Ich fragte mich, ob der Stock irgendeine spezifische Bedeutung hatte, abgesehen davon, dass er natürlich einen ausgesprochen nützlichen stumpfen Gegenstand in kritischen Situationen darstellte.
»Wie wollen Sie vorgehen?«, fragte Nightingale.
»Sie sind der Experte, Sir.«
»Ich habe in der Fachliteratur nachgeschlagen«, sagte Nightingale. »Aber sie war nicht besonders ergiebig.«
»Es gibt dazu eine Fachliteratur?«
»Constable, Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, über welche Dinge es Fachliteratur gibt.«
»Wir haben zwei Optionen, Sir«, sagte ich. »Entweder geht einer von uns mit ihm am Tatort herum, oder wir lassen ihn laufen und folgen ihm dann einfach.«
»Ich denke, wir sollten beides in dieser Reihenfolge tun. Ich gehe mit ihm los, und Sie bleiben hier bei der Kirche und halten die Augen offen.«
Er sagte nicht, wonach ich die Augen offen halten sollte, aber ich konnte es mir schon denken. Genau wie ich vermutet hatte, waren Nightingale und Toby kaum um die Ecke der Markthallen verschwunden, als ich ein»Psst!« hörte. Ich drehte mich um. Nicholas Wallpenny stand hinter einer Säule und winkte mich zu sich.
»Hier herüber, Wachtmeister«, zischte Nicholas. »Bevor er zurückkommt.« Er zog mich hinter die Säule. Hier, im Schatten, kam mir Nicholas solider und weniger beunruhigend vor. »Wisst Ihr, mit was für einem Mann Ihr Euch da einlasst?«
»Ja – Sie sind ein Geist.«
»Ich meine nicht mich!«, sagte Nicholas. »Sondern den mit dem schönen Anzug und dem Silberknaufprügel.«
»Inspector Nightingale? Er ist mein Boss.«
»Ich will mich nicht in Eure Angelegenheiten einmischen, aber wenn ich Ihr wäre, würde ich mir einen anderen Boss suchen. Jemand, der nicht berührt ist.«
»Berührt von was?«
»Fragt ihn doch einmal nach seinem Geburtsjahr«, flüsterte Nicholas.
Ich hörte Toby kläffen und Nicholas war plötzlich nicht mehr da.
»So machen Sie sich hier keine Freunde, Nicholas«, sagte ich in die Leere.
Schon kam Nightingale mit Toby zurück und hatte nichts zu berichten. Ich erzählte ihm nichts von dem Geist und stellte auch die Frage nicht, die mir der Geist empfohlen hatte. Ich denke immer, es ist wichtig, den Vorgesetzten nicht mit Informationen zu belasten, die er nicht benötigt.
Ich hob Toby hoch, so dass sein absurdes Hundegesicht auf einer Höhe mit meinem Gesicht war, wobei ich versuchte, den Geruch von Pal-Fleischstücken in Soße zu ignorieren.
»Hör zu, Toby. Dein Herrchen ist tot. Ich selbst mach mir nichts aus Hunden. Mein Boss hier würde dein Fell kalt lächelnd zu einem Paar Fäustlinge verarbeiten, ohne mit der Wimper zu zucken. Deine Zukunftsaussichten stellen sich folgendermaßen dar: ein Freifahrtschein zum Hundeasyl in Battersea – und danach der Lange Schlaf. Du hast nur eine einzige Chance, dem großen Zwinger im Hundehimmel zu
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