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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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anschauen würden, aber Nightingale wollte von diesem Stadium der Autopsie keine visuelle Aufzeichnung. Also wieder rein in die Schürzen, Masken und Augenschutz aufgesetzt, dann durften wir den Obduktionssaal betreten. Brandon Coopertown, oder jedenfalls der Mann, den wir für Brandon Coopertown hielten, lag nackt auf dem Rücken auf dem Autopsietisch. Dr.   Walid hatte bereits den Torso mit dem standardmäßigen Y-Schnitt geöffnet, und nachdem er darin nach dem herumgesucht hatte, was immer Pathologen dort suchen, hatte er ihn wieder zugenäht. Coopertowns Identität hatten wir anhand der biometrischen Daten in seinem Pass überprüft.
    »Vom Hals abwärts«, erklärte Dr.   Walid, »ist er physisch fit, ein Mann Ende vierzig. Für uns besonders interessant ist jedoch sein Gesicht.«
    Oder vielmehr das, was von seinem Gesicht übrig war. Dr.   Walid hatte die angerissenen Hautlappen zurückgeklappt und festgeklammert, so dass Brandon Coopertowns Gesicht eine grauenhafte Ähnlichkeit mit einem rosaroten Gänseblümchen hatte.
    »Beginnen wir mit dem Schädel«, sagte Dr.   Walid und beugte sich mit einer dünnen Stabtaschenlampe darüber. Nightingale beugte sich ebenfalls hinunter, ich begnügte mich damit, ihm über die Schulter zu blicken. »Wie Siehier sehen können, wurden die Gesichtsknochen stark beschädigt, Unter- und Oberkiefer sowie das Jochbein wurden buchstäblich zerschmettert und sogar die Zähne, die meistens einigermaßen intakt bleiben, wurden zertrümmert.«
    »Also ein gewaltiger Schlag direkt ins Gesicht?«, fragte Nightingale.
    »Das war auch meine erste Vermutung«, sagte Dr.   Walid, »bis ich das hier entdeckte.« Er benutzte eine Klammer, um einen Hautlappen, der früher vermutlich zur Wange gehört hatte, über das Gesicht zu legen. Das Hautstück zog sich über die gesamte Schädelbreite und reichte bis über das Ohr auf der anderen Seite. »Die Haut ist weit über ihre natürliche Form hinaus gedehnt worden, und obwohl vom Muskelgewebe nicht mehr viel übrig ist, zeigt sich auch hier laterale Degradation. Nach den Dehnungsstreifen zu urteilen, würde ich sagen, dass etwas sein Gesicht rund um Kinn und Nase hinausgepresst hat, Haut und Muskelgewebe wurden extrem gedehnt, die Knochen buchstäblich pulverisiert und das Ganze blieb dann eine Weile in dieser aufgeblähten Form erhalten. Dann verschwindet plötzlich das, was es in dieser Form gehalten hat, wieder, und weil die Knochen und das Gewebe keinerlei Zusammenhalt mehr haben, fällt sein Gesicht buchstäblich auseinander.«
    »Denken Sie an
Dissimulo
?«, fragte Nightingale.
    »Ja   – oder an eine sehr ähnliche Technik«, nickte Dr.   Walid.
    Nightingale erklärte zu meiner Information, dass es sich bei
Dissimulo
um einen Zauberspruch handelte, durch den sich das Aussehen verändern ließ. Er sprachdas Wort »Zauberspruch« nicht direkt aus, aber im Grunde lief es darauf hinaus.
    »Leider«, ergänzte Dr.   Walid, »werden dabei Haut und Muskeln völlig neu positioniert und das kann zu dauerhaften Schädigungen führen.«
    »War nie eine besonders beliebte Technik«, murmelte Nightingale.
    »Und hier sehen Sie auch, warum«, fügte Dr.   Walid hinzu und wies auf die Überreste von Brandon Coopertowns Gesicht.
    »Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass er ein Praktizierender war?«, fragte Nightingale.
    Dr.   Walid holte eine abgedeckte Schale aus Edelstahl herbei. »Wusste doch, dass Sie die Frage stellen würden. Das habe ich vorhin herausgenommen.« Er hob den Deckel hoch. In der Schale lag ein menschliches Gehirn. Ich bin kein Experte für tote Gehirne, aber selbst mir kam dieses hier nicht sehr gesund vor, sondern schrumpelig und brüchig, als habe es zu lange in der Sonne gelegen.
    »Wie Sie sehen können«, erklärte Dr.   Walid, »haben wir hier eine extensive Degradation der Großhirnrinde sowie Hinweise auf eine intracranielle Blutung, die man mit Degenerationserscheinungen erklären könnte, wenn Inspector Nightingale und ich nicht schon mit der wahren Ursache vertraut wären.«
    Er schnitt das Gehirn in zwei Teile, um uns das Innere zu zeigen. Es sah aus wie ein verwelkter Blumenkohl.
    »Und so«, sagte Dr.   Walid, »sieht ein Gehirn unter dem Einfluss von Magie aus.«
    »Das kommt von Magie?«, fragte ich. »Kein Wunder, dass sie niemand mehr praktiziert.«
    »So etwas geschieht nur, wenn man seine Grenzen überschreitet«, sagte Nightingale und wandte sich an Dr.   Walid. »In seinem Haus haben wir keine

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