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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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genannt wurde, zu Hilfe. Der Kampf war auch bald entschieden; obwohl er aber dem übermannten Verräter das eben gezogene Bowiemesser entwand und ihn, der in wilder Verzweiflung gegen die Übermacht kämpfte, vollkommen unschädlich machte, konnte er den Greis nicht bewegen, seinen Hals loszulassen. In blinder, nichts mehr achtender Wut hing der alte Mann mit der eigenen Hand fest eingeklammert in den Kleidern von seines Sohnes Mörder, während seine Augen, die fast aus ihren Höhlen drängten, stier auf dem bleichen Antlitz des Verbrechers hafteten und die andere konvulsivisch zitternde Hand vergebens nach dem ihm im Kampfe entfallenen Messer an seinem Körper umhersuchte.
    Wolf, der seinen Herrn noch immer in persönlichem Kampfe sah, dachte ebensowenig daran loszulassen und hielt Halstuch und Rockkragen des gefangenen Mörders so fest, als ob er ihn im Leben nicht wieder freigeben wollte.
    Die übrigen Ruderleute kletterten jetzt ebenfalls nach, banden mit einzelnen an Deck liegenden Seilen den unausgesetzt dagegen anwütenden Lotsen und suchten nun den alten Mann zu bewegen, ihn ihrer Wachsamkeit zu übergeben. Da richtete sich Bob Roy plötzlich auf und rief, während er über Bord hinüberhorchte: »Still, – ich höre ein Ruderboot! – Dort drüben ist es.«
    »Boot ahoi!« schrie da plötzlich der angebundene Steuermann und versuchte mit letzter Anstrengung eine kleine, an einer Schnur ihm locker um den Hals hängende Pfeife zu erfassen. – »Ahoi – ih!« und der letzte Ruf drang gellend über die stille Wasserfläche; Bob Roys Hand lag aber in der nächsten Sekunde fest auf seinem Munde, während er rasch und flüsternd sagte: »Halt, um Gottes willen still! – Mir fängt die Sache an klar zu werden. Einen Knebel her! Rasch, und ihr hier, Leute, bei eurem Leben, keinen Laut mehr!«
    Ein scharfer Schrei, wie ihn der Nachtfalke manchmal ausstößt, wenn er in stürmischer Nacht die Luft mit den starken Fittichen schlägt, antwortete und schien des Bootsmanns Verdacht bestätigen zu wollen; dieser flüsterte aber jetzt leise: »Ruhig! Rühre sich keiner von euch; – dieser Bube hier gehört mit zu jenem Boote; – sind wir aber still, so können wir ihnen vielleicht in dem Nebel und in so finsterer Nacht entgehen. – Haltet ihm die Füße fest; – der Bestie liegt jetzt nur daran, einen Laut von sich zu geben. Mr. Edgeworth, nehmen sie den Hund zu sich, ein einziges Bellen von ihm könnte unser aller Tod sein; pst –«
    »Ahoi – ih!« – rief in diesem Augenblick die Stimme aus dem Boote herüber. – »Bill, ahoi ih! Hol dich der Böse! So antworte doch!«
    Edgeworth lauschte, seinen Griff an dem Gefangenen jetzt zum erstenmal lockernd, aufmerksam nach jener Richtung hin, während die Männer den fast rasenden Steuermann nur mit größter Anstrengung und allein durch ihr vereintes Gewicht so niederhalten konnten, daß er nicht mehr imstande war, auch nur ein Glied zu regen.
    Da knarrte ihr Steuerruder ein wenig, und Bob Roy schritt rasch dorthin zurück und wollte es aus dem Wasser heben, um auch den geringsten Laut zu vermeiden, der ihnen Gefahr brachte. Aber es war ungewöhnlich schwer; irgendein fremdes Gewicht mußte daran hängen, und der Bootsmann suchte mit vorgebeugtem Körper zu erspähen, was die Ursache davon sei. Die Nacht war jedoch so dunkel, und die lange Steuerfinne reichte so weit vom Boote ab, daß ihm das unmöglich wurde. Er erkannte wohl auf dem etwas heller schimmernden Brette einen dunklen Gegenstand; was dieser aber sei oder woraus er bestehe, konnte er nicht bestimmen, drückte also die Ruderfinne, soweit es die Last erlaubte, an Deck nieder und verhinderte dadurch, indem er sie in dieser Lage hielt, das ihnen sonst gefährliche Knarren.
    »A hoi ih!« riefen jetzt plötzlich die Männer in dem Ruderboot und zwar gar nicht mehr weit entfernt, aber etwas mehr im Strom drüben als früher. »A hoi ih! Bill, wo zum Teufel steckst du?«
    Bill machte einen neuen verzweifelten Versuch, auch nur ein Zeichen seines Daseins von sich zu geben, vier kräftige Männer lagen aber über ihn hingebeugt, und acht Arme hielten jedes seiner Glieder wie mit eisernen Banden an Deck gezwängt. – Nicht einmal den Kopf konnte er auf die Bretter niederschlagen, obgleich er selbst den Versuch machte. Einer der Leute, der seinen linken Arm umklammert hielt, nahm den zwischen die Knie und hielt ihn da wie in einem Schraubstock.
    Das Boot kam jetzt – nach den Ruderschlägen konnten sie es

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