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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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haftenden Augen des schönen Weibes ließen ihm aber nicht Ruhe noch Rast, wohin er sich auch wenden mochte. Er wußte, ihr Blick war auf ihn geheftet, und er knurrte endlich, während er halb trotzig den alten schwarzen Filz mit beiden hornigen Fäusten knetete: »Zum Donnerwetter, wenn Ihr's denn einmal wissen müßt, so kann mir's auch recht sein; Blut, meinte er, wär's gewesen, fettige Blutflecke mit ihren häßlich schillernden Farben, die sich in der kleinen Bucht herumtrieben und, gerade als er den Platz erreichte, dem Einflusse zuströmten; – auch ein paar gelbe Schaumblasen waren dabei, – andere, als sie der Regen auf dem Flusse erzeugt. Der ganze Platz sah unheimlich aus, und er sagte, ihm wäre es ordentlich so vorgekommen, als ob sich das ganze Schilf des Ufers hinauf- und von dem einsamen Platz fortdrängen wollte.«
    »Hat er die Leiche gefunden?« flüsterte Georgine, aber so leise, daß sie die Frage wiederholen mußte, ehe sie der Bootsmann verstand.
    »Die Leiche? Nein, Gott bewahre; es ist ja auch noch immer nur ein Verdacht, den er hat; Olyo kommt vielleicht heute oder morgen zurück, und dann ist die ganze Sorge um nichts gewesen.«
    »Peter«, sagte die Frau nach kurzem Sinnen, während sie die Hände fast unbewußt auf der Stuhllehne faltete, auf welche sie sich wirklich stützen mußte, – »willst du mir in dieser Sache – Gewißheit verschaffen? Willst du mir –«
    »Die könnte am besten der Neger geben«, entgegnete Peter mürrisch – »Aufrichtig gesagt möchte ich auch mit der ganzen Geschichte nicht viel zu tun haben. – Der Kapitän könnte es nicht gern sehen!«
    »So? Vermutest du das auch?» fragte Georgine rasch.
    »Nun ja, – er machte sich nicht besonders viel aus dem Knaben und wußte auch, daß der Junge auf ihn aufpassen sollte.«
    »Er wußte das? Und so glaubst du vielleicht gar, daß es ihm lieb sein möchte, den Knaben auf solche Art losgeworden zu sein, – daß es vielleicht gar auf seinen Befehl –«
    »Bitte um Verzeihung«, rief Peter rasch und erschrocken, »so lange in meinem Kopf nur ein Fingerhut voll Verstand bleibt, soll solche Behauptung wahrhaftig nicht über meine Lippen kommen. Das sind auch überdies Sachen, um die ich mich nie kümmere. Ich tue meine Arbeit und lasse den Rest in Ruhe, so lange sie mir ein Gleiches gönnen.«
    »Gut dann, Peter, das ist recht von dir; aber würdest du dich weigern, mir, wenn ich dich recht dringend darum bäte, einen großen Dienst zu leisten, – einen Dienst, den ich dir fürstlich lohnen wollte?«
    »Einen Dienst zu leisten? – Weigern? Ei, Gott bewahre! Es wäre ja nur eigentlich meine Pflicht und Schuldigkeit, besonders gegen eine Lady!«
    »Gut, – du versprichst mir also, meine Bitte zu erfüllen?«
    »Wenn ich es kann, von Herzen gern.«
    »Gib mir deine Hand darauf.«
    Peter zögerte; die Sache fing an, zu ernsthaft zu werden, und es gereute ihn schon fast, sein Wort so ganz bestimmt gegeben zu haben. Georgine streckte ihm aber die weiße und jetzt marmorkalte Hand so bittend entgegen, daß er nicht nein sagen konnte und einschlug. Die Hornfinger ruhten für einen Augenblick in dem weichen Griff der zarten Rechten.
    »Du hast dein Wort gegeben«, flüsterte jetzt die Frau, »du wirst es als Mann nicht brechen wollen. – Nimm Haken und Seile mit; jene Bucht, von der du sprichst, wird nicht so tief sein. Schaffe mir die Leiche! – Du kannst einen von den Enterhaken mitnehmen; auf dem Boden hingezogen, muß er sich in die Kleider –« sie hielt einen Augenblick inne und barg das Gesicht in den Händen; gleich darauf aber fuhr sie mit der vorigen Ruhe und Festigkeit fort: »in die Kleider des unglücklichen Knaben einhaken. Die Leiche schaffst du mir, sobald du sie hast, hier herüber. – Olyo soll wenigsten ein Grab in trockener Erde haben. Willst du das tun?«
    »Wenn aber Kapitän Kelly kommt und nach mir fragt?«
    »Die Entschuldigung deiner Abwesenheit laß meine Sorge sein. Willst du mir die Leiche herschaffen?«
    »Meinetwegen denn, ja«, brummte Peter; »die Bucht ist höchstens zehn Fuß tief, vielleicht nicht einmal das; wo aber schaffe ich den – den Kadaver hin?«
    »Hier in mein Haus, dort in jenes Kabinett. Das Weitere besorge ich selber. Doch jetzt noch eins, – wo habt ihr den Neger aufbewahrt?«
    »Der liegt in dem einen Stalle da drüben, den sie für ein zeitweiliges Gefängnis hergerichtet haben«, sagte Peter. »Corny ist heute tatsächlich an den Bißwunden gestorben; es war

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