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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Walde?«
    »Weil er nicht in der Stadt war. Donnerwetter, durch die Luft kann er nicht davongeflogen sein, und da glaubte ich, ich müßte ihn entweder in der Stadt, im Walde oder woanders finden. – Irgendwo muß er doch stecken, aber umsonst; – in der Stadt ist er nicht, im Walde auch nicht –«
    »Und im Wasser, Peter? – Im Wasser?« flüsterte Georgine mit kaum hörbarer Stimme.
    »Im Wasser?« fragte der Bootsmann erschreckt und blickte sich scheu nach ihr um. »Wie kommt Ihr darauf?«
    Georgine begegnete seinem Auge in stummem Entsetzen und stöhnte endlich, aber so leise, daß er die Worte kaum verstehen konnte: »Also im Wasser, – im Wasser hast du ihn gefunden? Mensch, rede! Du bringst mich, beim ewigen Gott, noch zur Verzweiflung.«
    »Nein, auch nicht!« sagte der Alte und biß ein riesiges Stück von seinem Tabak herunter.
    »Also hast du doch im Wasser nach ihm gesucht? Du mußt Verdacht geschöpft haben; du glaubtest ihn dort zu finden. – Sprich und reiße mich aus einer Ungewißheit, die fürchterlicher ist, als selbst die gräßlichste Wahrheit sein könnte.«
    »Im Wasser gesucht? Ich? – Unsinn! Weshalb sollte ich im Wasser suchen? – Harris meinte nur –«
    »Was meinte Harris, Peter?« fragte Georgine jetzt mit erkünstelter Fassung, da sie bemerkte, daß der Narbige endlich zu erzählen begann, und sie ihn irre zu machen fürchtete, wenn sie sich nicht soviel wie möglich bezwang.
    »Ei nun, daß der Mestize nicht ans Ufer gekommen wäre«, fuhr der Bootsmann fort und hustete dabei ein paarmal, als ob die Worte nicht recht aus der Kehle wollten. »Harris sah das Boot ans Land kommen und wollte gern nachher mit Olyo sprechen. Den einzigen möglichen Weg aber, der von dort aus, wo das Boot eingelaufen ist, in den lichteren Wald führte, hatte er nicht betreten, und kein Mensch antwortete ihm auch, als er später nach allen Richtungen hin den Namen rief.«
    »Olyo wird sich versteckt haben«, flüsterte Georgine mit kaum hörbarer Stimme; – »er – er traute sicherlich dem Rufe nicht und wünschte ungesehen zu bleiben.«
    »Ja, das meinte Harris auch«, fuhr Peter fort, der jetzt durch die angenommene Fassung der Frau selbst beruhigt und sicher gemacht wurde – »das meinte Harris auch; es – es kam ihm aber sonderbar vor, daß der Neger so schnell wieder zurückruderte, da er ihn doch eigentlich, wie es am wahrscheinlichsten gewesen wäre, wenigstens so weit hätte begleiten müssen, daß er sich nicht mehr verirren konnte. Bolivar trieb überdies noch ein ganzes Stück stromab, ehe er wieder zu rudern anfing, und war indessen emsig mit etwas beschäftigt, das jener aber der weiten Entfernung wegen nicht erkennen konnte. Nachher wollte er gern sehen, wo das Boot in der kleinen Bucht, in der es eingelaufen war, gelandet wäre. Nirgends aber war eine Spur davon zu entdecken, und der weiche Erdboden hätte auf jeden Fall selbst den leisesten Eindruck bewahren müssen.«
    »Nun? Und was weiter?« fragte Georgine, als jener einen Augenblick schwieg und dann unschlüssig zu der Frau aufblickte. Aber er sah nicht das leise, kaum merkbare Zucken der Lippen; er sah nicht das innerliche Beben der ganzen Gestalt; er sah nicht, wie die eine kleine Hand krampfhaft die Stuhllehne umklammert hielt, auf die sie sich stützte, als ob sie in das reichgeschnitzte Mahagoniholz die zarten Finger fest und tief eingraben wollte. – Nur die totenbleichen Wangen sah er und das kalt und ruhig auf ihn geheftete Auge und fuhr nach kurzem Zögern wieder fort: »– Am Ufer war nichts zu erkennen aber auf dem Wasser –«
    »Auf dem Wasser?« – wiederholte Georgine leise und tonlos. »Ei, zum Teufel, er kann sich auch geirrt haben!« brach da der Bootsmann die Mitteilung plötzlich kurz ab; er wußte recht gut, wie Georgine an dem Knaben hing, wenn er auch dafür keinen Grund angeben konnte. Es wurde ihm auch dabei selber peinlich, eine Geschichte, die ihm selbst fatal schien, so aus sich herauspressen zu lassen, während er sich doch auch wieder scheute, gerade von der Leber weg zu reden. Georgine war aber nicht gesonnen, ihn so wieder loszugeben, da sie jetzt wohl fühlte, er wisse mehr, als er gestehen wollte »Er hat etwas auf dem Wasser schimmern sehen, Peter«, sagte sie, fast ebenso leise wie vorher. – »Was war es? Verheimliche mir nichts, – selbst wenn es nur noch Vermutung sein sollte! –«
    »Hm, Unsinn«, brummte Peter und sah sich sehnsüchtig nach der Tür um. Die jetzt auf ihm

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