Die Flusswelt Der Zeit
erweckte, als läge eine nie endende Jugend vor mir glaubte ich, daß weder Gott im Himmel noch ein Teufel in der Lage wäre, mich zu stoppen, und wollte endlich das werden, was ich mir schon lange erhofft hatte. Ein noch größerer Mann als Hitler! Das kleine Gebiet, in dem wir einander zum erstenmal begegneten, sollte nur der Anfang sein. Ich sah vor mir ein Imperium, das sich zu beiden Seiten des Flusses in unendliche Fernen erstreckte. Ich wollte Herrscher über ein Gebiet werden, das zehnmal größer sein sollte als das, von dem Hitler jemals träumte!«
Er brach erneut in Tränen aus, hielt inne, um einen weiteren Schluck Wasser zu trinken, und schob sich schließlich einen Gummistreifen zwischen die Lippen. Göring begann zu kauen; nach und nach wurden seine Züge entspannter.
»Ich wurde ständig von dem Alptraum verfolgt, daß Sie mir eine Lanze in den Leib rammten«, fuhr er nach einer Weile fort. »Wenn ich aufwachte, verspürte ich echten Schmerz. Und so fing ich schließlich an, Gummi zu kauen, um dieses schreckliche Gefühl zu verdrängen. Zunächst half es mir wirklich. Es machte mich innerlich groß. Ich fühlte mich wie der Herr der Welt, wie Hitler, Napoleon, Julius Cäsar, Alexander der Große, Dschingis Khan und wer weiß was in einer Person. Ich wurde zum Kommandanten von Richthofens Geschwader; es war eine herrliche Zeit, sicherlich die bisher schönste in meinem Leben. Aber dann schwand die Euphorie, und ich fiel in eine Hölle.
Ich wurde zu meinem eigenen Ankläger, während sich hinter mir eine Million weiterer befand, die die Opfer dieses großen und glorreichen Helden, dieses wahnsinnigen Hitler repräsentierten, den ich unterstützt hatte. Und in dessen Auftrag ich so viele Verbrechen beging.«
»Sie geben zu, Verbrechen begangen zu haben?« fragte Burton. »Diese Feststellung unterscheidet sich allerdings stark von dem, was Sie früher behaupteten. Früher sagten Sie, daß alle Ihre Taten zu begründen wären und daß gewisse Kreise Sie hereinge…«
Burton stoppte seinen Redefluß in dem Moment, in dem er bemerkte, daß er vom Thema abschweifte. »Daß Ihnen das Gewissen zu schaffen machen soll, ist fast unglaublich. Aber vielleicht erklärt das die Verwirrung der Puritaner, weshalb man ihnen zusätzlich zu der Nahrung in den Gralen Alkohol, Tabak, Marihuana und Traumgummi anbietet. Beim Traumgummi scheint es sich zumindest für diejenigen um ein gefährliches Geschenk zu handeln, die tölpelhaft genug sind, es zu verwenden.«
Er trat näher an Göring heran. Die Augen des Deutschen waren halb geschlossen. Sein Unterkiefer hing herunter.
»Sie sind über meine Identität informiert, Göring. Aber ich reise aus guten Gründen unter einem falschen Namen. Erinnern Sie sich an Spruce, einen Ihrer Sklaven? Nach Ihrem Tod wurde er aus Zufall als einer derjenigen entlarvt, die für unsere Wiedererweckung verantwortlich sind. Wir nennen diese Leute, weil wir noch keine passendere Bezeichnung für sie gefunden haben, die >Ethiker<. Göring, hören Sie mir überhaupt zu?«
Göring nickte.
»Bevor wir herausbekamen, was uns interessierte, brachte dieser Spruce sich selbst um. Später drangen einige seiner Leute in unser Gebiet ein und betäubten – möglicherweise unter Zuhilfenahme eines Gases – die gesamte Bevölkerung. Ihr Plan war, mich zu ihrem Hauptquartier – wir wissen nicht, wo es liegt – zu verschleppen. Aber sie fanden mich nicht, denn ich befand mich zu dieser Zeit auf einer Reise. Als ich zurückkam und feststellte, daß sie hinter mir her waren, floh ich. Ich bin seit diesem Tag unterwegs. Hören Sie mir zu, Göring?«
Burton versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Göring sagte: »Au!« Er taumelte ein paar Schritte zurück und hielt sich die schmerzende Wange.
Seine Augen waren weit aufgerissen, und er verzog unwillig das Gesicht.
»Natürlich habe ich Ihnen zugehört«, knurrte er wütend. »Ich hielt es nur nicht für notwendig, darauf eine Antwort zu geben. Nichts ist notwendig, gar nichts. Ich will nichts anderes, als sanft dahinfließen; weg von hier und weg von…«
»Halten Sie den Mund und hören Sie zu!« sagte Burton. »Die Ethiker haben überall ihre Spione sitzen, die nach mir Ausschau halten. Ich kann es mir nicht leisten, Sie leben zu lassen, ist Ihnen das klar? Ich kann Ihnen nicht trauen. Selbst wenn Sie ein Freund wären, wäre mir das nicht möglich – denn Sie sind ein Gummikauer!«
Göring kicherte, taumelte auf Burton zu und versuchte ihm
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