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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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gerne selbst erzählen!“, bremse ich ihren Enthusiasmus. „War der Mann, mit dem Sie vor vier Tagen geredet haben, der Inspektor, den Sie kennen? Haben Sie ihn um Nachforschungen gebeten?“
    „Wann können Sie morgen auf dem Revier sein?“ Isabelle Wagner geht überhaupt nicht auf meine Fragen ein, auch das ist Kalkül, sie ist eben durch und durch Polizistin.
    „Passt Ihnen zehn Uhr?“, frage ich förmlich, so als würde ich mit einem Kunden einen Fototermin vereinbaren. Als ich keine Bestätigung höre, frage ich schnell nach. „Es ist aber auch schon früher möglich!“
    „Nein, nein! Zehn Uhr passt vorzüglich, Frau See.“ Isabelle Wagner schweigt und scheint nachzudenken. „Können Sie mir die Fotos mailen?“ fragt sie dann. „Meine Mailadresse müsste auf der Visitenkarte stehen, die ich Ihnen damals gegeben habe.“
    Plötzlich klopft es laut an der Tür.
    „Frau See? Sind Sie da drinnen? Mit wem sprechen Sie? Antworten Sie, sonst breche ich die Tür auf!“ Frieda, die Pflegerin, rüttelt so fest an der Klinke, dass die ganze Tür erzittert. 
    „Ich kann nicht schlafen!“, antworte ich absichtlich besonders träge. „Von den vielen Tabletten bekomme ich immer schreckliche Magenschmerzen. Deshalb bin ich auch hier unten. Außerdem habe ich Frauenbeschwerden.“
    „Interessiert mich nicht! Kommen Sie heraus!“, antwortet Frieda völlig unbeeindruckt im Kasernenton. „Sonst wecke ich Ihren Mann und öffne die Tür gewaltsam.“
    Ich bin mir sicher, dass Frieda ihre Drohung wahr macht, wenn ich nicht sofort reagiere.
    „Einen Augenblick!“ Ich drücke die Spülung und öffne nur wenige Sekunden später die Tür.
    Frieda steht mit vor der Brust verschränkten Armen im Flur und sieht mich von oben bis unten an.
    „Mit wem haben Sie gesprochen?“
    „Mit niemandem! Ich führe öfter Selbstgespräche!“ Genervt zucke ich mit den Schultern, will an ihr vorbei wieder nach oben in mein Schlafzimmer. Doch Frieda hält mich mit eisernem Griff zurück.
    „Ich soll auf Sie aufpassen, Frau See“, sagt sie ruhig und bestimmt. „Damit Sie keine Dummheiten mehr machen! Also was haben Sie hier in Ihrem Bademantel?“
    Frieda deutet auf die verräterische Ausbuchtung und wartet meine Antwort gar nicht erst ab. Mit einer blitzschnellen Handbewegung langt sie sofort in die Tasche meines Bademantels und zieht ein Päckchen Tampons heraus.
    „Ich habe Ihnen doch zuvor gesagt, dass ich Frauenbeschwerden habe!“ Wütend schüttle ich Friedas Hand ab, drehe mich um und gehe betont gelassen den Flur entlang. Mit Friedas zweifelnden Blicken in meinem Rücken steige ich langsam die Treppe hoch und bin froh, als ich mich endlich wieder in meinem Schlafzimmer befinde. Gregor schläft tief und fest und hat von alledem nichts mitbekommen. Ich lasse den Bademantel einfach zu Boden fallen und ziehe vorsichtig das Handy aus meinem Slip. Frieda hat mir zwar schon früher mein privates Handy abgenommen, aber nicht gewusst, dass ich auch ein Businesshandy besitze. Auch Gregor hat nicht daran gedacht, einfach weil es ihn nie interessiert hat, was ich arbeite. Das ist ein Vorteil für mich, denn so bin ich nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten, denn ich kann telefonieren. Doch wen sollte ich eigentlich anrufen? Außer Marion habe ich niemanden mehr. Ich verstecke das Handy schnell unter meinem Kopfpolster und starre schlaflos an die Decke. Morgen ist ein entscheidender Tag, denke ich und mein Herz pocht, denn mir ist nicht klar, was da auf mich zukommt. Doch Marions Foto ist der Beweis, dass ich mir nicht alles eingebildet habe.
    Schon wieder Marion! Auch diese Fotos der Wohnung hat Marion gemacht. Mir hat sie nichts davon erzählt. Warum nur? Alle Informationen stammen also ausschließlich von Marion. Weshalb engagiert sich Marion so für mich? Weil sie meine beste Freundin ist und mir helfen will. Oder gibt es einen anderen Grund dafür? Mit diesen Zweifeln schlafe ich schließlich ein.

16. Dienstag - vormittags

    „Ich will einen Mord gestehen, an den ich mich zwar nur fragmentarisch erinnern kann. Trotzdem kann ich mit dieser Ungewissheit einfach nicht mehr leben!“ Das wird die Einleitung zu meiner Aussage bei der Polizei sein. Meine Erinnerung an diesen blutigen Morgen, als ich mit dem Messer in der Hand vor Talvins Leiche stand, wird von Tag zu Tag stärker, ist so realistisch, dass ich sogar den Messergriff in meiner Hand spüren kann. Nur das entscheidende Stückchen Erinnerung fehlt noch, dieses

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