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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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ist aufgewacht und ich hocke im Bad auf dem Boden und checke sein Smartphone. Das kann böse enden, sehr böse sogar. Ich beginne heftig zu zittern und meine Fingerspitzen sind ganz feucht vor Nervosität. Marion hat unendlich viele Fotos von der Wohnung geschossen, warum hat sie mir davon nichts erzählt?
    „Shit, shit, shit!“, fluche ich leise vor mich hin, als ich die Bettdecke im Schlafzimmer rascheln höre. Richtig, Gregor kann nur in gestärkter Bettwäsche schlafen, das liegt so in seiner Familie, gibt er lächelnd als Grund an. Ist doch verrückt, oder?
    „Adriana? Bist du im Bad?“ Schritte nähern sich dem Badezimmer und mein Herz beginnt vor Aufregung, wie wahnsinnig zu pochen.
    „Ich, ich kann nicht schlafen. Frauenbeschwerden!“ Dieses Zauberwort hilft immer, denn sofort höre ich, wie Gregor vor der Tür stehen bleibt, umdreht, wieder zurück ins Bett plumpst und das Licht ausknipst.
    „Bleib aber nicht zulange wach, Adriana! Sonst kannst du nicht wieder einschlafen.“
    Endlich habe ich alle Fotos an meinen Laptop gemailt und die Versand-Mails auf Gregors Handy gelöscht. Ich muss mich sehr beherrschen, nicht auch die Bilder von sexy A. M. zu löschen, aber dann wüsste Gregor, dass ich an seinem Handy gewesen bin.
    Gregor ist bereits wieder eingeschlafen, als ich neben ihm ins Bett schlüpfe und mich in meinen Gedanken hemmungslos Talvin hingebe. Ich starre in den Spiegel an der Decke über dem Bett und unsere Körper sind ein grafisches Muster, beinahe schon ein Mandala. Sein dunkler Rücken, der vor Schweiß glänzt, und seine muskulösen Pobacken kontrastieren perfekt mit meinen langen schlanken Beinen, die ich seitlich unter seinem Körper beinahe waagrecht wegstrecke, damit ich ihn intensiver in mir spüren kann. Sein Kopf mit den schimmernden schwarzen Haaren liegt in meiner Halsbeuge und meine bleichen Arme mit den zu Krallen gespreizten Fingern ziehen ein Muster aus Liebe und Geilheit über seinen schweißnassen Rücken. Beide kommen wir gleichzeitig und ich will die Augen offen halten und mich dabei im Spiegel betrachten, schaffe es aber nicht, denn die Welle, die mich überrollt, löscht sämtliche rationalen Gedanken in mir aus und bei der kleinsten Bewegung durchzuckt mich ein sinnlicher Schauer.
    Nackt und mit glühender Haut gehe ich leichtfüßig in das Wohnzimmer zum Küchentresen, um Talvin und mir einen Drink zu holen. Spielerisch streiche ich dabei mit meiner Handfläche über die Griffe der Messer in dem wie ein Holzstock geformten Messerblock. Ich konzentriere mich auf diese Szene, denn ich habe das Gefühl, ein entscheidendes Detail übersehen zu haben. Also noch einmal, nur diesmal viel, viel langsamer.
    „Der Messerblock!“, rufe ich plötzlich und halte mir gleich darauf die Hand vor den Mund, denn Gregor wälzt sich im Schlaf unruhig zur Seite.
    „Der Messerblock!“, flüstere ich nochmals, denn ich muss das Wort aussprechen, um es nicht zu vergessen. Mit klopfendem Herzen warte ich, bis Gregor wieder entspannt auf dem Rücken liegt und sich sein breiter Brustkorb rhythmisch hebt und wieder senkt. So betrachte ich ihn mehrere Minuten lang, während in meinem Kopf das Wort „Messerblock“ hämmert und pocht. Dann schleiche ich aus unserem Schlafzimmer, die Treppe nach unten und suche meinen Laptop. Der steht in Gregors Arbeitszimmer. Doch als ich die Klinke herunterdrücke, bemerke ich, dass  die Tür abgesperrt ist. Was will Gregor vor mir verbergen? Warum versperrt er sein Arbeitszimmer vor mir? Will er mich aus seinem Leben ausschließen, um vielleicht mit dieser A. M. ein neues Leben zu beginnen, um sich zu verjüngen?
    ‚Ruhe Adriana!‘, ermahne ich mich selbst. Darum geht es im Augenblick nicht. Es geht um diesen verdammten Messerblock! Du musst dir das Wort merken, hast du verstanden? Ich haste barfuß zurück nach oben in unser Schlafzimmer, wo Gregor wieder ruhig und entspannt schläft. Auf Zehenspitzen schleiche ich an seinen Nachttisch, sehe die Schlüssel an dem Stahlring, der die Form einer Handschelle hat und den ich Gregor zum Hochzeitstag geschenkt habe. Ich glaube, die Handschelle ist ihm noch immer ein wenig peinlich, aber aus Loyalität zu mir verwendet er den Schlüsselbund täglich.
    Gregor ist paranoid, denke ich, als ich den Schlüssel zu seinem Arbeitszimmer in das Schloss stecke und die Tür öffne. Er versperrt sein Zimmer, nimmt den Schlüssel mit und denkt, damit ist alles gesichert. Aber nichts ist sicher. Als Erstes werde ich

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