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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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ist das Letzte, was ich jetzt tun werde. Ich will nur noch zurück in mein Bett und schlafen, schlafen, schlafen.
    Im Wohnzimmer wird der Fernseher eingeschaltet. Wie fast alle Frauen ist auch Frieda total von meinem Mann beeindruckt und will die Sendung auf gar keinen Fall verpassen.
    „Schon wieder eine Wählerstimme mehr“, hat mir Gregor zugeflüstert, nachdem sie um eine Autogrammkarte gebeten hatte, und dabei verschwörerisch geblinzelt.
    Die vielen Tabletten, die mir Dr. Mertens verschrieben hat, machen mich völlig benommen und mir fällt das Denken ziemlich schwer. Aus dem Wohnzimmer höre ich Gregors Stimme, aber ich kann nicht unterscheiden, ob sie aus dem Fernseher kommt oder er selbst schon wieder von der Talkshow zurück ist.
    Früher bin ich immer von einem Thema zum anderen gesprungen, jetzt hänge ich an einem Gedanken, bis ich ihn vollkommen ausgelutscht habe. Einer dieser Gedanken, die sich endlos in die Länge ziehen, kreist um die Fotos in der Wohnung. Es waren diese seelenlosen Bilder, die von Marion gemacht wurden. Weit hinten in meinem Schädel ist eine nebulöse Information gespeichert, die mit diesen Fotos zu tun hat. Irgendetwas daran ist mir aufgefallen, als ich sie durchgeklickt habe, aber ich kann nicht sagen, was es gewesen ist.

    Als ich erwache, ist es heller Tag. Ich öffne die Augen und sehe meinen mit einem schmutzigen Leintuch verhüllten Körper in einem Spiegel an der Decke. Während ich umständlich und mit schmerzendem Kopf aus dem Bett steige, löst sich das Leintuch, aber ich bin zu müde, um mich wieder darin einzuhüllen. Langsam stehe ich auf, öffne die Tür, die in das Wohnzimmer führt. Durch die riesige Glasfront knallt die Morgensonne so unbarmherzig herein, dass ich die Augen schließen muss, um nicht blind zu werden. Vorsichtig tappe ich weiter zu der Kochinsel, die wie der Bug eines Schiffes mitten in den Raum ragt. Ich stoße mit dem Fuß an ein Hindernis. Ehe ich nach unten sehe, streift mein Blick wie zufällig den Messerblock, der auf der Arbeitsplatte steht. Ein Messer fehlt und ich weiß auch, warum. Es liegt am Boden neben einem toten Mann, dessen Bein ich soeben berührt habe. Das Messer liegt neben meinem toten Liebhaber. Automatisch hebe ich es auf, es liegt gut in meiner Hand, ist ein schön gearbeitetes Designerstück, nur ist es jetzt blutbeschmiert und eine Mordwaffe.
    Plötzlich habe ich das Gefühl, als wäre noch jemand in der Wohnung. Ich will mich noch umdrehen, doch jetzt wird alles zunächst schwarz, dann blendend weiß und überbelichtet und schweißgebadet wache ich erst jetzt wirklich auf.
    Es ist zwei Uhr morgens und langsam lässt auch die Wirkung der Tabletten nach. Das wattige Gefühl im Kopf verschwindet, dafür setzt ein nervöses Kribbeln ein, so als würde eine Horde Ameisen unter meiner Haut ihre Bahn ziehen. Mit weit aufgerissenen Augen liege ich im Bett, versuche, so gut es geht, die Ameisenhorde zu ignorieren und überlege.
    Gregor hat mir die Fotos auf seinem Smartphone gezeigt. Ich brauche jetzt also nur die Bilder von seinem Smartphone auf meinen Laptop zu schicken, dann kann ich sie morgen in aller Ruhe durchsehen. Der Messerblock hat sich in meinem Denken eingenistet und ich habe keine Ahnung, warum das so ist.
    Gregor wälzt sich unruhig im Bett hin und her, während ich im Badezimmer sein Sakko inspiziere und das Smartphone in der Außentasche finde. Ich scrolle mich durch die verschiedensten Bilder von langweiligen Parteiveranstaltungen mit übergewichtigen Funktionären. Ein Fotoordner heißt PR und der interessiert mich besonders. Was ich sehe, bestätigt nur meine Ahnungen. Auf den letzten drei Fotos ist die junge A. M. zu sehen. Sie lacht in die Kamera und ihre Augen blitzen verliebt. Einmal drückt sie einen kleinen Hund an ihre Wange und grinst verzückt, ein anderes Mal steht sie neben einem grauen Esel, der aber den Kopf von ihr wegdreht. Auf allen Bildern trägt sie ein hautenges T-Shirt mit dem Parteilogo darauf und sie sieht wirklich verdammt gut aus!
    Warum nur speichert Gregor diese Bilder auf seinem Handy? Es kann nur einen Grund geben und der ist mehr als offensichtlich. Aber wozu aufregen? Im Augenblick habe ich Wichtigeres zu tun, als mit sexy A. M. zu konkurrieren. Jetzt muss ich die anderen Bilder finden. Nach einigem Hin und Her finde ich den richtigen Ordner, muss aber jedes Bild einzeln auf meinen Laptop schicken und das macht jedes Mal einen leisen Piepton.
    „Adriana? Wo bist du?“
    Gregor

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