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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wiederholen. Sie vergeuden Ihre Zeit, Mr Pitt – und auch die meine, die möglicherweise sehr bemessen ist.« Sie sagte das ohne den geringsten Anflug von Selbstmitleid, doch konnte er an ihrem Gesicht erkennen, dass hinter ihrem Mut unendlicher Kummer lag.
    Er blieb stehen, weil es außer ihrer Pritsche keine Sitzgelegenheit gab.
    »Ich war vor etwa drei Wochen in Alexandria«, begann er. Er sah, wie sie vor Überraschung erstarrte, ohne aber etwas zu sagen. »Ich wollte mehr über Sie in Erfahrung bringen«, fuhr er fort. »Und ich muss gestehen, dass mich in Erstaunen versetzt hat, was ich erfahren habe.«
    Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und verschwand gleich wieder. Sie strahlte eine Ruhe aus, die nichts damit zu tun hatte, dass sie sich nicht bewegte – es war eine innere Beherrschung, eine Gelassenheit des Geistes.
    »Ich glaube, Sie sind nach England gekommen, weil Sie Ryerson dazu bewegen wollten, dass er Einfluss auf die Baumwollindustrie nimmt, damit mehr ägyptische Baumwolle dort verarbeitet wird, wo man sie anbaut, und die Fabriken wieder in Gang gesetzt werden können, wie zu Mohammed Alis Zeiten.«
    Wieder war sie sprachlos. Ihre Verwunderung äußerte sich in einem kaum wahrnehmbaren Anhalten des Atems, das er mehr spürte als sah.
    »Dahinter stand die Absicht zu erreichen, dass Ihr Volk durch seiner Hände Arbeit Wohlstand erlangen kann«, fügte er hinzu.
»Das war eine naive Annahme. Wäre Ihnen klar gewesen, wie viel Geld in dieser Industrie steckt, wie viele mächtige Menschen dahinter stehen, hätten Sie wahrscheinlich bald erkannt, dass kein Einwohner Einfluss darauf nehmen kann, nicht einmal jemand in Ryersons Position.«
    Sie holte Luft, als wolle sie etwas dagegen sagen, stieß dann aber den Atem lautlos wieder aus und wandte sich halb von ihm ab. Das Licht spielte auf ihrem Gesicht wie auf glänzender Seide. Ihre Haut war untadelig, die Backenknochen hoch, ihre Nase lang und gerade, und die Augen standen leicht schräg. Es war ein Gesicht, auf dem sich Leidenschaft und unendliche Würde mischten. Die feinen Linien, die er nur sehen konnte, weil er ganz in ihrer Nähe stand, rührten vom Lachen, waren zu seiner Überraschung ein Hinweis darauf, dass sie nicht nur intelligent, sondern auch zur Ironie fähig war.
    »Vermutlich war dem Mann, der Sie hergeschickt hat, klar, dass Ihr Vorhaben keinesfalls gelingen konnte«, fuhr er fort. Er war nicht sicher, ob sich ein Schatten bewegt hatte oder ob bei diesen Worten ihr Körper unter der Seide ihres Kleides erstarrt war. »Ich nehme an, dass er einen anderen Zweck verfolgt hat«, sprach er weiter, »und die Baumwolle nur ein Vorwand war, den er Ihnen nannte, weil das eine Aufgabe war, der Sie mit aller Kraft dienen konnten, ganz gleich, was es Sie selbst kosten würde.«
    »Sie irren sich«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Sofern ich naiv war, habe ich einen hohen Preis dafür bezahlt, aber Leutnant Lovat habe ich nicht getötet.«
    »Und trotzdem sind Sie bereit, sich dafür hängen zu lassen?«, fragte er überrascht. »Und nehmen auch in Kauf, dass man Mr Ryerson hängt?«
    Sie zuckte leicht zusammen, als hätte er sie geschlagen, änderte ihre Position aber nicht im Geringsten und gab keinen Laut von sich.
    »Glauben Sie etwa, man würde ihn laufen lassen, weil er Kabinettsmitglied ist?«, fragte Pitt.
    Endlich wandte sie sich ihm zu. Ihre weit offenen Augen waren nahezu schwarz.
    »Ist Ihnen noch nicht aufgegangen, dass er Feinde hat?«, fragte er lauter, als es seiner Art entsprach. Wenn er sie mit Samthandschuhen anfasste, würde sie ihm vielleicht ausweichen, und er würde wieder nicht die Wahrheit erfahren. »Wer auch immer Sie hergeschickt hat, hat weit mehr im Sinn als Baumwolle, ob in Ägypten oder Manchester.«
    »Das stimmt nicht.« Sie sagte es wie eine Tatsache. In ihren Augen lag der Ausdruck von Gewissheit. Doch schon sah er, dass sie schwankend wurde.
    »Wenn Sie Lovat nicht getötet haben, wer war es dann?«, fragte er, wieder mit leiser Stimme. Noch hatte er sich nicht entschieden, ob er auf das Massaker zu sprechen kommen oder es nur andeuten wollte. Er beobachtete sie, versuchte in ihrem Gesichtsausdruck zu lesen, einen Hinweis zu finden, und sei er noch so flüchtig, der den Hass verriet, der hinter einem Mord aus Rache stehen konnte. Bisher hatte er nicht einmal eine Andeutung davon gesehen.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Aber Sie haben gesagt, dass die Sache nichts mit Baumwolle zu tun

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