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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Erwägungen einbeziehen! Verdammt! Das hätte mir nicht passieren dürfen!« Er riss eine Schublade auf, der er eine Pistole entnahm. Dann schob er sie mit Schwung wieder zu und ging Pitt mit großen Schritten voraus. »Ich hoffe, Sie waren so klug, die Droschke warten zu lassen«, sagte er spitz.
    »Selbstverständlich«, gab Pitt zurück und folgte ihm aus der Haustür, die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus, wo die Droschke stand. Unruhig tänzelte das Pferd. Vielleicht spürte es die Anspannung des Kutschers.
    »Eden Lodge!«, sagte Narraway knapp, stieg vor Pitt ein und gebot dem Kutscher mit einer Handbewegung anzufahren, während Pitt noch den Fuß auf dem Trittbrett hatte.
    Auf der ganzen Fahrt durch die belebten Straßen, um Plätze herum, unter Bäumen hindurch, deren Laub sich langsam verfärbte, sprach keiner der beiden ein Wort.
    Als die Droschke vor Eden Lodge anhielt, stieß Narraway hervor: »Hinten herum!«, und sprang gelenkig heraus.
    Das Haus stand verlassen. Der Herd in der Küche war kalt, die Asche grau, die Lebensmittel in der Vorratskammer fast schon verdorben.
    Narraway stieß einen wilden Fluch aus, doch war ihm klar, dass weder er noch sonst jemand etwas tun konnte.

KAPITEL 13
    W eder der Polizei noch einem der anderen Männer, die Narraway auf die Fährte von Ayesha Sacharis Diener setzte, gelang es, eine Spur von Tariq El Abd zu finden. Der Sonntag war kalt und windig, als ob auch das Wetter eine bevorstehende Katastrophe gespürt hätte, so wie Pitt. Er saß den ganzen Tag im Hause herum, weil es für ihn nichts Nützliches zu tun gab. Die Verhandlung sollte am nächsten Vormittag weitergehen, und vermutlich würde dann der Diener wieder auftauchen, um vor der Öffentlichkeit die Wahrheit über das Massaker mit all seinen gewalttätigen und entsetzlichen Einzelheiten auszubreiten. Damit wären alle Aussichten dahin, in Ägypten je Frieden zu schaffen. Es würde mit Sicherheit das Ende der englischen Herrschaft und aller Vorteile bedeuten, die das britische Weltreich aus dem Besitz des Suezkanals zog.
    Pitt hatte Charlotte berichtet, was er wusste, da es ihm sinnlos erschien, ihr etwas vorzuenthalten. Den einzigen Teil der Geschichte, der mit Gefahren verbunden war, hatte sie schon vor ihm gekannt.
    Das sonntägliche Mittagessen, bei dem die Familie stets gemeinsam am Tisch saß, war die förmlichste Mahlzeit der ganzen Woche. Daniel und Jemima erschien es Angst einflößend und aufregend zugleich. Es war fast, als wären sie erwachsen, was sie sich zwar wünschten, denn es gehört zum Leben – aber doch nicht unbedingt so früh!
    Nach der Mahlzeit zogen sich Gracie und die Kinder den Mantel an und verließen das Haus zu einem Spaziergang. Pitt setzte
sich ans Kaminfeuer und tat so, als ob er läse, blätterte aber kein einziges Mal um, während sich Charlotte ein zu säumendes Laken vornahm. Auf diese Arbeit brauchte sie sich nicht zu konzentrieren, sie konnte sie mechanisch erledigen.
    »Was wird er deiner Ansicht nach tun?«, brach sie das lastende Schweigen. »Als Zeuge der Verteidigung auftreten und sagen, dass er Lovat aus Rache getötet hat, weil er bei dem Massaker sämtliche Angehörigen verloren hat, oder etwas in der Art? Und das Gemetzel dann in allen Einzelheiten beschreiben?«
    Er hob den Blick zu ihr. »Ich vermute etwas in der Art«, sagte er. Er konnte die Angst in ihrem Gesicht erkennen. Gern hätte er sie mit der Versicherung getröstet, es werde anders ablaufen, vielleicht sogar in der Hoffnung, dass sie etwas dagegen unternehmen konnten, doch gab es da keine Möglichkeit. Er verspürte den Wunsch, sie vor alldem zu bewahren, doch bedeutete es ihm zugleich viel, dass sie gemeinsam an diesem Fall arbeiteten. Sie verstand. Seine Dankbarkeit dafür, dass sie nicht zu den Frauen gehörte, die man nicht mit der Wahrheit konfrontieren darf, oder gar zu denen, die nichts davon wissen wollen, überwältigte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, wie ein Mann die Einsamkeit ertragen sollte, die das bedeutete. Über ein Kind breitete man schützend die Hände, aber eine Frau war eine Gefährtin, mit der man Seite an Seite durchs Leben ging.
    »Sicher wird Mr Narraway den Verteidiger mit den Zusammenhängen vertraut machen«, sagte sie mit fragendem Blick. »Oder ... oder wird der den Mann womöglich selbst in den Zeugenstand rufen?« Die Furcht vor dieser entsetzlichen Möglichkeit ließ sich an ihren Augen ablesen. Ein solcher Gedanke passte nicht im Geringsten zur

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